Jeder zweite Krebs-Todesfall könnte vermieden werden

Vorsorgeuntersuchungen sind ein ganz entscheidendes Mittel im Kampf gegen Krebs.

Vor dem Weltkrebstag wie jedes Jahr am 4. Februar riefen die
Österreichische Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie und die Krebshilfe zu mehr Prävention auf. Indes gibt es Behandlungsfortschritte.

Mehr als 20.000 Menschen starben im Jahr 2021 in Österreich an Krebs. Das sind 22 Prozent aller Todesfälle hierzulande und nach Herz-Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache. So die ernüchternden Zahlen der Statistik Austria, hinter denen viel menschliches Leid steckt.

All diese „Fälle“ sind aber nicht gottgegeben. Krebsvorsorge und Früherkennung seien ganz entscheidende Mittel im Kampf gegen diese Krankheit, erklärte der Onkologe und Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, anlässlich der Präsentation des „Österreichischen Krebsreports: „Auch wenn das nicht neu ist, kann man die Wichtigkeit dessen nicht oft genug unterstreichen. Denn die Hälfte aller Krebs-Todesfälle in Europa könnten vermieden werden, wenn zwölf Empfehlungen des Europäischen Kodex gegen Krebs eingehalten werden würden.“

Besonders wesentlich seien laut Sevelda regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung zur Vermeidung von starkem Übergewicht, Impfungen gegen HPV, Hepatitis B und Hepatitis C, kein Nikotin- und kein übermäßiger Alkoholkonsum sowie die Teilnahme an Früherkennungs-Untersuchungen. Letztere betreffen u. a. Brust-, Gebärmutterhals,- Prostatakrebs, Dam- und Hautkrebs.

Neue Empfehlungen und Angebote

Neu ist die geänderte Empfehlung zur Darmkrebsvorsorge: „Das Nationale Screening-Komitee rät auf Basis der Evidenz zu Untersuchungen bereits ab 45 und nicht wie bisher ab 50 Jahren entweder mit Koloskopie oder mit dem Immunologischen Blutstuhltest, kurz FIT“, so Sevelda. Ebenso wichtig sei die HPV-Impfung. Sie steht ab Februar allen Kindern und Jugendlichen vom vollendeten 9. Lebensjahr bis zum vollendeten 21. Lebensjahr kostenlos zur Verfügung und wird auch für Grundwehrdiener angeboten. Gemäß der aktualisierten Empfehlung des Nationalen Impfgremiums werden zwei Impfungen im Abstand von sechs bis zwölf Monaten hierfür verabreicht.

Fortschritte in der Behandlung

Nicht nur die Möglichkeiten der Prävention werden immer größer, auch die Behandlung von Krebs wird immer besser. Fachmediziner Wolfgang Hilbe, Präsident der OeGHO, nannte zwei Beispiele dazu: „Patientinnen und Patienten mit einem gastrointestinalen Stromatumor hatten vor 20 Jahren eine Lebenserwartung von unter zwölf Monaten. Heute haben sie mit einer täglichen Tabletteneinnahme eine fast normale Lebenserwartung. Bei einem metastasierten Lungenkarzinom war nach zwei Linien Chemotherapie die Lebensperspektive mit zwölf Monaten erreicht, heute können in 30 Prozent der Fälle Treibermutationen gezielt therapiert werden, was die Lebenserwartung in Jahren bemessen lässt.“

Linktipps
www.krebsreport.at
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Humane Papillomaviren
Humane Papillomaviren (HPV) stellen eine große Virusgruppe dar, die u. a. Krebs sowie Genitalwarzen verursachen können. In Österreich erkranken jedes Jahr rund 400 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, jährlich werden 130 bis 180 Todesfälle registriert. Ausgelöst wird Gebärmutterhalskrebs in fast allen Fällen von HPV. Auch andere Krebserkrankungen wie etwa im Rachenraum und an den Geschlechtsorganen werden durch diese Viren 
verursacht. Sie betreffen sowohl Männer als auch Frauen. Die HPV-Übertragung findet grundsätzlich durch Haut- oder Schleimhautkontakt statt, am häufigsten bei sexuellen Kontakten. Auch eine Übertragung über infizierte Gegenstände ist nicht ausgeschlossen. Zudem kann eine infizierte Mutter ihr Kind während des Geburtsvorganges mit HPV anstecken. Die Impfung soll laut Gesundheitsministerium das Risiko für Genitalwarzen und Gebärmutterhalskrebs um bis zu 90 Prozent senken, auch das Risiko für Krebs an Rachen, Kehlkopf, Scheide, Anus und Penis werde deutlich reduziert.

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AUTORMichael Stockinger
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