Fakt ist: Tierwohl kostet Geld

Die Haltungsbedingungen bei Schweinen stehen immer öfter im Fokus vieler Tierschutzorganisationen und werden auch vermehrt zum Thema breiter Konsumentenschichten und somit auch für den Lebensmitteleinzelhandel.

Tierwohlmaßnahmen und der Preiswettbewerb am freien Markt liegen häufig im Widerspruch. ©agrarfoto.com
Tierwohlmaßnahmen und der Preiswettbewerb am freien Markt liegen häufig im Widerspruch. ©agrarfoto.com
Am OÖ Schweinetag in Wels beschäftigte man sich mit der Frage: Wie viel Tierwohl verträgt der Schweinemarkt? Am Podium diskutierten Johann Schlederer (Geschäftsführer VLV-Schweinebörse) und Hans Ollmann (Geschäftsführer Bioschwein Austria) gemeinsam mit Hubert Stritzinger (Konzernleiter Tann Austria) und Andreas Steidl (Leiter Qualitätsmanagement bei Ja! Natürlich), zwei Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels. In einem Punkt waren sich alle einig: “Tierwohl kostet Geld.”

Selbst hohe Biostandards sind vielen nicht genug

Im Gespräch: Steidl, Ollmann, Schlederer und Stritzinger (v.l.n.r.) ©BZ/Mursch-Edlmayr
Im Gespräch: Steidl, Ollmann, Schlederer und Stritzinger (v.l.n.r.) ©BZ/Mursch-Edlmayr
Für Stritzinger stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, wie viel Tierwohl es braucht, um am Markt bestehen zu können. “Bioschweinefleisch könnte man mehr vermarkten, aber es ist derzeit nicht am Markt verfügbar”, so der Spar-Vertreter. Die Modernisierung der Ställe im Hinblick auf mehr Platz, mehr Luft und mehr Licht ist für ihn unabdingbar, um in zukünftigen Märkten bestehen zu können. Er sieht jeden Bauer als Unternehmer und betonte: “Die Landwirtschaft wird investieren müssen, ohne Garantie zu haben, was am Ende des Tages passiert.” Steidl betrachtete die Frage aus dem Blickwinkel des Verbrauchers: “Für den Konsumenten kann Tierwohl gar nie genug sein, ob er auch immer danach handelt und dafür bezahlt, ist eine andere Frage.” Er beobachtet in der Bevölkerung einen wachsenden Anteil derer, die aus dem Fleischkonsum aussteigen. Für den Vertreter der Rewe-Gruppe sind zwei Szenarien denkbar: Entweder es gibt beim Thema Tierwohl einen Branchenkonsens mit hohen Standards für alle, dieser sei praktisch aber schwierig durchzusetzen, oder die Kunden werden sich aufgrund des gesellschaftlichen Drucks stärker vom Fleisch abwenden. Selbst die hohen Standards des Biolandbaus seien vielen nicht genug: “Tierschutzorganisationen stellen so hohe Forderungen, dass eine normale Schweinehaltung nicht mehr möglich ist. Es kann nicht das Ziel sein, Wildschweine im Wald zu halten”, stellte Ollmann klar. Im Schnitt liegt der Preis für Bioschweinefleisch doppelt so hoch wie der des konventionellen. Der Marktanteil beträgt marginale 1,5 Prozent. Trotzdem wird die Luft am Markt laut dem Bioschwein-Vertreter sehr dünn: “Bio ist hier nicht die Lösung für Probleme in der konventionellen Landwirtschaft. Wenn nur ein Prozent der konventionellen Landwirte umstellen würde, sind wir tot.” Der Marktanteil der Produkte, die unter dem Titel “Tierwohl” in Österreich verkauft werden können, liegt laut Schlederer derzeit bei circa fünf Prozent. An der Grööenordnung habe sich in den vergangenen 20 Jahren auch kaum etwas geändert. Seine Hoffnung ist, dass Handelsketten mehr auf die bereits bestehenden Tierwohlmodelle wie Bio- oder Strohschwein, greifen. Dann könne es sein, dass der Anteil einmal auf zehn oder 20 Prozent ansteige. Mehr sei laut Schlederer nicht drinnen: “Die Konsumenten haben viel zu wenig Kaufkraft, um in einer breiteren Masse auf diese teureren Produkte zurückgreifen zu können.” Die Landwirtschaft werde sich nicht gegen Weiterentwicklungen beim Thema Tierwohl wehren, aber es muss dafür bezahlt werden.

Thomas Mursch-Edlmayr

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