Neben zahlreichen Ehrengästen fanden sich rund 450 interessierte Bäuerinnen und Bauern beim Sommergespräch des Tiroler Bauernbundes am Zachhof der Familie Gschirr in Ellbögen ein. Bei guter Stimmung wurden aktuelle Ereignisse rund um die Agrarpolitik ausgeführt und Themen, die die heimische Landwirtschaft bewegen, diskutiert.

Erfolgreichen österreichischen Weg auf EU-Ebene fortsetzen

Der Höhepunkt des Abends waren die Ausführungen von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Sie informierte über die bäuerlich relevanten Geschehnisse auf EU-Ebene.

„Mein oberstes Ziel in den GAP-Verhandlungen war, dass wir den erfolgreichen österreichischen Weg fortsetzen können. Das ist uns gelungen. Wir haben ein Minus von 770 Mio. Euro in ein Plus von 35 Mio. Euro für die gesamte GAP-Periode erreicht. Damit konnten wir die für uns besonders wichtige zweite Säule nicht nur absichern, sondern werden diese sogar ausbauen“, zeigt sie sich zufrieden über die Entwicklungen. Tirolspezifisch sprach sie die weitere Förderung der Berglandwirtschaft an: „Die Bergbauernbetriebe und die Almwirtschaft sind das Herzstück der Tiroler Landwirtschaft. Umso wichtiger ist eine zielgerichtete Unterstützung für jeden einzelnen Betrieb, damit die Bewirtschaftung auch in Zukunft sichergestellt ist. Das wollen wir in der neuen Programmperiode unter anderem mit einer Erhöhung der Almauftriebsprämie sicherstellen.“

In den Fokus rückt zudem immer mehr das Verhältnis von Klimaschutz und Landwirtschaft. Bundesministerin Elisabeth Köstinger meinte dazu: „Unsere Bäuerinnen und Bauern haben schon immer nachhaltig gewirtschaftet und Klimaschutz gelebt. Daher sage ich klar: Der Green Deal darf nicht zu einer Schwächung unserer bäuerlichen Familienbetriebe führen. Die Forschungsstelle der Europäischen Kommission ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Green Deal gravierende Auswirkungen auf das Einkommen unserer Landwirte hat. Kein Angestellter oder Unternehmer kann sich vorstellen, 10 bis 30 Prozent seines Einkommens zu verlieren. Die Kommission ist aufgefordert, ihre eigene Studie ernst zu nehmen und notwendige Änderungen zu erarbeiten.“

Regionalität als Qualitätsmerkmal im Fokus

Auf die zahlreichen Überschneidungspunkte von Wirtschaft und Landwirtschaft ging Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser ein – von der Regionalität bis zum Tourismus und der dazu notwendigen Erhaltung der Almwirtschaft: „Tirol bietet viele Qualitätsprodukte, die in Familienbetrieben hergestellt werden und mit denen wir uns von anderen Regionen unterscheiden. Diese besondere Qualität Tirols müssen wir in Zukunft noch mehr herausstreichen!“

Rechtliche Möglichkeiten zur Wolfsentnahme nutzen

Ein Thema beschäftigt die Tiroler Bäuerinnen und Bauern besonders: der Wolf. „Die friedliche Koexistenz von Wölfen und Almwirtschaft ist eine Illusion. Wölfe sind Raubtiere. Das muss man klar sagen. Wenn Problemwölfe nicht rasch entnommen werden, werden die heimischen Almen und Weiden bald nicht mehr bewirtschaftet werden“, spricht sich Landwirtschafts- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger klar für ein Management der großen Beutegreifer aus. Davon hinge nicht nur die Zukunft der Landwirtschaft ab: „Insgesamt wurden heuer schon weit über 300 Tiere, hauptsächlich Schafe, von Wölfen gerissen. Zum Vergleich: In der gesamten Almsaison 2020 waren es knapp 300. Das ist nicht nur für Almbauern, sondern auch für die touristische Nutzung von Almen und Wanderwegen ein Problem. Daher ist es notwendig, dass die rechtlichen Möglichkeiten, die es zur Entnahme von Problemwölfen gibt, genutzt werden.“

Zum Thema Großraubtiere vertrat auch Christoph Walser eine eindeutige Meinung: „Wolf und Bär haben in Tirol keinen Platz, das muss man klar und offen sagen!“

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