Es ist eine Premiere im Genussland Oberösterreich und auch über dessen Grenzen hinaus: Der erste Teegarten Österreichs, den Klemens Gold kürzlich im Pechgraben in Großraming eröffnet hat. Der Spitzenkoch, der auch die Teekellerei „Combuchont“ gegründet hat, will damit nicht nur „einen Beitrag zur weltweiten Gesundheitsbewegung“ leisten, sondern mit dem neuen Produkt auch eine Möglichkeit für die regionale Landwirtschaft schaffen.
Tee-Getränk bedient den Alkoholfrei-Trend
Die nachhaltige Stärkung der Region ist dem Vier-Hauben-Koch ein besonderes Anliegen, da er auch durch seine eigenen Wurzeln im Pechgraben über einen landwirtschaftlichen Hintergrund verfügt. Gold, dem 2025 vom renommierten Guide Michelin auch der Grüne Stern für seine besonders nachhaltige Küchenphilosophie verliehen wurde, hat in den vergangenen Jahren viel Zeit und Herzblut in die außergewöhnliche Idee gesteckt. Mit Combuchont – Klemens Gold definiert ihn als den weltweit ersten kalt abgefüllten Tee mit der Haltbarkeit von Wein – setzt er ganz auf den Trend zu alkoholfreien Getränken und solchen mit minimalem Alkoholanteil und will diesen zugleich auf ein „neues Qualitätsniveau“ heben, so Gold.

Schwer bewirtschaftbare Flächen im Visier
„Unsere Teesorten stammen von zahlreichen kleinen Teebauern aus Taiwan, Japan, China und den Alpen. Diesen Hintergrund möchten wir weiter vertiefen und den Grundstein für die Zukunft der Teekellerei setzen. Doch es könnten noch mehr Menschen von unserem Ansatz profitieren. Gerade Bauern in den Voralpen, die mit vielen schwer zu bewirtschaftenden Flächen – oft schattig, steil, feucht und von Förderungen ausgeschlossen – zu kämpfen haben“, erklärt Klemens Gold. Er wolle auch eine an den Klimawandel angepasste Landwirtschaft mitgestalten. „Die Kultivierung der Teepflanze Camellia sinensis ermöglicht es, diese schwer bewirtschaftbaren Flächen nachhaltig zu nutzen und gleichzeitig die Gefahr von Hangrutschungen zu reduzieren. Zudem sichern wir so langfristig den Rohstoff für unsere Teekellerei und möchten diesen dann auch aus der lokalen Landwirtschaft beziehen“, sagt Gold. Die Teepflanze sei extrem langlebig. „Einige Pflanzen werden mehrere hundert Jahre alt. Sie wachsen langsam, was ihre Anpassung an die Umgebung fördert“, betont der oberösterreichische Teepionier. Hochwertige Teepflanzen würden oft von Pflanzen stammen, die im Schatten gedeihen, da dies die Produktion von Chlorophyll steigert und der Tee somit ein intensiveres Aroma bekommt. Die Pflanze bevorzuge feuchte, niederschlagsreiche Regionen und eigne sich ideal für steile, schwer bewirtschaftbare Flächen, weiß der Koch.
Genuss in GroßramingKlemens Gold setzt in seinem Restaurant „Rau“ in Großraming mit seiner „Nature Based Cuisine“ ganz auf die Natur. Mit dem 2022 präsentierten Getränk „Combuchont“ will er zeigen, dass alkoholfreier Genuss nicht Verzicht, sondern Qualität bedeutet. Der neue Teegarten stellt nun den nächsten Schritt in seiner Vision dar.
Die Pflege eines Teegartens sei grundsätzlich einfach, da die Camellia sinensis eine robuste Pflanze ist. Ein besonderer Vorteil sei, dass die Ernte der jungen Triebe im Frühjahr und Herbst gleichzeitig als Rückschnitt diene und die Pflanze dadurch gesund und vital bleibe. Durch die richtige Anlage der Teegärten kann der körperliche Einsatz massiv reduziert werden. Die Handernte in Terrassen erfordere jedoch Hingabe und Präzision, das Anlegen der Terrassen selbst sei ein leichter Eingriff. „Unsere Teepflanzen sind Sämlinge aus koreanischen, taiwanesischen, japanischen und chinesischen Kultivaren“, erklärt Gold, gezogen wurden sie bei Wolfgang Bucher in Deutschland. „Das hat zwei große Vorteile: Die Mutterpflanzen kennen den mitteleuropäischen Winter bereits seit fast 25 Jahren und zudem unterstützt uns Wolfgang Bucher mit seiner langjährigen Tee-Expertise.“
“Wir wollen mit dem ersten Teegarten Österreichs zeigen, dass Tee bei uns nicht nur funktioniert, sondern auch einen echten Mehrwert für Mensch und Natur bringt.” Klemens Gold
Pechgraben: Ideal dank Geologie und Topografie
Die Wahl des Standortes ist kein Zufall: Durch das viele „Baumpech“ bekam der Graben einst seinen Namen. Das wiederum weist auf sehr viel gespeichertes Wasser im Boden hin. Dieser hat eine interessante Geologie: Das Terroir besteht in tieferen Lagen aus Ton und Lehm, dann folgt Urgestein und auch Kalkmergel. Wasser ist überall vorhanden – durch die Enns auch besonders viel in der Luft. Die Luftfeuchtigkeit ist enorm, was der Tee besonders liebt. Hinzu kommt der viele Niederschlag in den Voralpengebieten. Die Wolken werden durch die Berge gebremst und förmlich ausgequetscht, das meiste Wasser landet dann in den Voralpen. „Der Pechgraben hat zudem eine ganz besondere Topografie“ erklärt Klemens Gold. „Als Talschluss zur Laussa bleibt die meiste Feuchtluft dort hängen. Richtung Großraming verengt sich das Tal, wo die Feuchtluft hereinströmt. Wenn tagsüber die Enns ihre Kraft verliert, läuft die Feuchtigkeit drucklos nur langsam durch das einst genannte ‚kleine Gesäuse‘ wieder ab. Eine Naturbeobachtung, die ich im Zuge meiner ‚nature-based cuisine‘ gemacht habe. Die Tee-sträucher sind also stets von Feuchtigkeit umgeben, wodurch die Blätter gesund bleiben. Denn anders als der Wein liebt der Tee viel Niederschlag.“
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- Teegarteneröffnung KlemensGold Pechgraben ©zweibaum 6: Zweibaum