Energieeffizienz am Hof: Es braucht Rahmen, Infrastruktur, Forschung

Die Landwirtschaft hat das Thema Energieeffizienz und Technologien für erneuerbare Energien schon lange im Fokus. Wenn es sich wo spießt, dann sind es vielmehr die Rahmenbedingungen, die dafür auch notwendig sind.

Ein Paradebeispiel für Energieeffizienz ist der Zuchtbetrieb Wimmer in Sattledt. Die LK-Präsidenten Moosbrugger (r.) und Waldenberger (l.) waren kürzlich bei Petra und Friedrich Wimmer (im Bild mit Sohn Florian) zu Gast.

Beim „Mauerbaun z‘Giering“ in Sattdledt ist schon lange Realität, was in der breiten Gesellschaft erst mit Beginn des Krieges in der Ukraine greifbar geworden ist: Das Wissen um die Bedeutung von Erneuerbaren Energien und damit verbundener Unabhängigkeit sowie eines effizienten Einsatzes derselben, damit auch Kosten eingespart werden. Petra (45) und Friedrich (52) Wimmer, Eltern von drei Söhnen, führen den Schweinezuchtbetrieb im Vollerwerb. Seit sie den Hof von den Eltern der Bäuerin übernommen haben, sind sie bestrebt, in zukunftsträchtige Energielösungen zu investieren.

Photovoltaik-Erweiterung: noch fehlt die Infrastruktur

Die bestehende Photovoltaik-Anlage (60 kWp) soll erheblich erweitert werden: Eine Anlage für weitere 400 kWp auf den Dachflächen ist in Planung. „Dafür brauchen wir einen eigenen Trafo im Dorf. Wir hoffen auf die Zusage der Energie AG“, sagt Wimmer. Eine Hackschnitzelheizung mit Lager ist bereits 2005 errichtet worden. Um die künftig stark steigenden Stromkosten abzufedern, wird in diesen Wochen noch ein Stromspeicher mit 100 kWh installiert. Lediglich für die fast 20 Jahre alte Trocknungsanlage ist ein Ölkessel im Einsatz, dessen Austausch bislang alternativlos erscheint – die Kosten wären zu hoch. Die Anlage sei im Sommer nur drei Wochen in Betrieb, zur Hälfte für den Eigenbedarf, die andere Hälfte für Lohntrocknung. Ein neuer 100kW-Hackgutgessel, mit dem das Wohnhaus und der Stall beheizt werden, ist 2020 in Betrieb genommen worden.

Rahmenbedingungen: Zu langsam für die Bauernschaft

Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, und sein oberösterreichischer Amtskollege Franz Waldenberger waren kürzlich zu Gast auf dem Betrieb. „Es gibt aktuell viele Diskussionen über theoretische Potenziale“, so Moosbrugger, „aber die Maßnahmen, die vorgelegt werden, entsprechen nicht dem Tempo, das die Landwirtschaft erwartet und braucht.“ Noch fehle es an ausreichender Infrastruktur, um erneuerbare Energiepotenziale gut zu nutzen. „Auch dürfen keine Einwände kommen, etwa vom Naturschutz, wenn es um Flächen geht, die nicht für die Lebensmittelproduktion im Fokus stehen“, sagt Moosbrugger. Auch Forschung und Entwicklung sei gefragt, bis hin zu Holzdiesel und Biomethan.

„Der Betrieb der Familie Wimmer zeigt sehr gut, was alles durch die Installation der PV- und der Hackgut-Heizanlage erreicht werden konnte und welche Herausforderungen noch zu meistern sind, um energieautark zu werden“, so Waldenberger, der gemeinsam mit Moosbrugger auch auf das langjährige Engagement der Landwirtschaftskammer in diese Richtung hinwies: Zahlreiche Beratungs- und Bildungsangebote stellen eine sichere und effiziente Energieversorgung in den Mittelpunkt, dabei gibt es auch österreichweite Kooperationen. „Die Nachfrage nach Beratungsleistungen explodiert momentan“, sagt Waldenberger, vieles finde daher auch online statt.

Betriebsspiegel:

Quelle: Gabi Cacha
Ein Paradebeispiel für Energieeffizienz ist der Zuchtbetrieb Wimmer in Sattledt. Die LK-Präsidenten Moosbrugger (r.) und Waldenberger (l.) waren kürzlich bei Petra und Friedrich Wimmer (im Bild mit Sohn Florian) zu Gast.

Am Hof werden 41 Hektar Nutzfläche (21 ha Eigengrund) bewirtschaftet. Im Stall stehen 230 Zuchtschweine und 200 Mastschweine. Der eigene Wald umfasst 0,67 ha, Hackschnitzel werden regional zugekauft. Der gesamte Energieverbrauch am Betrieb beträgt etwa 565.000 kWh, die jährlichen Kosten machen ca. 78.000 Euro aus.

- Bildquellen -

  • Betriebsbesichtigung: Gabi Cacha
  • Betrieb Familie Wimmer: privat
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AUTORGabi Cacha
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