Es ist eine Debatte, die sich durch alle Ebenen der Gesellschaft zieht. Schon Kinder diskutierten darüber, wer die gesündere Schulmilch trinkt. Im Supermarkt werden Konsument(innen) mit einer schier endlosen Palette an Milchprodukten und Alternativen dazu förmlich erschlagen, und die Politik „zerfleischt“ sich ob der Frage, wie solche Produkte nun benannt werden dürfen.

Das zeigt nicht zuletzt die heftig geführte Debatte um den Beschluss des EU-Parlaments zum Abänderungsantrag 171. Die entsprechende Verordnung soll auf EU-Ebene dafür sorgen, dass pflanzliche und tierische Milchprodukte nicht verwechselt werden können. Mit 368 Ja-Stimmen (54%) war die Entscheidung im Parlament knapp dafür. Jetzt sind EU-Kommission und Ministerrat am Zug. Sie verhandeln in den Trilog-Verhandlungen zur Reform der GAP (gemeinsame europäische Agrarpolitik) auch den Abänderungsantrag.

Nestlé demonstriert Nachhaltigkeit

Bereits jetzt dürfen pflanzliche Getränke nicht mehr als Milch bezeichnet werden. Sie sind jetzt als „Drink“ zu finden. Das regt vor allem Produzenten derselben auf. Karl Fischer, Obmann des Vereins „Soja aus Österreich“ etwa meint: „Die Argumente dafür sind sachlich nicht nachvollziehbar. Sie widersprechen nationalen und internationalen Nachhaltigkeitsstrategien.“ Pflanzliche Alternativen zur Milch seien mittlerweile in 23 Ländern in den offiziellen Ernährungsempfehlungen aufgenommen. „Österreich hinkt auch hier hinten nach“, ist Fischer überzeugt.

So oder so ähnlich wird das auch bei Lebensmittel-Multi Nestlé gesehen. Nestlé-Chef Mark Schneider wittert laut einem Bericht vom landwirtschaftlichen Informationsdienst LID in pflanzenbasierte Produkten eine „einmal in einer Generation“-Chance, den Lebensmittelmarkt neu zu beleben.

Der Markt sei im Wachsen begriffen und das sei erst der der Anfang der Geschichte. Nestlé will Klimafreundlichkeit demonstrieren und investierte dazu im Vorjahr etwa in eine neues Innovationszentrum in der Schweiz. Dort sollen neue Produkte, die, so Schneider „gut für die Gesundheit und gut für den Planeten sind“ entwickelt werden. Ein Produkt auf Erbsenbasis, das das Milchhäubchen am Cappuccino ersetzt, ist nur ein Beispiel.

„Ende der Marginalisierung von Bauern“

Für die australische Forscherin Alana Mann ist das eine bedenkliche Entwicklung. Sie setzt sich seit Jahren mit Umweltfragen auseinander und gilt als Ernährungs-Aktivistin. In ihrem jüngst veröffentlichten Buch „Food in a Changing Climate“ (Deutsch: Ernährung in einem sich ändernden Klima) kritisiert sie, wie unter dem Deckmantel der Klimafreundlichkeit übersehen wird, dass auch Pflanzendrinks erhebliche Umweltbelastungen darstellen können. Sie erklärt beispielsweise: „Die Herstellung eines Glases Mandelmilch verbraucht mehr Wasser als eine herkömmliche Dusche. Mandelmilch wird also unseren Planeten nicht retten“. Allgemein werde in der Mandeldrink-Produktion etwa 17 Mal mehr Wasser verbraucht als bei Kuhmilch.

Mann meint, die Menschen sollten weniger auf den individuellen ökologischen Fußabdruck achten, sondern ein globaleres Denken aufbringen. Dazu gehöre die Stärkung lokaler und regionaler Nahrungsmittelsysteme, eine Ende der Marginalisierung von Bauern sowie der Ausbeutung der Umwelt.

- Bildquellen -

  • Variety Of Non Dairy Milk: Natasha Breen - stock.adobe.com
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AUTORV.S.
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