Ende einer Ära: Pühringer zog Bilanz über seine Zeit als Landeshauptmann

Am 1. April wird Josef Pühringer sein Amt als Parteiobmann zurücklegen und mit 6. April das Amt als Landeshauptmann an Thomas Stelzer übergeben. Vorher zog er Bilanz über 22 Jahre bzw. 8084 Tage an der Spitze der oberösterreichischen Volkspartei.

Josef Pühringer wird sich von der Spitzenpolitik zurückziehen und neue Wege beschreiten. copyright OÖVP

Es war eine bewegte Zeit“, zog Josef Pühringer Resümee über die 22 Jahre als Landeshauptmann von Oberösterreich. Er werde jetzt jedoch nicht ins Lager der Besserwisser wechseln. Seinen Führungsstil wolle er nicht als „Ratschläge für Künftige“ verstanden wissen. Seinem Nachfolger Thomas Stelzer gibt er nur folgendes mit auf den Weg: „Wer Spuren hinterlassen will, muss eigene Wege gehen.“

Das Gemeinsame vor das Trennende stellen

Für Pühringer spiegelt die ÖVP die gesellschaftliche Wirklichkeit wider. In der Bündestruktur der ÖVP sieht er „keine Achillesferse sondern eine große Chance.“ Das Zusammenspiel der Teilorganisationen habe im Wesentlichen immer funktioniert: „Stark bist du nur, wenn jeder weiß, dass er Teil eines Ganzen ist und nicht gestritten wird“, so der scheidende Landeshauptmann.
Er sei stets bemüht gewesen, mit den anderen Parteien auf Augenhöhe zu sein. Um eine hohe Einstimmigkeit zu erreichen, habe er sehr viel Energie aufgewendet: „Alles wirklich Große erreicht man nur gemeinsam.“
Pühringer habe versucht die ÖVP Oberösterreich als selbstständige Partei zu führen aber zur Bundespartei stets loyal zu sein. „Meine Devise war immer sich kritisch aber loyal einzubringen.“

Hochwasserkatastrophen bleiben unvergessen

Die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes, die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen sowie soziale Verantwortung waren ihm Zeit seines Schaffens wichtige Anliegen. Neben der medizinischen Fakultät und der Bruckneruni bezeichnete er auch den Bau des Musiktheaters als „riesen Erfolg.“ Weitere Meilensteine seien die Spitalsreform, die Phyrnautobahn sowie der Bau des Wasserkraftwerks Lembach gewesen. Wohl nicht nur aus seiner Sicht „unvergessen“ bleiben die beiden Hochwasserkatastrophen 2002 und 2013: „Diese Herausforderungen haben wir mit großem, auch finanziellen Einsatz gemeistert. In Summe entstand ein Sachschaden von weit mehr als einer Milliarde Euro.“

Kommunalpolitik als Erfolgsfaktor für die Partei

Die oberösterreichische Volkspartei sei die stärkste kommunalpoliti-sche Kraft im Bundesland. 332 von 442 Bürgermeistern kommen aus den Reihen der OÖVP. „Es erfordert eine starke und moderne Parteistruktur sowie eine exzellente Parteiführung wenn man so wie die oberösterreichische Volkspartei in jeder Gemeinde vertreten ist“, so der Landeshauptmann. Neben der Offenheit und der engen Bindung zu den insgesamt 4660 Gemeinderäten sieht er auch den Servicecharakter der Partei als wesentliche Erfolgsfaktoren.

Pühringer nahm sich Zeit für ausführliche Gespräche mit den Bürgern des Landes. Copyright OÖVP

Pühringer: „Ich würde es wieder tun“

Pühringer sei gerne und freiwillig in die Politik gegangen und auch geblieben. Hätte er noch einmal die Wahl, würde er sich wieder für den Beruf des Politikers entscheiden. Dass er dabei jetzt manches anders machen würde als vor 20 Jahren, sei vor allem auf den Fortschritt der Zeit und der Dinge zurückzuführen. „Politik ist ein Vollzeitjob, der gewaltig fordert. Der Preis dafür ist nicht gering“, betont der 67-Jährige. Damit, dass er in Zukunft „nicht mehr die erste Geige spielt“, habe er persönlich kein Problem: „Ich werde jetzt mehr Zeit haben, um in Wäldern zu laufen, mich auf Berghütten einzufinden und öfter mit dem Rad zu fahren. Das wird meine Lebensqualität steigern“, ist Pühringer überzeugt.
Trotzdem werde es für ihn in der Pension nicht langweilig werden. Pühringer wird mit 13. Juni Josef Ratzenböck als Seniorenbund-Landesobmann nachfolgen. „Es scheint mir in die Wiege gelegt immer wieder Nachfolger von ihm zu werden. Ich übernehme diese Funktion gerne. Es ist für mich kein Trostpflaster sondern eine schöne und herausfordernde Aufgabe.“

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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