Im Interview: Reinhard Schwendtbauer „Landwirtschaft ist eines der wichtigsten Elemente“

Im Interview mit der BauernZeitung bekräftigt Reinhard Schwendtbauer, neuer Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, das klare Bekenntnis zur Bauernschaft mit Förderberatung, Investitionen und neuer Energieplattform.

Sie reihen sich in eine Riege namhafter Generaldirektoren ein. Die RLB OÖ war die vergangenen Jahrzehnte sehr erfolgreich. Wie wollen Sie diesen Kurs fortsetzen?

Schwendtbauer: Wir wollen auf jeden Fall weiter so erfolgreich bleiben mit der Grundstruktur, wie wir sie auch jetzt haben, und diese weiterentwickeln. Ich sage immer: Wir brauchen keine Revolution, sondern eine Evolution. Meine Vorgänger haben viel geleistet. Die Fußstapfen sind groß, aber jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Dieser wird darin bestehen, dass wir das Geschäftsmodell laufend adaptieren und anpassen, das Kerngeschäftsmodell aber beibehalten. Auch den Beteiligungsbereich wollen wir weiterentwickeln strategisch in allen Bereichen tätig sein, insbesondere im Lebensmittelbereich. Wir bauen auf dem auf, was wir in den letzten Jahrzehnten erreicht haben.

Welche Bedeutung hat die heimische Land- und Forstwirtschaft für die RLB und die Raiffeisenbanken?

Eine extrem hohe. Wir dürfen nie vergessen, wo wir herkommen wir wurden vor 136 Jahren gegründet, aus der Landwirtschaft heraus. Unsere erste Aufgabe waren die Vorschusskassenvereine, wo wir Saatgut für die Landwirtschaft vorfinanziert haben. Seitdem ist die Landwirtschaft eines unserer wichtigsten und prägendsten Elemente und das wird auch so bleiben. Wir werden weiterhin zusätzliche Akzente setzen.

Wir wurden vor 136 Jahren aus der Landwirtschaft heraus gegründet, und dürfen nie vergessen, wo wir herkommen.

Und umgekehrt betrachtet: Welche Bedeutung hat Raiffeisen für die Bauernschaft?

Ich glaube, eine sehr hohe. Denn Raiffeisen ist nicht nur eine Bank, sondern umfasst auch andere Sparten, die der Landwirtschaft dienen etwa bei Waren oder Milch. Wir bilden ein wichtiges Spektrum für die tägliche Arbeit der Landwirte ab.

Viele Bäuerinnen und Bauern kämpfen mit steigenden Kosten und volatilen Märkten wie kann die Raiffeisenbank sie dabei unterstützen, wirtschaftlich erfolgreich zu sein?

Das Wichtigste ist, dass wir die Landwirte massiv im Förderbereich unterstützen. Da haben wir echte Expertise und Know-how. Zusätzlich bieten wir Beratung in vielen anderen Bereichen an. Unser Hauptbeitrag ist die Unterstützung bei Förderungen und mit unseren Angeboten.

Inwieweit sehen Sie die RLB OÖ in der Verantwortung, die regionale Lebensmittelversorgung zu sichern und zu fördern?

Unsere erste Beteiligung außerhalb des Finanzsektors war 1976 mit Efko. Ein klassisches Raiffeisenmodell: 51 Prozent Bank, 49 Prozent Genossenschaft der Bauern. Das hat sich bewährt und ist ein Baustein regionaler Wertschöpfung. Wir verarbeiten regionale Produkte und schaffen Mehrwert, der den Bauern zugutekommt. Auch die Vivatis-Gruppe ist ein Beispiel entstanden 1997 aus einem drohenden Konkurs von über 200 Genossenschaften. Daraus haben wir eine starke Unternehmensgruppe mit bekannten Marken wie Knabbernossi, Maresi, Inzersdorfer oder Senna aufgebaut mit mehr als 4000 Mitarbeitern.

Welche speziellen Finanzierungsmodelle oder Förderungen bietet Ihre Bank für Investitionen in der Landwirtschaft an? Es gibt viele Modelle unter anderem den AIK. Derzeit laufen über 4000 geförderte AIK-Investitionskredite mit einem Volumen von rund 200 Millionen Euro. Für das zweite Halbjahr 2025 wird ein Zinssatz von 3,5 Prozent erwartet. Darüber hinaus unterstützen wir alle Fördermöglichkeiten aus dem allgemeinen Förderregime mit Beratung und Begleitung.

Raiffeisen ist nicht nur eine Bank, sondern umfasst auch andere Sparten, die der Landwirtschaft dienen.

Wie sieht Ihre Strategie zur Stärkung des ländlichen Raums über die klassische Finanzierung hinaus aus etwa im Bereich Infrastruktur oder Regionalentwicklung?

