Futter im Tennenbereich mischen, durch die Futterlöcher auf den nicht befahrbaren Tisch schöpfen und dort wieder im Stall per Hand verteilen – das war auf dem landwirtschaftlichen Betrieb “Nagelschmied” im Tiroler Unterland bis vor zwei Jahren der kräfteraubende und auch umständliche Arbeitsvorgang bei der täglichen Fütterung des Tierbestands. Auch wenn Betriebsführer Josef Lang und seine Frau Andrea tatkräftig von der Übergebergeneration unterstützt wurden, namentlich von Onkel Michael und dessen Frau Christl, schien dieser Arbeitsaufwand auf Dauer für den Nebenerwerbsbetrieb nicht tragbar.
Immerhin bewirtschaftet die Familie 20 ha Grünland (davon 10 ha zugepachtet) und 18 ha Wald. Der Tierbestand vor dem Umbau setzte sich zusammen aus 18 Kühen, 30 Stück Jungvieh und 10 Maststieren.
Die Arbeit im Stall soll Freude machen
Der vorhandene Anbindestall war zweireihig ausgeführt, der Futtertisch war nicht befahrbar. Arbeitserleichternd waren die Rohrmelkanlage und die Schubstangenentmistung. Allerdings war die gesamte Stalleinrichtung bereits in die Jahre gekommen. Ständige Reparaturen an der Aufstallung standen auf der Tagesordnung.
Weil in dieser Betriebsgröße der Nebenerwerb nicht verzichtbar ist, sollte der neue Stall so einfach wie möglich funktionieren. Als oberstes Ziel galt: “Die Lebensqualität der Bewirtschafter” soll deutlich verbessert werden. Zusätzlich soll den Tieren ein entsprechender Tierkomfort geboten werden. Zur Umsetzung des Projekts sollten in erster Linie vor allem heimische Firmen in Anspruch genommen werden.
Altgebäude wurden in das Projekt einbezogen
Die Gebäudestruktur des zweireihigen Anbindestalls mit Futtertisch und deckenlastiger Heubergehalle konnte Großteils in die Planung des neuen Laufstalls integriert werden. Zusätzlich wurden Teile des bestehenden Zwischentrakts zum Wohnhaus in die Planung miteingebunden und dienen nun als Hackschnitzellager.
Durch die Verbauung des Innenhofs, der als Parkplatz genutzt wurde und der Drehung der Stalleinrichtung um 90° konnte ein befahrbarer Futtertisch eingerichtet werden. Es entstand ein heller luftiger Anbau, der sich optimal in den Altbestand integriert hat. Gerade die gute Zusammenarbeit in der Planungsphase zwischen Landwirt, LK-Tirol, sowie der ausführenden Einrichtungsfirma führten zu einem erfreulichen Ergebnis. Vor allem wurden auch die geschätzten Baukosten laut Voranschlägen eingehalten. Besonders erwähnenswert sind die ausführenden heimischen Firmen, die ihre Erfahrungen und Ideen auch während der Bauphase unkompliziert und auch zum Teil verbessernd einbrachten.
Beim Bau selbst wurde mit dem neuen Teil, dem Anbau, gestartet. Güllekanal, Umbau Zwischentrakt, Melkstand, Milchkuhbereich, Futtertisch und ein Teil des Jungviehbereichs wurden im Zeitraum von Ende März bis Mitte August fast vollkommen fertiggestellt. Danach wurde mit dem Umbau des Altgebäudes begonnen. Nur durch die exakte Einhaltung aller Fristen und die gute Mitarbeit der Firmen konnte die geforderte Fertigstellung mit Ende September erfüllt werden.
Der neue Laufstall bietet Platz für 29 Milchkühe und 35 Stück Nachzucht. Die Tiefboxen für die Milchkühe sind 1,25 m breit und 2,60 bzw. 2,40 m tief ausgeführt. Die Treibwege zum Melkstand konnten kurz gehalten werden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Futtertisches befinden sich die Liegeboxen für die Nachzucht.
Liegematten und schonendes Melken
Besonderen Liegekomfort für die Milchkühe bietet die Maxi-Liegematte. Die gesamten Lauf- und Fressgänge sind mit Spalten ausgelegt. Die Kleinkälber werden auf einer Tiefstrohmatratze gehalten. Hier ist eine altersmäßige Unterteilung möglich. Durch den Lichtfirst und die sehr großzügig geplanten Seitenfenster strömen viel Licht und Luft in das Stallgebäude.
Die Gülle wird mit einem schwimmenden Güllemixer aufbereitet und täglich in Bewegung gesetzt.
Als absolutes Highlight empfindet Josef Lang seinen Doppel-Dreier Fischgrätmelkstand. Zwei Deckenfenster machen den Raum hell und freundlich. Die eingebaute Technik (System Happel) ermöglicht ein besonders schonendes Melken, weil zahlreiche physiologische Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Beispielsweise verbessert eine Vakuumentlastung in der Massagephase die Zitzenbeschaffenheit. Der reduzierte Gewebestress an den Zitzen wirkt sich positiv auf Milchertrag und Eutergesundheit aus. Vor allem der Ausmelkarm ist für den Landwirt eine unverzichtbare Einrichtung.
Resümee nach zwei Jahren im neuen Stall
Nach zwei Jahren Arbeit im neuen Stall zieht Josef Lang eine positive Bilanz. Das Ziel einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität, des Tierkomforts und der Arbeitserleichterung wurde eindeutig erreicht. Auch wenn sich derzeit der Milchmarkt wenig erfreulich präsentiert, ist Familie Lang froh, das Projekt umgesetzt zu haben. Es macht einfach Freude, in diesem Gebäude zu arbeiten.
HELMUT RUETZ, BAUBERATUNG LK Tirol,
SIMON HÖRBIGER, BLK KUFSTEIN
Zweireihiger Laufstall
Durch einen Anbau in Beton-Schalungsbauweise konnte ein zweireihiger Laufstall für 29 Milchkühe geschaffen werden. Der Melkstand wurde im Altgebäude untergebracht
Ausführende Betriebe
- Unterbau und Beton – Firma Hetzenauer, Hopfgarten
- Zimmerei – Firma Feiersinger, Langkamfpen
- Stalleinrichtung, Aufstallung – Firma Felder, Absam
- Melkstand Einbau und Service – Probst Agrartechnik, Bayern
- Melktechnik – Firma Happel, Bayern
- Gülletechnik – Firma Perwolf, OÖ
- Stalleinrichtung: Maxi-Liegematte – Firma Kraiburg
- Hovermix-SSR (Gülle) Firma Perwolf