Ernte ohne Ukrainer

Bitte warten heißt es vorerst für Spargel und Salat, später auch für Erdbeeren, Marillen oder Gurkerl, wenn ukrainische Erntehelfer heuer nicht nach Österreich kommen, weil es der brutale Krieg verhindert.

Saisonniers aus Ukraine fehlen allerorts. Foto: lekcets - stock.adobe.com; Retusche: BZ/Merl

Ungeachtet dessen, wie lange der Kampf um die Ukraine dauert, werden die begehrten, weil tüchtigen Erntehelfer von dort heuer nicht oder nur in geringer Zahl nach Österreich kommen können, um hier auf den Feldern oder in Obst- und Weingärten zu arbeiten. Bisher haben es vorwiegend Frauen, Alte und Kinder geschafft, zu flüchten. Männern von 18 bis 60 ist eine Flucht aus dem Land nicht erlaubt. Sie müssen zum Militär.

Ernte mit ukrainischen Frauen
Rumänen bildeten bisher die Hauptgruppe unter den rund 30.000 Arbeitskräften, die jährlich in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt sind. Davon sind rund 3.000 Personen aus dem nunmehrigen Kriegsgebiet in der Ukraine. Diese Ukrainer und vor allem die Ukrainerinnen sind und waren am Arbeitsmarkt höchst begehrt. Sie arbeiteten bei uns überproportional häufig in der Land- und Forstwirtschaft, auch in Beherbergungsbetrieben und der Gastronomie. Viele waren und sind auch in höherqualifizierten Branchen oder freien Berufen saisonweise oder ganzjährig beschäftigt.
Während in Ostösterreich geografisch bedingt mehr Menschen aus Ungarn und dem Westbalkan arbeiten, sind es in oberösterreichischen und Tiroler Betrieben traditionell besonders die Ukrainer gewesen, davon mehr als die Hälfte Männer. Wenn, wie befürchtet, heuer knapp 2.000 Saisonarbeiter in Österreich ausfallen, so muss man sich im europäischen Wettbewerb rasch um Arbeitskräfte umschauen. Laut Landwirtschaftskammer wiegt der Erntehelfer-Ausfall in anderen Bundesländern aber weniger schwer.

Kein Totalausfall
Nicht nur in den bereits genannten Sparten, auch in viehhaltenden Betrieben und in Forstbetrieben, Baumschulen oder Gärtnereien werden Ukrainer fehlen. Für diese wird es rasch Ersatz brauchen. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger will am Westbalkan und in anderen EU-Ländern Arbeitskräfte für die Land- und Forstwirtschaft lukrieren. Ersatzweise werden wohl auch Helfer aus dem Kosovo oder Rumänien kommen. Auch aus Vietnam sollen Erntehelfer eingeflogen werden, wie es im Ö1-Journal vom 29. März heißt.

Wohin mit den Kindern?
Das Finden von Erntehelfern binnen weniger Wochen wird gewiss eine Herausforderung. Zwar erhalten ukrainische Flüchtlinge eine blaue Aufenthaltskarte und eine Beschäftigungsbewilligung durch das Arbeitsmarktservice (AMS), jedoch dauert die Bewilligung teils Wochen.
Für manche Betriebe und Kulturen kommt diese Bewiligung wohl zu spät. Es heißt, manche Bauern hätten sich schon vor der Saat oder dem Auspflanzen dazu entschlossen, heuer kein Gemüse anzubauen. Andere finden zwar Arbeitswillige und auch -fähige, jedoch handelt es sich bei diesen oft um Frauen, die mit Kinden gekommen sind. Für solche Familienkonstellationen sind viele Betriebe mit ihren Unterkünften nicht eingerichtet.
Die Kinder brauchen zudem Schul- und Betreuungsmöglichkeiten, während die Eltern arbeiten. Mit der Vertriebenenkarte hat zumindest die Bundesregierung schnell gehandelt: Kinder aus der Ukraine haben bei uns Zugang zu Kindergärten und Schulen.

Martina Rieberer

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AUTORRed. SN
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