Das heimische Frischgemüse zeigt sich bislang von seiner besten Seite: Sowohl Qualität als auch Quantität ist hoch, Lebensmittelhandel und Konsumenten sind zufrieden. Somit auch die Produzenten, wenngleich in deren Hinterköpfen die bekannten Herausforderungen das Bild trüben. Die „Dauerbrenner“: ungleiche Regelungen beim Pflanzenschutz und hohe Lohnnebenkosten bei gleichzeitigem Auszahlungsnachteil für Saisonarbeiter.
Eigenversorgung ist keine Selbstverständlichkeit
„Wer auch morgen noch friches Gemüse aus Oberösterreich genießen will, muss heute die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Also faire Löhne für Saisonarbeitskräfte, eine Senkung der Lohnnebenkosten und gezielte Anreize für Investitionen in zukunftsweisende Produktionsmethoden“, bringt es Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger auf den Punkt. Nur so könne die Eigenversorgung gesichert, bäuerliche Existenzen erhalten und zugleich eine Perspektive geboten werden. Erstere ist ohnehin nicht so berühmt wie vielleicht vermutet: 2023/24 lag diese bei Gemüse bei 52 Prozent (%) des Bedarfs, bei Erdäpfeln bei 78 % und bei Obst lediglich bei 40 %.
Die EU-Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffzulasung muss innerhalb der Mitgliedsstaaten unverzüglich in Einklang gebracht werden. Franz Waldenberger
85.000 Tonnen Gemüse, 80 Sorten, 175 Betriebe
Aktuell sind es in Oberösterreich 175 Betriebe, die auf 2059 Hektar erwerbsmäßigen Gemüseanbau betreiben. Die Anbaufläche ist damit nach Rückgängen 2023 und 2024 um 111 Hektar (ha) gestiegen. Für die Saison 2025 wird von den rund 80 verschiedenen Gemüsesorten eine Erntemenge von etwa 85.000 Tonnen erwartet, was einen Gesamtproduktionswert von 38 Millionen Euro bedeutet. Gemüsebaubetriebe findet man bereits in allen Bezirken des Landes, wenngleich die Hälfte des oö. Anbaus alleine im Bezirk Eferding passiert.

Bio-Gemüse: Anteil ist erstmals bei 30 Prozent

Im Aufwind ist die Produktion von Bio-Gemüse: Erstmals erreicht diese in Oberösterreich mit 618 ha einen Anteil von 30 % der gesamten Jahresproduktion. Das Marktumfeld für Bio-Gemüse sei derzeit positiv, heißt es von Seiten der Landwirtschaftskammer OÖ.
Gemüse aus konventionellem Anbau geht zu etwa 80 % als Frischgemüse und 20 % Sauergemüse weg mit einer Tendenz in Richtung Frische. Zur flächenstärksten Kultur ist in den vergangenen Jahren der Zuckermais (404 ha) geworden, er macht aktuell knapp ein Fünftel der gesamten Anbaufläche aus. Dahinter belegen Speisekürbis (163 ha), Salatgewächse und Spargel (je 134 ha) sowie Kraut (122 ha) die vorderen Plätze.
Für die Zunahme der Gemüseanbaufläche in Oberösterreich sieht LK-Präsident Franz Waldenberger mehrere Gründe. Etwa die Erfahrungen aus dem Vorjahr, als Witterung, Wildverbiss und fehlender Pflanzenschutz zu Ertragsausfällen geführt hatten. Um Abnahmegarantien erfüllen zu können, wurden die Flächen heuer sicherheitshalber leicht erhöht. Auch der reduzierte Zuckerrübenanbau spielt eine Rolle, sind doch Erdäpfel und Gemüse für einige Landwirte nun die Alternativen.
Convenience-Produkte: Neue Absatzmöglichkeit
Apropos Alternative: Eine solche hat der Betrieb Hofer aus Hartkirchen für sich entdeckt, als er begonnen hat, für einzelne Kunden auf Wunsch auch geschälte Erdäpfel oder geschnittenes Gemüse zu liefern. „Mittlerweile bieten wir eine breite Palette an und beliefern etwa Krankenhäuser und Gastronomie“, sagt Karl Hofer. „Der Trend geht in Richtung Convenience-Produkte“, bestätigt Ewald Mayr, Obmann des Verbandes der OÖ Gemüse-, Erdäpfel- und Obstbauern. Bei den etwa 2,2 Millionen Mahlzeiten, die in den 3000 österreichischen Großküchen und Kantinen täglich gekocht werden, sei auch angesichts von Personaleinsparungen Potential geboten.
Neuerungen 2025
Seit heuer neu ist die Vorgabe, Radieschen und Kohlrabi ab Sommer vorwiegend ohne Blattgrün anzuliefern. Der Grund: Blätter mit Fraßspuren durch Insekten gelten als unzumutbar für die Konsumenten. Auch die neue EU-Vermarktungsnorm gilt, wonach Obst und Gemüse in geschnittener Form verpflichtend mit dem Ursprungsland gekennzeichnet werden muss. Diesen Umstand sehen die heimischen Gemüsebauern als Chance.
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- Frühlingsgemüsekorb Incl. Spargel LK OÖ: LK OÖ
- Bewässerung Salat1 LK OÖ: lk oö