
In Österreich und Europa gibt es einen Mangel an Eiweißfuttermitteln für Nutztiere, die sogenannte Eiweißlücke. Die Abhängigkeit von importiertem Soja ist ökologisch und wirtschaftlich bedenklich.
Klee und Luzerne bieten eine vielversprechende heimische Alternative, da sie doppelt so viel Eiweißertrag pro Hektar liefern wie Sojabohnen und gleichzeitig die Bodengesundheit verbessern. Derzeit fehlt jedoch eine wirtschaftlich rentable Aufbereitung dieser Pflanzen als Eiweißfuttermittel.
Ungenutztes Eiweißpotenzial
Aktuell werden Luzerne und Klee vorwiegend als Grundfutter für Wiederkäuer eingesetzt und nur teilweise als Rohfaser Schweine- und Geflügelfutter beigemischt. Der eigentlich hohe Eiweißanteil in der Grünpflanze kann nicht genutzt werden, da bei der Verarbeitung zu Heu und Grünmehlpellets nur 40 bis 60 Prozent (%) des Eiweißes konserviert werden können.
Pilotanlage mit innovativem Verfahren
2021 wurde nach mehreren Jahren Entwicklungszeit in Hofkirchen im Traunkreis eine innovative Pilotanlage mit einem neuartigen Verfahren in Betrieb genommen. Bei dieser Verarbeitungsmethode bleiben mehr als 80 % des Eiweißes erhalten. Dadurch wird aus einfachem Grundfutter ein hochwertiges Eiweißfuttermittel, das auch im Schweine- und Geflügelfutter als Eiweißration bewertet werden kann. Der wesentliche Unterschied zu herkömmlichen Trocknungsanlagen ist, dass der Konservierungsprozess nicht zwei bis fünf Tage dauert, sondern nur zwei bis fünf Stunden. Außerdem wird mit weniger als
50 Grad Celsius äußerst schonend für Eiweiß und andere Inhaltsstoffe getrocknet. Die geringe Trocknungstemperatur ermöglicht die Nutzung vorwiegend solarer Energie.
Die Absaugung der Dachluft, teils unterhalb der semitransparenten PV-Fläche, liefert viel hoch temperierte Luft, bei gleichzeitiger Kühlung der PV-Module. Mit dem PV-Strom wird nach dem Wärmepumpenprinzip diese Luft entfeuchtet und dem Trocknungsprozess zugeführt. Die 310 kWp starke PV-Anlage produziert in einem Jahr mehr Strom als verbraucht wird. Die erforderliche Restwärme kommt vom Hackschnitzelofen. So wird die gesamte benötigte Energie am Standort solar und erneuerbar erzeugt.
Optimierter Energieeinsatz
Für einen wirtschaftlicheren Betrieb mussten die Energieeffizienz jedoch noch weiter optimiert und die Trocknungszeit verringert werden. „Wir haben ein Energiemonitoring-System installiert, das alle relevanten Energie- und Produktionsdaten in Echtzeit aufgezeichnet und als historische Daten verfügbar macht. Dies ermöglichte uns eine umfassende Analyse der Produktionsanlage“, erklärt Josef Höckner, Geschäftsführer des Anlagenbauers BioG GmbH.
Die Messungen zeigen, dass durch den Einsatz von Luftentfeuchtung und Dachluftabsaugung der Energieverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Großtrocknungsanlagen um bis zu 50 % gesenkt werden kann. An sonnigen Tagen steuert allein die Dachluftabsaugung bis zu 30 % der Trocknungsenergie mit solarer Energie bei. Über ein Produktionsjahr gesehen werden so etwa 150.000 bis 200.000 kWh oder umgerechnet 175 bis 235 Schüttraummeter Hackschnitzel eingespart.

„Großes Optimierungspotenzial birgt auch die automatisierte Energiesteuerung. Im komplexen Energiemix von Dachluft, Luftentfeuchtung und Ofenwärme spielt der richtige Umschaltzeitpunkt eine entscheidende Rolle“, erklärt Harald Dehner von der FH Oberösterreich Campus Wels, die als Forschungspartnerin ihre Expertise im Projekt eingebracht hat. Nach definierten Umgebungsparametern geht die Anlage in den geeigneten Betriebsmodus und nutzt die Luftentfeuchtung im optimalen Temperaturfenster.

Bedarfsgerechtes Futter für mehr Tierwohl
Luzerne als Futtermittel sind seit jeher bekannt, doch sie werden bislang vor allem im Wiederkäuerbereich eingesetzt. Die im Kleekraft-Prozess entstehende Qualität ist durch die spezielle Verarbeitung aber nicht mit bekannten Grünmehlpellets vergleichbar. Besonders die Eiweißmenge und die Eiweißqualität ergeben ein Futter, das auch von Geflügel und Schweinen bestens verwertet wird. „Unsere Fütterungsversuche im Projekt sowie die begleiteten Praxistests bestätigen den empfohlenen Futtereinsatz. Viele Kunden bestellen regelmäßig oder holen ihr Futter direkt bei uns ab ein deutliches Zeichen für ihre Zufriedenheit. Auch die zahlreichen Rationen, die wir täglich berechnen, sprechen für sich: Sie erfüllen alle Anforderungen an Inhaltsstoffe und bleiben dabei entweder günstiger oder zumindest preisgleich. Das zeigt, wie gut unser Konzept in der Praxis funktioniert“, freut sich Manuel Böhm, Ackerbau- und Fütterungsberater im Projekt.
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