Finanzielle Pandemie

Kommentar von Prof. Hubert Wachter,
Publizist.

Ja, die gesundheitliche Pandemie, diese Sache mit dem heimtückischen Corona-Virus, die hat Österreich – so wie es jetzt aussieht – im internationalen Vergleich relativ gut für’s Erste überstanden. Was der Regierung, vom Kanzler abwärts bis zum Gesundheitsminister viel Lob aus aller Welt eingebracht hat.
Allerdings, um im Bild zu bleiben, jetzt steht der Alpenrepublik eine ganz andere Pandemie bevor, nämlich ein wirtschaftlich/finanzielles Desaster. Dass bislang erst kärgliche zehn Prozent (!) jener von der Regierung vor drei Monaten blitzartig angekündigten 38 Milliarden an Hilfsgeldern bzw. Staatsgarantien für die Corona-geschädigte Wirtschaft geflossen sind, erzürnt nicht nur die Unternehmerschaft. Von einer Insolvenzwelle enorm vieler Betriebe im Herbst ist deswegen schon offen die Rede. Grund: Der Amtsschimmel wiehert kräftig, Staatsgarantien für überlebensnotwendige Kredite beeindrucken die Banken kaum, selbst diverse Notfonds stocken seit Wochen. Was für ohnehin schon 550.000 Arbeitslose und 1,3 Millionen vorläufig in Kurzarbeit geschickte Österreicher zum existenziellen Job-Desaster zu werden droht.
Dazu kommt, dass sich auch auf EU-Ebene äußerst harte Zeiten ankündigen: Über eine Billion Euro sind zum „Wiederaufbau” in der Pipeline. Netto(ein)zahler in die Union – Österreich gehört zu diesen – werden das zu schultern haben, um die EU und den Euro zu retten. Was Österreichs Staatsverschuldung in lichte Höhen treiben wird. Auch darum stehen uns allen Jahre des deutlichen Gürtel-enger-schnallens bevor.

wachter.hubert@aon.at

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