
Milch ist nicht gleich Milch diese Aussage trifft in Österreich auf jeden Fall zu. Denn hierzulande gibt es das weiße Gold auf vielfältige Weise zu erstehen: Heumilch und Bio-Heumilch, Wiesenmilch und Bio-Wiesenmilch sowie GVO-freie Qualitätsmilch sind allein die Milchsorten, die sich aufgrund der Fütterung voneinander unterscheiden. Das AMA-Gütesiegel „Tierhaltung Plus“ ergänzt seit dem Vorjahr den Reigen möglicher Boni für Milchviehhalter, sodass die rot-weiß-rote Produktion mittlerweile fast flächendeckend mit erhöhtem Tierwohl verbunden ist.
Höhere Anforderungen bedeuten höhere Kosten
Im vergangenen Jahr wurden Oberösterreichs Landwirten mehr als zehn Millionen Euro Tierwohlbonus für die Teilnahme am Siegel „Tierhaltung Plus“ ausbezahlt. „Die Auszahlung für diese Boni ist für die Bauern auch notwendig, damit die Produktion stattfinden kann. Denn höhere Anforderungen bedeuten höhere Kosten, und diese müssen abgedeckt werden“, sagt Oberösterreichs LK-Präsident Franz Waldenberger.

Heimische Milch hat beste Klimaschutzwerte
Neben der großen Vielfalt zeichnet sich die heimische Milchwirtschaft durch Qualität und nachhaltige Standards etwa den Verzicht auf Soja aus Übersee und Palmöl in der Fütterung, ebenso einen hohen Grundfutteranteil aus. Gepaart mit den strengen Tierwohlkriterien ergibt das für österreichische Milch die besten Klimaschutzwerte im EU-Vergleich: Hierzulande verursacht die Milchproduktion ein Kilogramm CO2 je Liter Milch. Im EU-Schnitt sind es 1,4 Kilogramm, weltweit betrachtet sogar 6,2 Kilogramm CO2. „Wir fühlen uns manchmal schlecht behandelt, weil oft nur mit globalen Zahlen argumentiert wird“, erläutert Waldenberger und fordert „mehr Platz für Fakten“ in der öffentlichen Diskussion.
In Österreich macht das Grünland 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus. Wiederkäuer aus der Nahrungsmittelkette zu verbannen sei keine Alternative. „Bei der Erzeugung von einem Kilogramm veganer Lebensmittel fallen vier Kilogramm nicht essbare Biomasse an“, betont der LK-Präsident. Den Tiermagen miteinzubeziehen und dadurch weitere Lebensmittel zu gewinnen sei naheliegend und unverzichtbar. Gerade im Berggebiet gebe es keine Alternative zur Milch- und Fleischproduktion.
Weiterhin rückläufig ist die Anzahl der Milchviehbetriebe. In Oberösterreich ist sie 2024 auf 5260 gesunken, das ist eine Abnahme um 5,8 Prozent gegenüber 2023. Österreichweit sind es 21.569 Betriebe, um 850 weniger als ein Jahr davor.
Im EU-Vergleich ist die Produktion extensiv
164.153 Milchkühe stehen derzeit in Oberösterreichs Ställen. Das bedeutet gegenüber dem Jahr 2023 ein Minus von 2,5 Prozent. Österreichweit ist der Bestand in diesem Zeitraum um 1,3 Prozent (auf 535.810 Milchkühe) gesunken. Allerdings: Die durchschnittliche Anliefermenge je Betrieb ist auf 166,1 Tonnen Milch (österreichweit) gestiegen, in Oberösterreich auf 225 Tonnen. Europaweit betrachtet ist hierzulande die Milchmenge von 6687 Kilogramm je Kuh moderat und spiegelt die extensive Produktion wider. Diese zeigt sich auch in der im europäischen und internationalen Vergleich niedrigen Bestandsgröße:
31,2 Kühe pro Betrieb in Oberösterreich, 24,8 in Österreich.
Die heimische Milchwirtschaft hat sich aber durchaus entwickelt, wie der Einsatz von mittlerweile 2000 Melkrobotern zeigt. „Mehr als 800 davon sind in Oberösterreich in Betrieb“, betont Landwirtschaftskammer-Direktor Karl Dietachmair.
Der Preis für ein Kilogramm Qualitätsmilch lag 2024 zwar im Schnitt unter dem Niveau von 2023, habe sich gegen das Jahresende hin jedoch auf ein Niveau von mehr als
53 Cent gesteigert. „Nun gibt es eine neuerliche Steigerung, die ersten Molkereien haben den Preis auf 55 Cent netto je Kilogramm angehoben“, so Waldenberger. Die EU-weit gute Nachfrage nach Butter halte sich. Unüblich sei lediglich, dass die gute Milchpreissituation noch zu keiner erhöhten Anliefermenge geführt hat.
Der Selbstversorgungsgrad für sämtliche Molkereiprodukte aus Kuhmilch liegt in Österreich stabil bei etwa 111 Prozent. Konkret sind es etwa bei Konsummilch (inklusive Joghurt und Sauermilchgetränke) 182 Prozent, bei Käse 100 Prozent und bei Butter lediglich 67 Prozent.
Ein leichtes Aufatmen gibt es bezüglich der beiden Seuchen (Maul- und Klauenseuche, Blauzungenkrankheit), die den Milchviehhaltern zuletzt Sorgen bereiteten. Die LK-Spitzen Waldenberger und Dietachmair ersuchen aber weiterhin um erhöhte Vorsicht.
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- Milchkühe LK OÖ: lk oö