Hybridantrieb in einem SUV der Kompaktklasse

Nach mehr als 20 Jahren bietet Toyota erstmals auch im RAV4 einen Hybridantrieb. Dank Elektromotor nimmt er seine Arbeit sehr leise auf.

Der neue RAV4 punktet auch mit Materialqualität und verfeinertem Design. ©MMotors
Der neue RAV4 punktet auch mit Materialqualität und verfeinertem Design. ©MMotors
Der RAV4 war es, der vor rund 22 Jahren das SUV-Segment begründet hat. Leichtfüßig, hochbeinig, sportlich und traktionsstark gelang es 1994, die Massen zu begeistern. So etwas hat es zuvor nicht gegeben, zumindest nicht in dieser Professionalität. Das sicherte Toyota für viele Jahre eine Vormachtstellung, die erst in den letzten Jahren wirklich bröckelte, zumindest, wenn man den europäischen Markt betrachtet. In Amerika werden auch weiterhin mehr als 300.000 RAV4 Modelle pro Jahr verkauft, was eine Top-Zehn-Platzierung unter den meistverkauften Autos möglich macht. Hierzulande war es zuletzt immer die Kombination aus Diesel, Automatik und Allradantrieb, die ein Großteil der RAV4-Kunden orderte, das ist jetzt nicht mehr möglich. Wie schon 1994, als sich Toyota von vielen gängigen Geländewagentugenden verabschiedete, um Raum für Neues zu schaffen, ist Toyota wieder mutig und verzichtet als erste Marke im SUV-Segment auf die Kombination aus Dieselmotor und Allradantrieb. Ersatzlos und nicht nur vorübergehend. Von den Vorteilen des Hybridsystems ganz offensichtlich so sehr überzeugt, bietet Toyota den Diesel nur noch mit Frontantrieb an. Allrad gibt es wahlweise in Kombination mit dem für ein Auto dieser Klasse etwas lahmen 2,0-Liter-Benziner oder aber mit dem im Test gefahrenen 2,5-Liter-Benziner, der durch zwei Elektromotoren unterstützt wird, wodurch im Bedarfsfall fast 200 Pferdestärken zur Verfügung stehen. Wie so oft, wenn ein japanischer Hersteller mit Hybridtechnologie agiert, ist auch der RAV4-Hybrid immer mit einer stufenlosen Automatik kombiniert. Für europäische Autofahrer ist das trotz der stets fortschreitenden Entwicklung immer noch gewöhnungsbedürftig, da speziell bei voller Beschleunigung sehr hohe Drehzahlen unumgänglich sind. Optisch gegenüber dem bisherigen Modell ein wenig verfeinert und im Innenraum deutlich stimmiger als bisher gestaltet, bietet der RAV4 für seine Klasse einen unglaublich großen Innenraum, der sich trotz der kleinen Hybridstufe im Kofferraum auch gut nutzen lässt. Top ist auch die Materialqualität und die prinzipiell selbsterklärende Bedienung. Abhängig vom gewählten Ausstattungsgrad sind auch jede Menge Komfort- und Sicherheitsextras an Bord. Neu dabei ist unter anderem der Tempomat mit Abstandsradar.

Leiser Start

Ein großer Vorteil des neuen Benziners im RAV4 ist, dass er seine Arbeit sehr leise aufnimmt. Losrollen geschieht zudem in der Regel rein elektrisch. Das ist nicht nur in der Tiefgarage sehr elegant, auch die neidigen Blicke der Nachbarn scheinen damit gesichert. Kaum lauter wird es, wenn sich der Benziner dazu schaltet, was recht bald nach dem Losrollen passiert. Verantwortlich dafür zeichnet der kleine Akku, der nur während der Fahrt, nicht aber an der Steckdose geladen werden kann – ein Nachteil, der zum Teil durch das trotz der Hybridtechnologie recht niedrige Gewicht des RAV4 kompensiert wird. In der Stadt erwischt man sich sehr schnell dabei, eine vorausschauende Fahrweise zu entwickeln. Der RAV4 dankt dies durch einen Verbrauch um die 7,5 Liter Benzin. Wer diesen Wert auch Ãœberland nicht überschreiten will, benötigt auch auf der Landstraße und auf der Autobahn viel Disziplin. Weniger als sieben Liter Benzin auf 100 Kilometer Strecke zu verbrennen, ist uns auch mit maximalem Einsatz nie gelungen. Gesamt betrachtet zeigt der neue Toyota RAV4 Hybrid, dass diese Technik auch in einem Vertreter der SUV-Kompaktklasse gut aufgehoben ist. Ausgestattet mit steuerlichen Vorteilen bedarf er einer gewissen Eingewöhnung, um auch bisherige Dieselkäufer zu überzeugen. Das Manko der nur noch sehr geringen Geländetauglichkeit teilt er sich mit den meisten Mitbewerbern, die geringe Anhängelast geht in allererster Linie auf das Konto der stufenlosen Automatik, die für hohe Zugleistungen ungeeignet ist. Der Preis geht angesichts der gebotenen Ausstattung gerade noch in Ordnung, billig war der RAV4 aber auch bisher nie.

Toyota RAV4 Modell 2,5 Hybrid VIP 4WD

• Motor: Benzinmotor plus zwei Elektromotoren
• Hubraum/Zylinder: 2494 cm3 / 4
• Leistung: 197 PS/145 kW
• Drehmoment: 206/270/139 Nm (Benzin/Vorne/Hinten)
• Antrieb: elektrischer Allradantrieb
• Zuladung: 580 kg (maximal)
• Normverbrauch: 5,1 Liter Benzin (kombiniert)
• Testverbrauch: 7,3 Liter
• Anhängelast: 1650 kg
• Preis ab: 38.890 Euro

Johannes Mautner-Markhof

- Werbung -
Vorheriger ArtikelRWA-Generaldirektor Wolf zum Präsidenten der Intercoop Europe gewählt
Nächster ArtikelAgrar-Terminmarktnotierungen vom 3. Juni 2016