Käfer-riechende Drohne auf Höhenflug

Heatmap der Feldtest-Befliegung: Die Harzquellen (rot) konnte die Drohne mit ihrer Electronic Nose lokalisieren.

Den Borkenkäferbefall an Fichten bereits im Frühstadium zu erkennen, das steckt hinter dem vom deutschen Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Verbundprojekt „PROTECTFOREST“. Darin arbeiteten Forscher der Uni Göttingen, der Hochschule Rottenburg, der Uni Freiburg und den Drohnenentwicklern von CADmium zwei Jahre lang an einem flugfähigen Detektor für den Baumkronenbereich. Nun steht die Electronic Nose, die Käfer-riechende Drohne, kurz vor dem Abheben in den Arbeitsalltag, berichtet die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR).

„Wir sind begeistert“, heißt es in der Science Corner der Internetseite von PROTECTFOREST. Dabei hatte das Drohnenprojekt, für das eigens ein Halbleiter-Gas-Sensor-Setup – eine so genannte Electronic Nose – entwickelt wurde, mit einigen Turbulenzen zu kämpfen: mit der Datenübertragung im digitalwidrigen Umfeld Wald; mit Messschwierigkeiten durch Rotorblattturbulenzen; mit Böen und Baumwipfeln, die der fliegenden Spürnase arg zusetzten. Ein Baumkletterer musste das ferngesteuerte Flugobjekt nach einer Bruchlandung gar aus einer Baumspitze evakuieren.

Förster haben oft das Nachsehen

Der Borkenkäferbefall wird angeheizt durch den Klimawandel ein immer größeres Problem. Doch die Auswirkungen sind auch deshalb so verheerend, weil der Befall oftmals zu spät erkannt und bekämpft wird. Genau hier setzte die Idee des Teams um Dr. Sebastian Paczkowski von der Georg-August-Universität Göttingen an: Schon beim ersten Borkenkäferbefall sondern Fichten mit dem Harzfluss auch flüchtige Stoffe (volatile organic compononents, oder kurz: VOCs) ab. Misst man diese im unmittelbaren Umfeld des Baumes, dann sollte dies die Anwesenheit von Borkenkäfern verraten.

Detektor für luftige Höhen

Das Problem: Der Borkenkäferbefall bei Fichten setzt meist in der Baumkrone ein. Um aber in den luftigen Höhen des Kronendachs messen zu können, benötigten die Forscher ein fliegendes System: Dazu wählten sie eine ferngesteuerte Drohne und rüsteten diese mit eigens konzipierter Technik aus: 

  • mit einer Sammelvorrichtung für die VOC-Analyse im Labor,
  • mit einem Halbleiter-Gas-Sensor zur online-Detektion für VOCs über dem Kronendach
  • und mit einem System zur Datenerfassung und -übertragung. 

Nach zwei Jahren Entwicklungszeit zieht Dr. Sebastian Paczkowski ein positives Fazit: „Mit der Kombination aus Drohneneinsatz und Gas-Sensorik können wir potentiell Insektenkalamitäten bereits im ersten Jahr des Befalls lokalisieren. Die Reaktionszeiten für den effizienten Forstschutz können sich so im Vergleich zu konventionellen oder drohnengestützten optischen Verfahren um bis zu ein Jahr verkürzen lassen.“

Karten mit Käferbefall

Auch der Zeit- und Kostenaufwand der Käferdetektion werde durch PROTECTFOREST verringert, so der Wissenschaftler. Und schwer zugängliche Flächen könnten leichter kontrolliert werden, weist Paczkowski auf einen weiteren Vorteil hin. Die Sensordaten lassen sich direkt ins Internet übertragen und mit sogenannten HeatMaps können Karten mit Käferbefall erstellt werden.

Angedacht wird eine Ausweitung des Einsatzes der „riechenden“ Drohne auf andere Bereiche, wie etwa in der Landwirtschaft. Auch ein aufbauendes Forschungsprojekt wurde bereits eingereicht, um die Aufklärungsrate von Borkenkäferbefall zu untersuchen und damit die Effizienz der fliegenden Electronic Nose unter Beweis zu stellen. Und eine Unternehmens-Ausgründung mit dem patentierten Detektorsystem steht ebenfalls im Raum.

Red. MS

- Bildquellen -

  • Montage: Heatmap: Datta, Pawan; Drohne: Ziereis, Johann
- Werbung -
Vorheriger ArtikelAgrar-Terminmarkt 11. März ’21 – Rückgänge auf breiter Front
Nächster ArtikelWaldfonds wird in Tirol stark nachgefragt