Ein moderner Traktor ohne “Schnickschnack”

Massey Ferguson´s 6700er, die größten Typen der neuen "MF Global Series", feierten Weltpremiere auf der Techagro in Brünn (Tschechien).

Bei der MF 6700-Weltpremiere auf der Techagro in Brünn (v. l. n. r.): Austro Diesel-Chef Johann Gram, Campbell Scott, MF-Marketing, und Bernhard Past, Austro Diesel-Marketing ©Krönigsberger
Bei der MF 6700-Weltpremiere auf der Techagro in Brünn (v. l. n. r.): Austro Diesel-Chef Johann Gram, Campbell Scott, MF-Marketing, und Bernhard Past, Austro Diesel-Marketing ©Krönigsberger
Global Series” steht bei Massey Ferguson (MF) dafür, dass weltweit sehr ähnliche Grundmaschinen mit unterschiedlichen Ausstattungsvarianten, z. B. ohne Kabine für Afrika und Südamerika und mit Klimakabine in Europa, speziell für die Region gefertigt werden. Die Europä­ischen Varianten der 4700er/5700er/6700er, sieben Modelle mit 75 bis 130PS, werden im für seine Fertigungsqualität bekannten MF-Traktorenwerk in Beauvais (Frankreich) entwickelt und dort ebenso gebaut.
Nach Vorstellung bei internationalen Landtechnikmessen, und zwar der 4700er auf der Agritechnica 2015 in Deutschland und der 5700er auf der Fima in Spanien, erfolgte nun die Enthüllung des ersten 6713er anlässlich der Techagro in Brünn. Sie sind das Resultat der mit 350 Mio. US Dollar (308 Mio. Euro) bisher größten Investition von Agco in eine Baureihe. Eine eigene Familie
So waren in Brünn erstmals alle drei Größenklassen der MF Global Series auf einem Platz zu sehen. Um Verwirrung bei den MF-Traktornummern vorzubeugen: Die 6700er sind nicht Nachfolger der sehr gut ausgestatteten 6600er, die es nach wie vor mit Vier- und Sechsfach-Lastschaltung sowie stufenlos gibt. Die 4700er, 5700er und 6700er sind vielmehr eine eigene Familie: einfache Maschinen mit neu entwickeltem Synchrongetriebe und entsprechendem Preis-Leistungsverhältnis.
Gespart wird dabei laut MF-Marketingmann Campbell Scott nur bei den “Hightech-Komponenten” und nicht an Qualität und Leistung. Das heißt: Das sind Maschinen, die man wieder mit richtigen Hebeln und Schaltern bedient, ohne Seitendisplay, Vorgewendemanagement oder viel Elektrohydraulik.
Bei den 5600ern bleiben die Dreizylinder-Modelle im Programm, die besser ausgestatteten und erst kürzlich überarbeiteten Vierzylinder der Reihe heißen nun auch 5700, aber bekommen den Zusatz “SL”, also z. B. “5713 SL” Letzteres Modell wurde auf der Agritechnica 2015 als “best utility tractor 2016” ausgezeichnet.

Neue Agco Power-Motoren

Der MF 6700: Ausführung mit Powershuttle und Bordcomputer (oben) und mechanische Variante mit kleinem Infodisplay (unten) ©Krönigsberger
Der MF 6700: Ausführung mit Powershuttle und Bordcomputer (oben) und mechanische Variante mit kleinem Infodisplay (unten) ©Krönigsberger
Während 4707, 4708 und 4709 einen 3,3 Liter Dreizylindermotor mit 75 bis 95 PS Maximalleistung mitbringen, haben 5710 und 5711 4,4 Liter Hubraum und vier Zylinder (100 und 110 PS), einen 18 cm längeren Radstand und mehr Hydraulikhubkraft. Ab 5710 ist die Kabine flach, also ohne Getriebetunnel höher gesetzt, wodurch Reifendimensionen bis 16,9-38 an die Hinterachse passen. Darüber hinaus lässt sich die Zapfwelle elektrisch schalten sowie die zwei Hydraulikpumpen für Hubwerk und externe Steuergeräte (open center) für eine maximale Fördermenge von rund 100 Litern pro Minute koppeln.
Die beiden Neuen, 6712 und 6713, bringen maximal 120 bzw. 130 PS (Nennleistung jeweils fünf PS niedriger) und haben mit 2,50 Metern einen sieben Zentimeter längeren Radstand als die 5700er, größtmögliche Reifendimension ist 18,4-38. Ihre theoretische Hubkraft ist mit 5,2 Tonnen um 800 Kilogramm höher als beim 5700er. 410 Nm (beim 5710) bis 540 Nm beim 6713 erscheinen als maximales Drehmoment der Vierzylindermotoren bei 1500 UpM durchaus respektabel.
Die “All in one”-Abgasnachbearbeitung der Stufe Tier IV final arbeitet mit SCR (AdBlue) und wartungsfreiem Dieseloxidationskatalysator. Die Komponenten sind rechts unter der Kabine verbaut, nur die AdBlue-Injektoreinheit befindet sich neben dem Hinterrad. Das ermöglicht einen schlanken Auspuff und eine Motorhaube mit toller Sicht – auch weil das Abgassystem ohne Partikelfilter auskommt.

Effizientes Getriebe

Zentraler Bauteil von 4707 bis 6713 ist ein Zwölfgang-Vollsynchrongetriebe (sechs Gänge in zwei Gruppen, max. 40 km/h), in der Grundausstattung mit mechanischem Wendehebel am Lenkrad, auf Wunsch mit in der Aggressivität einstellbarem elektrohydraulischem Powershuttle. Ebenso optional ist eine 1:14-Kriechganguntersetzung, woraus sich 24 Gänge ergeben. Das Getriebe bietet laut Marketing höchsten Wirkungsgrad und ist so präzise gefertigt, dass es sich laut Campbell Scott “so geschmeidig wie ein Sechsgang-Pkw-Getriebe” schalten lässt.

Arbeitsplatz: Up to date

Die Kabine (beiger, glatter Kunststoff, der pflegeleicht erscheint, dominiert) wurde “so niedrig und so breit wie möglich” kons­truiert. Sie bietet sehr gute Rundumsicht und ist laut Firmendaten etwa 75 dB(A) leise. (Manuelle) Klimaanlage, luftgefederter Sitz und ein echter Beifahrersitz sind verfügbar.
Großer Wert wurde auf leichte und einfache Bedienbarkeit gelegt. Wer seit Jahrzehnten Traktoren lenkt, findet sich bei den neuen Modellen der MF Global Series gleich zurecht. Nichtsdestotrotz sind kleine Annehmlichkeiten wie ein Motordrehzahlspeicher und ein einfacher Bordcomputer (im Armaturenbrett) vorhanden. Auf zwei bis drei mechanische Steuergeräte, maximal drei Zapfwellengeschwindigkeiten und elektronische Hubwerksregelung muss man ebenfalls nicht verzichten.

Sinn für das Wesentliche

Für wen ist also die neue x700er Reihe interessant? Für alle, die einen Traktor suchen, der ohne “Schnickschnack” in wesentlichen Bereichen auf dem Niveau der Zeit ist – bei Kabine, EHR, Zapfwelle, Hydraulikleistung und nicht zuletzt beim Motor – und die auf ein Lastschaltgetriebe verzichten können. Der Importeur Austro Diesel hat die Preiskalkulation noch nicht endgültig fixiert, lieferbar werden die 5700er etwa ab November sein, die 6700er ab Anfang 2017.

Otto Krönigsberger

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