Gelbrost ist auch heuer wieder aktuell

Bereits das vierte Gelbrostjahr in Folge - derzeit zeigen sich auf den Getreideschlägen die ersten Befallssymptome. Hinweise zu zielführenden Gegenstrategien.

Gelbrost auf Blättern von Winterweizen im Jugendstadium - die gelborangen und 0,5 bis 1 mm langen Sporenlager (Pusteln) sind an der Blattspitze konzentriert oder streifenförmig angeordnet. ©Oberforster
Gelbrost auf Blättern von Winterweizen im Jugendstadium – die gelborangen und 0,5 bis 1 mm langen Sporenlager (Pusteln) sind an der Blattspitze konzentriert oder streifenförmig angeordnet. ©Oberforster
Die Vermutung, dass nach dem milden Winterwetter neuerlich mit Gelbrost zu rechnen sein könnte, ist nun bestätigt. Seit der letzten Märzwoche zeigen Bestände im nordöstlichen Flach- und Hügelland sowie im östlichen Alpenvorland die charakteristischen Symptome. Betroffen sind Winterweizen, Wintertriticale, Winterdurum und Dinkel. Überwiegend dürften die Infektionen bereits im Herbst geschehen sein. Wenngleich derzeit der Befall noch relativ gering ist, könnte sich die Situation ähnlich zuspitzen wie in den Jahren 2014 und 2015.

Regellose Sporenlager zu Befallsbeginn

Der Gelbrost kommt in unterschiedlichen Symptomen vor. Bis April befinden sich die gelborangen Sporenlager (Pusteln) regellos auf der Blattspreite oder gehäuft an der Blattspitze. Während des Schossens erscheinen die zwischen den Blattadern gebildeten Pusteln als Längsstreifen. Bei empfindlichen Sorten können sie später einen Großteil der Blattfläche bedecken. Verlieren die Blätter frühzeitig ihre Funktion, bedeutet dies Ertragseinbußen von 15 bis über 30 %. Auch chlorotische Aufhellungen mit schwacher Pustelbildung kommen vor. Mitunter gibt es braungraue Flecken, welche der Septoria tritici-Blattdürre ähnlich sind. Weiters werden bei Triticale und Weizen gelegentlich die Ähren infiziert. Momentan sind allerdings viele Gelbfärbungen des Getreides nichtparasitär verursacht und weniger bedeutsam.

Seit 2013 dominiert die Rassengruppe ‚Warrior‘

Die Ergebnisse belegen, dass Gelbrostepidemien oft mit einem Rassenwechsel einhergehen. Das traf in Österreich für die Periode 1998 bis 2001 zu und gilt auch seit 2013. Die aktuell dominierende Gelbrostrasse wurde erstmals 2010 in England an der namengebenden Weizensorte ‚Warrior‘ nachgewiesen und hat sich seither auf weite Teile Europas ausgedehnt. Diese Rasse produziert mehr Sporen und wirkt dadurch aggressiver. Sie ist überdies wärmetoleranter und sporuliert noch in der zweiten Junihälfte. Jedoch ist sie uneinheitlich, neuerdings haben Fachleute mehrere Varianten der Warrior-Rasse mit unterschiedlichem Virulenzmuster identifiziert. Das dürfte auch der Grund sein, warum die Sortenresistenz teilweise nicht stabil bleibt. Eine regelmäßige Kontrolle der Bestände empfiehlt sich deshalb auch bei den als widerstandsfähiger beschriebenen Sorten.
Das Vordringen der Warrior-Rassengruppe des Gelbrostes hat das Befallsverhalten zahlreicher Weizen- und Triticalesorten verändert. Viele Sorten reagieren auf die neue Gelbrostrasse empfindlicher als früher, einige Sorten präsentieren sich aber auch resistenter.

Unterschiedliche Sortenresistenzen

Bei den Qualitätsweizen wurden Adesso, Albertus, Antonius, Astardo, Josef, Norenos, Pannonikus, Pireneo und Xenos (Noten 6 bis 9) manchmal gravierend infiziert.
Unter den Mahl- und Futterweizensorten sind Augustus, JB Asano, Kerubino, Papageno, Sax und Winnetou stärker gefährdet. Eine beachtliche Widerstandskraft (Noten 2 oder 3) besitzen hingegen Advokat, Avenir, Bernstein, Capo, Chevalier, Element, Findus, Lennox, Mulan, Pedro, Roland, Siegfried, Spontan und Tobias. Die verwandten Züchtungen Messino, Midas, Laurenzio und Lukullus wehrten 2015 die Krankheit zunächst erfolgreich ab, waren nach der Blüte örtlich aber doch mehr betroffen. Der Mahlweizen Sailor präsentierte sich im Vorjahr wesentlich robuster als 2014.
Bei Wintertriticale sind die anfälligeren Sorten Borowik, Cosinus, Elpaso und Trimmer (Noten 6 bis 8) im Auge zu behalten. Die meisten Dinkelsorten reagieren sensibel auf die aktuellen Gelbrostrassen. Bei Winterdurum zeigten Auradur und Lunadur etwas mehr Symptome als Elsadur und Wintergold. Bei Sommerweichweizen werden KWS Collada und Trappe öfter einen fungiziden Schutz benötigen, Michael und Sensas sind weiterhin gesund. Sommerdurum war in den letzten Jahren vergleichsweise schwach infiziert.

Mit Fungiziden effektiv kontrollierbar

Der Gelbrost ist wegen seiner Schadwirkung gefürchtet, lässt sich jedoch mit Azol-, Carboxamid- oder Strobilurinfungiziden leichter kontrollieren als etwa Septoria tritici- oder DTR-Blattdürre. Mitunter genügt eine einmalige Anwendung, um den Pilz dauerhaft auszuschalten. Die meisten Azole entfalten gegen Gelbrost eine gute Wirkung, am effizientesten erwiesen sich Tebuconazol und Epoxiconazol. Ein massiver Infektionsdruck kann bei sensitiven Sorten bereits im frühen Schossstadium (BBCH 31 bis 34) eine Behandlung nötig machen. Hier bieten sich preiswerte Fungizide wie Pronto Plus (0,8 bis 1,0 l/ha), Folicur (1,0 l/ha), Mystic 250 EW (1,0 l/ha, nur im Weizen), Gladio (0,6-0,8 l/ha), Rubric (1,0 l/ha) oder Champion (1,0 l/ha, nur im Weizen) an. Allerdings sind die nachher geschobenen Blätter dann oft nicht ausreichend geschützt. Eine Zulassung für die Indikation Gelbrost besitzen weiters Avoca Super, Orefa Tebuconazol 250, Osiris, Prosaro, Adexar, Aviator Xpro, Seguris, Variano Xpro und Zantara. Tritt der Gelbrost erst zum Fahnenblattstadium auf, wird er bei der Bekämpfung der Abreifekrankheiten (BBCH 37/39 bis 55) miterfasst. Im Biolandbau fehlen Möglichkeiten zur wirksamen Behandlung, hier hilft allein die richtige Sortenwahl.

Michael Oberforster,
Martin Plank, AGES Wien

Gelbrostepidemien in Winterweizen

 ©KS Agrar
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