Geisler: Tierärztliche Versorgung in Tirol sicherstellen

Die tierärztliche Versorgung ist für die viehhaltende Berglandwirtschaft unverzichtbar. Um diese auch in Zukunft sicherzustellen, hat Tirols Bauernbundobmann und Agrarlandesrat Josef Geisler eine Machbarkeitsstudie für eine Tierärztliche Ausbildungsstätte in Tirol in Auftrag gegeben.

LHStv. Josef Geisler ist die Ausbildung der Tiroler Tierärzte ein großes Anliegen.
LHStv. Josef Geisler ist die Ausbildung der Tiroler Tierärzte ein großes Anliegen.

Mit den bestehenden Strukturen kann der Bedarf nicht gedeckt werden. So gehen allein in Tirol in den nächsten acht Jahren etwa 40 Tierärzte in Pension und benötigen Nachfolger. Von den 1.400 Bewerbern an der Veterinärmedizinischen Universität Wien werden jährlich 200 aufgenommen.

Das standardisierte Auswahlverfahren, das ein deutsches Unternehmen ohne Bezug zur Vetmed durchführt, hat aber eine niedrige Treffsicherheit, was zu hohen Drop-Out-Raten führt. Zudem findet fast die Hälfte der Studierenden aus den westlichen Bundesländern ihren neuen Lebensmittelpunkt in Wien und kehrt nicht mehr zurück.

Um dem Tierärztemangel in der Peripherie zu begegnen, haben Agrarlandesrat Josef Geisler und der ehemalige Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter die Idee entwickelt, auf dem Areal der HBLA Kematen nach deren Übersiedlung nach Rotholz eine veterinärmedizinische Ausbildungsstätte zu errichten. Die „Vetmed Tirol“ soll unter dem Dach der UMIT als disloziertes Studium am Campus Marsonerhof organisiert werden. Mit der Machbarkeitsstudie wurden Tierarzt Dr. Peter Schweiger und Professorin Dr. Monika Egerbacher von der UMIT beauftragt. Die Studie soll im März 2020 fertig sein und der Landesregierung als tragfähige Entscheidungsgrundlage dienen.

Gegenüber der Vetmed in Wien soll vor allem das Aufnahmeverfahren treffsicherer werden. Ein fünfstufiges Verfahren, das neben Maturazeugnis und schriftlichem Test auch praktische Fertigkeiten, Referenzen und ein persönliches Interview beinhaltet, soll laut Dr. Peter Schweiger sicherstellen, dass die bestgeeigneten und motiviertesten Bewerber aufgenommen werden. Dieses System hat sich in den angelsächsischen Ländern bestens bewährt, es gibt dort fast keine Studienabbrecher.

Zum zweiten soll die Ausbildung an der Vetmed Tirol praxisnah und straff organisiert sein. Ab dem 3. Semester sollen die Studierenden in praktische Tätigkeiten eingebunden werden. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit mit Tierarztpraxen und Tierkliniken in der Umgebung geplant. „Den jungen Studenten muss die Neugierde und Freude an der Arbeit vermittelt werden“, ist Schweiger überzeugt. Die Wiederkäuer sollen stark im Zentrum der Ausbildung stehen. Daneben wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Spezialisierung im Kleintierbereich gelegt, z. B. Onkologie und Kardiologie.

Augenmerk auf wirtschaftliche Führung

Wesentliches Augenmerk soll zudem auf das wirtschaftliche Handwerkszeug gelegt werden. Veterinärmediziner müssen nach Ansicht von Dr. Peter Schweiger in der Lage sein, eine Gemeinschaftspraxis wirtschaftlich führen zu können. Am Marsonerhof sollen 25 bis 35 Studenten pro Jahr das sechsjährige Masterstudium absolvieren, wobei ein Jahr verpflichtend im Ausland zu studieren ist. Die Studiengebühren will das Land übernehmen, wenn sich der Absolvent verpflichtet, mindestens fünf Jahre in Tirol als Tierarzt tätig zu sein. Vorarlberg, Salzburg und Südtirol, wo die tierärztliche Situation ähnlich ist, sollen als Partner gewonnen werden. Wenn die Landesregierung nach Vorliegen der Machbarkeitsstudie grünes Licht gibt, könnten die ersten Studenten der Vetmed Tirol im Oktober 2022 starten.

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  • ©Tanja Cammerlander 048: Tanja Cammerlander
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