Rund eine Million Tonnen genießbare Lebensmittel landen in Österreich jährlich im Müll, das kostet jeden österreichischen Haushalt zwischen 400 und 800 € im Jahr. Bei der von Ökosozialem Forum und Tafel Österreich organisierten Dialogveranstaltung „Isst das jemand?“ diskutierten Vertreter aus Landwirtschaft, Handel, Industrie und Zivilgesellschaft Auswege aus dieser Problematik.
Umweltbelastung durch Lebensmittelverschwendung reduzieren
Ein nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln ist entscheidend für die Zukunft unseres Ernährungssystems. Hans Mayrhofer, Generalsekretär des Ökosozialen Forums Österreich & Europa, betont die Notwendigkeit, entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der landwirtschaftlichen Produktion über Verarbeitung und Handel bis hin zum Konsum – die Effizienz zu steigern. Dabei stehen Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt. „Ein neues Bewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln ist entscheidend – denn jede und jeder von uns trägt Verantwortung.
“Jedes weggeworfene Lebensmittel ist eines zu viel – gemeinsam können wir mehr Bewusstsein dafür schaffen, wie wertvoll unsere Nahrung ist” – Alexandra Gruber
Gerade private Haushalte sind mit 54 Prozent der Lebensmittelabfälle in Österreich die Hauptverursacher“, so Mayrhofer. Alexandra Gruber, Geschäftsführerin von Die Tafel Österreich, betont die soziale und ökologische Dimension der Lebensmittelverschwendung. „Seit 1999 retten wir genusstaugliche Lebensmittel vor der Entsorgung und geben sie kostenfrei an armutsbetroffene Menschen weiter. Das Potenzial für mehr Klimaschutz und Ernährungssicherheit ist enorm. Jedes weggeworfene Lebensmittel ist eines zu viel – gemeinsam können wir mehr Bewusstsein dafür schaffen, wie wertvoll unsere Nahrung ist.“
Nötige Stellschrauben entlang der Kette
Unternehmen leisten einen entscheidenden Beitrag zur Verringerung von Lebensmittelverschwendung, indem sie bereits in der Produktionsphase ansetzen. „Gut ausgebildete Fachkräfte, langjährige Erfahrung in den Betrieben und eine präzise Planung bilden die Grundlage für eine effiziente Wertschöpfung. In zusätzlich enger Abstimmung mit dem Handel gelingt es uns, Lebensmittelüberschüsse weitgehend zu vermeiden“, weist Josef Peck, Vorstand LGV Sonnengemüse, auf die Wichtigkeit einer strukturierten und bedarfsgerechten Produktion hin. Dieser verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen fördert nicht nur eine nachhaltigere Wirtschaft, sondern trägt auch maßgeblich zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen bei. Dass solche Prinzipien bereits erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden, zeigt ein Blick in die österreichische Lebensmittelindustrie: „Von der Verbesserung der Bedarfsplanung über Mitarbeitendenschulungen bis hin zur Vermeidung von Fehlproduktionen und zur Verwertung von Reststoffen – etwa als Futtermittel – setzen viele Betriebe wirkungsvolle Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung um“, so Josef Domschitz, stellvertretender Geschäftsführer, Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie.

Ein weiteres Beispiel für einen aktiven Ansatz liefert Tanja Dietrich-Hübner, Vorständin der gemeinnützigen BILLA-Stiftung Blühendes Österreich: „Die REWE Group arbeitet täglich daran, das Angebot an frischen Produkten und die erwartete Nachfrage bestmöglich aufeinander abzustimmen. Mit der Eigenmarke Wunderling wird schon in der Produktion angesetzt, indem auch Produkte mit Schönheitsfehlern in den Verkauf kommen.“ Durch solche Maßnahmen wird verhindert, dass Lebensmittel allein aufgrund von optischen Mängeln verworfen werden, was einen direkten Beitrag zur Vermeidung von Verschwendung leistet.
Zusammenarbeit als Schlüssel zur Reduktion von Verschwendung
Einigkeit während des interaktiven Dialoges herrschte darüber, dass der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden muss. Um dieser Herausforderung zu begegnen, sind strukturelle Veränderungen unerlässlich. Dabei wurden insbesondere bessere Rahmenbedingungen für die Weitergabe überschüssiger Lebensmittel, verstärkte Bewusstseinsbildung bei Konsumenten und stärkere Anreize für ressourcenschonende Produktion und Logistik als Schlüsselmaßnahmen genannt.
- Bildquellen -
- Interaktiver Dialog: Ökosoziales Forum
- Lebensmittel im Müll: ArieStudio-adobestock.com