Grain Deal: Kreml sorgt für Stau von Getreideschiffen

Der Präsident der Ukraine hat eine massive Behinderung der Getreideexporte aus den Schwarzmeerhäfen des Landes durch Russland beklagt.

Ukraine exportierte bislang nur drei Millionen Tonnen Getreide.

In einer Videobotschaft ortet Wolodymyr Selenskyj „einen künstlichen Stau von 150 Schiffen“, weil Russland absichtlich deren Passage verhindere. Der Kreml tue alles, „um unsere Lebensmittelexporte zu verlangsamen“. Wegen der Verzögerungen habe die Ukraine bislang 3 Millionen Tonnen Getreide weniger als erwartet exportieren können. Dies entspreche der Menge, um 10 Millionen Menschen zu ernähren. Selenskyj warf Moskau wiederholt vor, eine Lebensmittelkrise und soziale Spannungen in der Welt hervorrufen zu wollen. 

Im Juli hatte Russland unter Vermittlung der Vereinten Nationen (UN) und der Türkei dem sogenannten „Grain Deal“ mit Kiew zugestimmt. Zuletzt hatte es aber gedroht, die Vereinbarung nicht zu verlängern. Russische Medien zitierten einen UN-Vertreter Russlands, der erklärte, dass Moskau „möglicherweise“ die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen „revidieren“ und das Getreideabkommen nicht verlängern werde, berichtet Agra-Europe.

„Viele Äcker sind nicht nutzbar“
Indes zeigt sich die ukrainische Regierung in Kiew trotz der zuletzt erzielten Erfolge auf dem Schlachtfeld gegen Russland mit Blick auf die Landwirtschaft pessimistisch. Mindestens ein Fünftel der Agrarflächen der Ukraine seien im kommenden Jahr nicht nutzbar, berichtete Vize-Agrarminister Markiyan Dmytrasevych dieser Tage vor dem Landwirtschaftsausschuss des EU-Parlaments in Brüssel. Er verwies darauf, dass diese Flächen entweder vermint oder Teil des Schlachtfeldes seien oder sich in den von Russland besetzten Gebieten befänden.

Daher hätten bisher lediglich rund 60 Prozent der Ackerflächen bestellt werden können. Je nachdem, wie sich die Lage im kommenden Frühjahr entwickeln werde, könne der flächenmässige Ernteverlust 2023 also auf bis zu 40 Prozent steigen. Insbesondere die Minenräumung gestalte sich schwierig. Was sein Land nun benötige, sei vor allem Saatgut. Lieferungen davon könnten helfen, im Frühjahr – soweit möglich – die Flächen mit Sommergetreide und Hackfrüchten zu bestellen.

Von den EU-Agrarpolitikern nach gewünschten Hilfen gefragt, bekräftigte Dmytrasevych insbesondere die Forderung seiner Regierung nach Lastkraftwagen, um den Transport von Getreide über die „grünen Solidaritätskorridore“ forcieren zu können. In diesem Zusammenhang stellte Dmytrasevych klar, dass die Ukraine weiter auf solche Korridore angewiesen sei. Er appellierte, diese Exportwege langfristig auszulegen.

Zwar sei der Transport über den Landweg sehr viel teurer als über den Seeweg, jedoch bestehe die Sorge, dass Russland den Ende November auslaufenden Grain Deal zur Offenhaltung der ukrainischen Schwarzmeerhäfen nicht verlängere. Daher sei die Ukraine auf die EU zum Export der eigenen Agrargüter dringend angewiesen. Ein weiteres Problem sei die Düngemittelknappheit. Auch dies werde aller Voraussicht nach die Erntemenge reduzieren.

Die zuletzt massiv ausgeweiteten Angriffe auf die ukrainische Energieversorgung habe auch fatale Auswirkungen auf den Betrieb von Milchvieh- und Legehennenstallungen. Nachdrücklich bat Dmytrasevych die EU daher um die Bereitstellung von Dieselgeneratoren.

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