Das Wohnhaus, der Stall, die Maschinenhalle, der Lagerraum, der Bereich für den Ab-Hof-Verkauf, der Gästebereich für Urlaub am Bauernhof, der Buschenschank, die Garage, die Hoftankstelle und der Waschplatz: Alle Gebäude und Bereiche müssen für die vorhandenen bzw. zu erwartenden Fahrzeuge über geeignete befestigte Flächen erreichbar sein. Diese Flächen sollen so errichtet und auf die jeweilige Nutzung bemessen werden, dass sie mindestens ein Vierteljahrhundert lang ohne Schäden überdauern. Deshalb sind beim Neubau einer Hoffläche oder bei einer Umgestaltung sowohl eine professionelle Planung als auch die richtige Ausführung wichtig.
Befestigte Flächen mit Grünflächen kombinieren
Eine gute Planung versucht, eine komplette Versiegelung zu vermeiden. Wo es möglich ist, werden Grünflächen, Bäume und Pflanzen eingeplant, was sich gestalterisch positiv auswirkt und auch unnötige Kosten spart. Für Pkw-Parkplätze werden auch begrünbare Rasengittersteine, Sickersteine oder Schotterrasen eingesetzt, sodass die auf der Oberfläche anfallenden Regenwässer gleich an Ort und Stelle versickern können. Bei Anfall gering verschmutzter Oberflächenwässer auf befestigten Flächen wird eine Ableitung zu einer anschließenden breitflächigen Versickerungsmöglichkeit über eine 30 Zentimeter dicke Humusschicht auf Rasenflächen oder in Sickermulden empfohlen.
Auf barrierefreie Gestaltung achten
Drei typischeBelastungsfälle
Für die Planung und Ausführung landwirtschaftlicher Hofflächen werden grundsätzlich drei verschiedene Belastungsfälle unterschieden, die sich auf die Auswahl der Deckschichten und auf die Art und Dicke der darunter liegenden Tragschichten auswirken. Gering belastet sind Flächen, die von Fahrzeugen nicht befahren werden können, wie Gehwege oder Terrassen. Von einer mittleren Belastung spricht man bei Fahrwegen, Parkplätzen, Lagerflächen, Hallenvorplätzen, Garagen oder Rangierflächen. Eine hohe Belastung ergibt sich beim Befahren mit dem Stapler oder Palettenhubwagen. Eine ungebundene Deckschicht mit Schotter ist in diesem Fall ungeeignet.
Konstruktion frostsicher ausführen
Beim Aufbau der Konstruktion ist auch die örtliche Frosttiefe – in der Regel 50 bis 70 Zentimeter ab Konstruktionsoberkante – zu beachten. Frostgefährdet sind alle Böden mit Anteilen von Ton, Schluff, Lehm oder Löss. Aufgrund der Frosttiefe kann es erforderlich sein, dass zusätzlich vor der Errichtung des Oberbaus ein frostsicherer Unterbau herzustellen ist. Müssen Frosthebungen im Fall von Extremtemperaturen völlig ausgeschlossen werden – wie zum Beispiel im Bereich von Toren – wird eine andere, viel tiefere Frosttiefe angewendet, die auch für die Fundamentsohle maßgebend ist.
Das Unterbauplanum des frostsicheren Unterbaus benötigt eine ausreichende Verdichtung. Das geforderte Verformungsmodul von 35 Meganewton (MN) pro Quadratmeter wird mittels Lastplattenversuch überprüft. Wenn dieser Wert nicht erreicht werden kann, ist ein Bodenaustausch vorzunehmen. Auf das verdichtete Unterbauplanum wird die untere ungebundene Tragschicht aufgebaut. Eventuell ist darüber noch eine weitere obere Tragschicht erforderlich. Die Anforderungen an das Korngemisch der Tragschichten ergeben sich durch die jeweilige U-Klasse (zum Beispiel “U8” für die untere Tragschicht).
Dipl.-Ing. Dieter Kreuzhuber,
Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung
(ÖKL)
Nachlese-Tipp: Merkblatt zur Gestaltung von Hofflächen
Das ÖKL-Merkblatt Nr. 55 “Gestaltung landwirtschaftlicher Hofflächen” enthält wichtige Hinweise zur Gestaltung und zur Ausführung von geschotterten, gepflasterten, asphaltierten oder betonierten Hofflächen, zeigt die Konstruktionsaufbauten für unterschiedliche Belastungsfälle und informiert über die Ableitung von Oberflächenwässern. Das Merkblatt (3. Auflage 2015, zwölf Seiten, zahlreiche Abbildungen und Tabellen) ist zu einem Preis von 7 Euro beim ÖKL erhältlich: Tel. 01/505 18 91, E-Mail: office@oekl.at
www.oekl.at