Wir haben viele Initiativen, zum Beispiel knapp 50 Energiegenossenschaften in Oberösterreich, bei denen Raiffeisen Produzenten und Konsumenten zusammenbringt oft mit Landwirten als PV-Produzenten. Auch das Salvida-Konzept ist wichtig: medizinische Versorgungszentren im ländlichen Raum, betrieben von uns. Ärzte ordinieren dort ohne administrativen Aufwand wir übernehmen Organisation, Personal, Ausstattung. Aktuell gibt es neun solcher Zentren.

Mit Raiffeisen Energie wurde eine Plattform für regionale Energiekreisläufe gegründet. Wie ist dieses Projekt angelaufen und welche Rolle spielen dabei landwirtschaftliche Betriebe?

Eine zentrale Rolle vor allem als Produzenten, zum Beispiel mit großen Dachflächen für Photovoltaik. So können wir Produzenten und Abnehmer direkt vernetzen, ganz im Sinne der Genossenschaftsidee.

Die Genossenschaften, die Raiffeisen bildet, haben historische Wurzeln in der Unterstützung der Bauernschaft. Hat die Idee nach Friedrich Wilhelm Raiffeisen heute noch seine Berechtigung?

Absolut. Die Idee, dass man gemeinsam mehr erreicht, ist aktueller denn je. „Was einer nicht schafft, schaffen viele“ dieser Leitsatz gilt auch heute. Es werden laufend neue Genossenschaften gegründet, auch in modernen Bereichen von Schülergenossenschaften bis hin zu Energieprojekten.

Wie geht es den landwirtschaftlichen Genossenschaften wie Lagerhäusern, Molkereien und Biomassegenossenschaften aktuell?

Die wirtschaftliche Lage ist derzeit generell nicht einfach das spüren alle Gewerbetreibenden und somit auch die Genossenschaften. Aber durch das breite Fundament, hohes Eigenkapital und viele Standbeine ist langfristige wirtschaftliche Stabilität gegeben. Einzelne Bereiche wie der Bau oder Energie entwickeln sich unterschiedlich, aber insgesamt ist das ein wirtschaftlich extrem wichtiger und erfolgreicher Bereich.

In den OÖN war kürzlich zu lesen, dass die Loyalität früherer Kernkunden abgenommen habe. Bauernfunktionäre würden erwarten, dass Raiffeisen wieder stärker die Landwirte als Klientel beackert. Was sagen Sie dazu?

Wir planen noch heuer eine gezielte Kampagne werblich und in der Ansprache. Unser Marktanteil bei landwirtschaftli­chen Betrieben liegt bei 85 Prozent. Diesen wollen wir halten und, wenn möglich, ausbauen.

Unser Marktanteil bei landwirtschaftlichen Betrieben liegt bei 85 Prozent. Diesen wollen wir halten und, wenn möglich, ausbauen.

Möchten Sie den Lesern der BauernZeitung als neuer Generaldirektor noch etwas mit auf den Weg geben?

Dass die enge Verbindung zwischen Raiffeisen und der oberösterreichischen Landwirtschaft weiterhin bestehen bleibt. Diese Partnerschaft hat sich über Jahrzehnte bewährt und ist trotz aller Herausforderungen der Schlüssel dafür, dass wir wirtschaftlich gemeinsam gut dastehen.

Landsleute: Bankmanager mit Gespür für Bauernschaft

Reinhard Schwendtbauer Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ

Reinhard Schwendtbauer wurde 1972 in Kirchdorf an der Krems geboren. Aufgewachsen ist der neue Generaldirekor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich in sehr einfachen Verhältnissen auf einem Forstgut in Micheldorf, wo seine Mutter gearbeitet hat. So kam er sehr früh mit der Land- und Forstwirtschaft in Verbindung. „Auf dem Forstgut hatte ich auch meinen ersten Ferialjob: aufforsten, ausmähen, sicheln, durchforsten zum Großteil auf Steilflächen. Das war eine sehr anstrengende Arbeit und prägende Zeit“, so Schwendtbauer.

Später absolvierte er das Studium der Betriebswirtschaft an der JKU. Nach Abschluss startete er seine berufliche Laufbahn 1997 in der RLB OÖ als Sekretär von Ludwig Scharinger. 1999 wechselte er für zwei Jahre ins Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft als Mitglied im Kabinett von Bundesminister Wilhelm Molterer nach Wien. „Dort war ich im Ressort zuständig für Forst und Wasser. Zudem habe ich bei den Budgetverhandlungen assistiert“, erzählt Schwendtbauer.

Danach ging es zurück zur RLB, wo er 2012 Mitglied des Vorstandes wurde. Als CFO verantwortete Schwendtbauer unter anderem die Bereiche Konzernrechnungswesen und Controlling sowie das Beteiligungsmanagement.

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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