Wiesen und Weiden brauchen vergleichsweise viel Wasser: Etwa 700 bis 800 Millimeter Jahresniederschlag sollten es laut Andreas Schaumberger von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein sein. Während Trockenheit in den ertragsrelevanten Monaten Grünlandbauern in Tallagen schon länger beschäftigt, bringt der Klimawandel die Thematik zunehmend auch ins Berggebiet, wo diese – mit Ausnahme der inneralpinen Trockenzone – bisher nur selten zum Problem wurde. An der HBLFA hat man darauf reagiert und 2023 eine Broschüre zur Klimawandelanpassung in der Grünlandwirtschaft samt zugehöriger Podcast- Serie publiziert.
So ist auf trockenheitsgefährdeten Standorten bei der Futterernte zunächst auf eine ausreichend hohe Schnitthöhe zu achten. Acht Zentimeter sollten keinesfalls unterschritten werden. Bei der Nachsaat zur Bestandessanierung ist auf trockentolerante Sorten in den Saatgutmischungen zu achten.
Weiden bei Dürre
Laut den Gumpensteiner Grünlandexperten Walter Starz und Andreas Steinwidder ist auch im Weidemanagement bei Trockenheit ein Umdenken nötig. „Auf Intensivweiden ist eine Minderung der Bodenverdunstung durch eine integrierte Schnittnutzung oder durch längere Weideruhephasen zwischen den Weidegängen möglich“, teilen sie mit. Die klassische Kurzrasenweide, lange Zeit für Milchvieh beinahe uneingeschränkt empfohlen, sei nur bei ausreichend Niederschlag zu praktizieren. Abhilfe schafft die gekoppelte Kurzrasenweide. Hier wird der Pflanzenbestand bewusst etwas höher gehalten, konkret sieben bis acht Zentimeter statt sechs wie im Kurzrasensystem. Auf den einzelnen Koppeln verbleiben die Tiere nur zwei bis drei Tage, danach folgt eine Ruhezeit von ein bis zwei Wochen, bis der Aufwuchs wieder die angestrebte Höhe erreicht.
Eine in puncto Trockenheitstoleranz noch sicherere Variante ist die angepasste Koppel- und Portionsweide. Bei diesem System wird bewusst erst ab einer Aufwuchshöhe von 20 bis 25 Zentimetern bestoßen. Die Koppeln sind so gewählt, dass die Tiere binnen höchstens vier Tagen auf fünf bis sechs Zentimeter abgrasen. Diese Höhe darf auch bei einer möglichen Nachmahd nicht unterschritten werden. Wenn selbst für dieses System zu wenig Niederschlag fällt, bleibt noch Mob Grazing als Option. Beim aus Amerika übernommenen Weideverfahren verbleiben die Tiere nur wenige Stunden mit extrem hohem Besatz (mehr als 100.000 kg Tiergewicht je ha) auf einer Fläche von 20 bis 30 Zentimetern Bestandeshöhe. Bei Mutterkühen werden bis zu 60 Zentimeter hohe Bestände bestoßen. Eine Restaufwuchshöhe von mehr als sieben Zentimetern ist gewollt. „Durch das angetrampelte Restfutter ist der Boden stärker vor der Sonne geschützt“, heißt es. Zu beachten ist der geringere Futterwert.
Richtig bewässern
Schon 2021 wurden in Raumberg-Gumpenstein Versuche zu möglichen Bewässerungsstrategien im Grünland durchgeführt. Laut Andreas Schaumberger kann Bewässerung „nur dann funktionieren, wenn sie ausschließlich zur Überbrückung von Extremereignissen eingesetzt wird“. Entscheidend sei eine bedarfsgerechte und effiziente Bereitstellung. Die Ergebnisse an der HBLFA decken sich übrigens mit Erkenntnissen aus der Praxis in Tirol und Südtirol. Demnach sind zwischen fünf und 30 Milimeter pro Woche notwendig, wobei 20 bis 25 Millimeter „in der Regel ausreichen“.
Die Broschüre der HBLFA Raumberg-Gumpenstein steht hier zur Verfügung.
- Bildquellen -
- Bewässerung Kauns: LAND TIROL/ENTSTRASSER-MÜLLER