Treten auf einer Fläche von 25 mal 25 Zentimetern mehr als zehn Engerlinge auf, macht das die Grasnarbe nicht mehr mit.

Die Larven des Mai- und Junikäfers verursachen im Ertragsgrünland insbesondere in trockenen Jahren massive Schäden. In der Praxis ist dann zumeist schlicht von Engerlingbefall die Rede.

Engerling ist nicht gleich Engerling

„Es ist aber essenziell zu wissen, ob man es mit dem Mai- oder Junikäfer zu tun hat“, weiß LK Niederösterreich-Grünlandberaterin Martina Löffler. Demnach sind die Lebensweise und der Entwicklungszyklus der Käfer unterschiedlich, auch bei Bekämpfungsmaßnahmen ist teils verschieden vorzugehen. „Der Maikäfer ist standorttreu“, ergänzt Löffler. Seine Massenvermehrung dauert in etwa 30 Jahre. Ganz anders beim Junikäfer. Dieser sei mobiler und führe „nur in Ausnahmejahren“ zu massiven Schäden. Für beide gilt, dass sie im Flugjahr ihre Eier im Mai und Juni ablegen, bevorzugt auf wärmeren, kräuterreichen und lückigen Wiesen. Löffler: „Schon hier kann durch dichte, gräserbetonte Bestände vorgebeugt werden.“ Im selben Jahr beginnen die Engerlinge beider Käfer zu fressen, verursachen jedoch kaum nennenswerte Schäden. Diese treten erst nach der Überwinterung in tieferen Bodenschichten auf. Im zweiten Entwicklungsjahr, Hauptfraßjahr genannt, ist Experten zufolge mit dem stärksten Fraß zu rechnen. Damit beginnen die Larven je nach Bodentemperatur im Februar oder März, spätestens aber Ende Mai. Während sich der Junikäfer noch im selben Jahr verpuppt und wieder ausfliegt, braucht der Maikäfer noch ein bis zwei Jahre länger.

Unterscheiden, aber wie?

Ob ein Engerlingbefall vorliegt, lässt sich auch abseits der bekannten Brennpunktregionen laut Martina Löffler einfach feststellen: „Wenn Dachse zu graben beginnen oder vermehrt Krähen auftreten, ist von einem Befall auszugehen.“ Unterscheiden lassen sich die Engerlinge dann leicht am Hinterleib. „Beim Maikäfer ist die Afterspalte ein Strich, beim Junikäfer sieht sie aus wie ein Mercedes-Stern“, so die Grünlandberaterin. Des Weiteren verfügen Maikäfer-Engerlinge über eine Dörnchenreihe, welche am Hinterleib über die Borsten hinausragt. Auch ihr Verhalten sei unterschiedlich. Beide Arten seien immer bestrebt, wieder ins Erdreich zu gelangen. „Der Engerling des Junikäfers kann sich selbst auf den Bauch drehen, um sich wieder zu vergraben. Der Maikäfer- Engerling bleibt hingegen seitlich liegen“, informiert sie.

Quelle: LK NÖ/ LÖFFLER
An der Afterspalte lassen sich Mai- und Junikäfer (links) einfach unterscheiden.

Brennpunkt Mühlviertel

Quelle: LKOÖ/FRITSCHER
Im Mühlviertel treten heuer massive Schäden auf. Andernorts ist es ruhig.

Als erstes Bundesland meldete heuer Oberösterreich Engerlingschäden. „Trotz noch sehr moderater Temperaturen sind bei uns die ersten Engerlingschäden zu verzeichnen“, berichtet Michael Fritscher, der für die LK Oberösterreich den Befallsdruck im Blick behält. Besonders betroffen sei das Obere Mühlviertel, wo Mai- und Junikäfer vertreten sind. „Dort findet man auf den Wiesen teilweise hohe Engerlingdichten von rund 200 Tieren pro Quadratmeter“, sagt Fritscher. Mehr als 30 Engerlinge pro Quadratmeter seien aber im Hauptfraßjahr zu viel für die Grasnarbe. Aufgrund der moderaten Temperaturen rät Fritscher, mit der mechanischen Bekämpfung (etwa mittels Kreiselegge) noch zuzuwarten. „Für einen guten Erfolg soll die Aufwärtsbewegung der Engerlinge zum Zeitpunkt der Bekämpfung möglichst abgeschlossen sein“, so der LK-Fachmann. Sinnvoll sei eine solche Maßnahme bis etwa Oktober.

Im traditionell am meisten von Engerlingen geplagten Tirol geht man hier einen anderen Weg. „Wenn der Schaden da ist, ist es für eine Bekämpfung zu spät“, erklärt Lukas Peer, der in der LK Tirol die landesweite Bekämpfung mittels Pilzgerste koordiniert. „Wir fahren seit gut 30 Jahren bis zu 500 Hektar mit dem Maschinenring an“, fügt er hinzu. Die exorbitant hohen Kosten von in etwa 900 Euro je Hektar teilen sich in Tirol der betroffene Landwirt, das Land und meist die Gemeinde zu je einem Drittel. „Über den zugehörigen Aktionsplan versuchen wir, alle sieben Jahre am selben Schlag die Präparate auszubringen, es kommen aber jährlich neue Gebiete dazu“, klagt Peer. Auch heuer sei der Druck bereits im Mai extrem gewesen. Hinzu komme, dass die alljährlich notwendige Notfallzulassung immer schwieriger zu erlangen sei. Einen Lichtblick kann Peer jenen Bauern nennen, deren Steilflächen betroffen sind: „Versuche mit Flüssigapplikation im Hang sind im Laufen.“

Geringer Druck im Osten und Südosten

Deutlich ruhiger geht es übrigens südlich und östlich des Alpenhauptkammes zu. So notiert etwa LK Steiermark- Grünlandberater Wolfgang Angeringer heuer bisher überhaupt keine Schäden, auch nicht im Ennstal oder sonst wo im inneralpinen Gebiet. „Wir hatten ausreichend Niederschlag und entsprechend keine Schäden“, so sein Fazit. Ähnliche Töne schlägt Martina Löffler zur Lage in ihrem Heimatbundesland an. „Bei uns ist überwiegend der Junikäfer das Problem. Dieser hat heuer ein Flugjahr.“ Entsprechend sei erfreulicherweise „wenig los“. Eine Situation, von der ihr Kollege Michael Fritscher nur träumen kann: „Flächen mit hohem Engerlingbesatz werden bei sommerlichen Temperaturen und fehlendem Niederschlag zusätzlich unter Druck geraten, Ertragsausfälle sind damit sehr wahrscheinlich.“ In betroffenen Gebieten sollten Bauern ihre Flächen daher nun zeitnah kontrollieren. Mittlerweile seien Schäden ohnehin schon an der Narbe absehbar.

- Bildquellen -

  • Engerlinge von Juni- und Maikäfer: LK NÖ/ LÖFFLER
  • Schäden durch Engerlinge: LKOÖ/FRITSCHER
  • Grasnarbe mit Engerlingen: LKOÖ/FRITSCHER
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AUTORClemens Wieltsch
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