Eiabpackstelle

Mit 2,24 Mrd. Eiern (rund 139 t) erzeugten Österreichs Legehennenhalter bereits im Vorjahr auf Rekordniveau. Ein Selbstversorgungsgrad von 92 % wurde erreicht. Franz Kirchweger, Obmann der Österreichischen Frischeier Erzeugergemeinschaft (EZG Frischei), zeigt sich zuversichtlich, dass heuer die 100-Prozent-Hürde genommen wird: „Wir können garantieren, dass wir ein ganzes Jahr österreichische Eier anbieten können, egal in welcher Form.“ Tatsächlich wurde die Legehennenhaltung in den letzten Jahren massiv ausgebaut, auch private Kleinsthaltungen und alternative Haltungsformen, wie etwa Mobilställe, boomen.
Allein in Betrieben mit mehr als 350 Hennen, für die Registrierung und Erzeugercode erforderlich sind, werden rund 7,5 Mio. Stück gehalten. Würde man auch die gut 1,5 Mio. Hennen in Kleinsthaltungen berücksichtigen, könne sich Österreich schon heute vollständig mit Eiern versorgen, versichert EZG-Frischei-Obmann Kirchweger.

Der Konsum ist unterdessen leicht rückläufig. 2021 aßen Herr und Frau Österreicher drei Eier weniger als im Jahr zuvor – insgesamt 233 Stück. Die EZG Frischei nennt die allgemeine Teuerung als Hauptgrund für den derzeit rückläufigen Ei-Verzehr. Aus ernährungsphysiologischer Sicht spreche für gesunde Menschen nämlich nichts gegen zwei bis drei Eier pro Woche – entgegen aller Vorwürfe in der Cholesterin- Debatte.

Verhängnisvolle Preisspirale
Doch derzeit wandle sich das Kaufverhalten. Sparsame Kunden würden zum Bodenhaltungsei greifen, „Bio und Freilandhaltung bleiben auf der Strecke“, so der Tenor. Für den Endkunden haben sich Bodenhaltungseier im Vergleich zu 2020 mittlerweile um ein Drittel verteuert. Der Erzeugerpreis sei jedoch nur um 20 % gestiegen. Auch die Bauern ächzen aber unter der Kostenlast. Im selben Zeitraum sind für sie Junghennen 30 % teurer geworden, die Futterkosten um 40 % gestiegen. Hinzu kommt die allgemeine Teuerungswelle bei Energie. Frischei-Chef Kirchweger: „Eine Preisanpassung ist ganz massiv nötig.“ Mit den derzeit ausbezahlten 11 Cent pro M-Ei sei langfristig keine Produktion möglich. „Je nachdem wie sich die Betriebsmittelpreise entwickeln, brauchen wir drei bis fünf Cent mehr pro Ei“, legt er die Fakten auf den Tisch. Kommen soll der Mehrerlös allerdings nicht aus höheren Verbraucherpreisen. Der Schlüssel wäre mehr Fairness entlang der Wertschöpfungskette, resümiert Kirchweger sinngemäß.

Vorreiter bei Tierwohl
Auch Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger appelliert an Konsumenten, Verarbeiter und Handel, angesichts der Teuerung „nicht alle Ideale über Bord zu werfen“ und gibt zu bedenken: „Lebensmittelerzeugung im eigenen Land bedeutet Sicherheit und ist etwas wert.“ Der LK Chef spricht hier Österreichs Vorreiterrolle bei Tierwohl an. Bereits 2009 wurde hierzulande die Käfighaltung abgeschafft, 2019 auch die ausgestalteten Käfige endgültig verboten, während weltweit noch 90 % der Legehennen so aufgestallt sind. Heute stehen 62 % der Hühner in Bodenhaltung, über ein Viertel darf sich im Freiland über 8 m² Auslauf je Tier freuen und 12 % der Hühner werden Bio-konform gehalten. Seit 2010 sind sämtliche Futtermittel gentechnikfrei, EZG-Mitgliedsbetriebe setzen als Eiweißfutter auf „Donau Soja“. Der Antibiotikaeinsatz wurde in den vergangenen acht Jahren um die Hälfte reduziert, vorbeugende Verabreichung ist verboten – auch hier ganz entgegen dem globalen Trend der industriellen Produktion.

„Mit derartigen Anlagen können und wollen die österreichischen Produzenten nicht konkurrieren“, bringt es Moosbrugger auf den Punkt. Trotzdem erreichen laut Geflügelwirtschaft Österreich täglich 1 Mio. Importeier, vor allem als verarbeitetes Flüssigei, die heimischen Verbraucher. Schlüssel könne hier nur eine Herkunftskennzeichnung sein, so der Präsident.

- Bildquellen -

  • Eiabpackstelle: AMA Marketing
- Werbung -
AUTORClemens Wieltsch
Vorheriger ArtikelRegionalität ist keine Frage der Börserlgröße
Nächster ArtikelDie Hoffnung stirbt zuletzt