Herausforderung: Leben lernen mit Autismus

Menschen mit Autismus fühlen sich in unserer Gesellschaft oft missverstanden. Wir tun uns schwer, sie zu verstehen, und sie verstehen uns nicht.

Menschen mit Autismus beschäftigen sich immer mit denselben Spielen, lieben Wiederholungen und gehen kaum auf Erkundung. ©BY_CHRISTOPH ARON_PIXELIO.DE
Menschen mit Autismus beschäftigen sich immer mit denselben Spielen, lieben Wiederholungen und gehen kaum auf Erkundung. ©BY_CHRISTOPH ARON_PIXELIO.DE
Obwohl das Thema Autismus heutzutage viel diskutiert wird, haben es Menschen mit Autismus schwer. Es gibt nicht den Autisten und auch nicht den Autismus. Ein Autist ist in erster Linie ein Mensch, der einzigartig ist, wie jeder von uns. Früher hat man verschiedene Formen unterschieden, den frühkindlichen Autismus oder das Asperger-Syndrom. Die neueste Wissenschaft beschreibt eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS), die als Diagnose die gesamte Bandbreite widerspiegeln soll. Menschen mit Autismus haben zwei Hauptprobleme: Beeinträchtigungen in der Kommunikation und sehr eingeschränkte Interessen. Wir kennen alle Menschen, auf die diese Merkmale mehr oder weniger zutreffen, und doch hat “nur” etwa ein Prozent der Bevölkerung eine diagnostizierte ASS. Je nach Ausprägung treten bei Menschen mit Autismus schwerwiegende, tiefgreifende Entwicklungsprobleme auf, die wir früh ernst nehmen müssen.

Frühwarnsignale

MAG. GABRIELE STEINERleitet die Einrichtung
MAG. GABRIELE STEINERleitet die Einrichtung “aurea” in Tirol, in der Kinder und Jugendliche mit Autismus spezifische Förderung und Therapie erfahren. info@aurea-tirol.atwww.aurea-tirol.at ©privat
Die ersten Frühwarnsignale können uns schon im Alter von zwei bis drei Jahren auffallen. Kinder mit Autismus reagieren nicht auf ihren Namen, zeigen nicht auf Gegenstände und imitieren nicht. Sie interessieren sich kaum für andere Kinder, vermeiden meist Körperkontakt und zeigen kein soziales Lächeln. Die Sprachentwicklung bleibt aus oder ist stark auffällig. Sie beschäftigen sich immer mit denselben Spielen, lieben Wiederholungen und gehen kaum auf Erkundung. Einzelne dieser Verhaltensweisen können bei allen Kindern auftreten, aber eine Häufung von mehreren dieser Signale sollte professionell abgeklärt werden. Autismus ist erblich bedingt, und das Gehirn funktioniert von Anfang an anders. Autismus ist keine Erkrankung im klassischen Sinn, auch tragen daran weder die Eltern noch die Erziehung Schuld.

Therapie und Förderung

Die Therapie und Förderung von Menschen mit Autismus sollte im Idealfall früh (ab drei Jahren) starten und von ausgebildeten Therapeuten gemeinsam mit den Eltern begleitet werden. Es gibt verschiedene Therapieansätze. Das Wichtigste ist eine stabile therapeutische Beziehung, die von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Wenn es darum geht, Neues zu lernen, braucht es eine klare Sprache, die neue Lernziele systematisch und kleinschrittig vorgibt. In der Begegnung zählt vor allen eine gute Beobachtungsgabe. Menschen tauschen sich auch aus, ohne zu sprechen. Jedes Verhalten erfüllt einen bestimmten Zweck und macht Sinn, wenn wir die passende Perspektive einnehmen. Wir dürfen ungewöhnliches oder unhöfliches Verhalten keinesfalls auf uns beziehen. Es ist nie böswillig gemeint. Wenn wir herausfinden, welche Bedürfnisse ihr Verhalten antreiben, können wir sie verstehen und unterstützen. Im Gespräch hilft eine ruhige und klare Sprache, die ohne Metaphern, Sarkasmus und Ironie auskommt. Für das Leben miteinander helfen geordnete Abläufe, Routinen, rechtzeitige Vorbereitungen für Veränderungen und das Einhalten von Vereinbarungen.

www.aurea-tirol.at

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