Echtes Rheuma muss behandelt werden

Im Allgemeinen wird der Ausdruck Rheuma für verschiedenste Beschwerden im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates verwendet und stellt damit einen Sammelbegriff für zahlreiche Leiden unterschiedlicher Ursache dar.

MR Dr. Karl Schmoll, SVB-Chefarzt ©ZVG
MR Dr. Karl Schmoll, SVB-Chefarzt ©ZVG
Da sich jedoch Diagnostik und Therapie deutlich voneinander unterscheiden, ist es sinnvoll, das “echte Rheuma” von anderen und vor allem abnützungsbedingten Problemen im Bereich der Wirbelsäule und Gelenke abzugrenzen.
Die Medizin bezeichnet mit rheumatischen Erkrankungen Veränderungen von Gelenken und Wirbelsäule, die nicht auf Abnützungen zurückzuführen sind, sondern auf entzündliche Veränderungen. Ursache ist meist eine Fehlreaktion des Immunsystems, welches körpereigenes Gewebe als fremd ansieht und dagegen Antikörper bildet. Diese sind in der Regel Gelenksentzündungen mit Erguss, Schwellung, Rötung und Überwärmung, verbunden mit Schmerzen. (daher auch die Bezeichnung “Arthritis”- Gelenksentzündung – im Gegensatz zu “Arthrose”- Gelenksabnützung). Die Krankheit tritt meist im mittleren bis späten Lebensabschnitt auf, selten manifestiert sie sich bereits bei Kindern oder Jugendlichen. Neben Gelenksschmerzen kommt es zu Morgensteifigkeit bis zu 30 Minuten und in weiterer Folge zu Bewegungseinschränkungen der Gelenke. Befallen sind typischerweise die Finger- oder Zehengrundgelenke, Knie- und/oder Hüftgelenke. Es gibt Verlaufsformen, bei denen auch nur ein groöes Gelenk oder die untere Wirbelsäule befallen ist.
Wann sollte man an eine entzündliche Gelenkserkrankung denken und den Arzt aufsuchen? Wenn trotz Einnahme schmerzstillender Mittel die Gelenksschmerzen länger als sechs Wochen andauern, Niedergeschlagenheit und Krankheitsgefühl hinzukommen und die Beweglichkeit morgens erst nach bis zu halbstündiger Morgensteifigkeit wieder hergestellt ist. Erfahrene Rheumatologen stellen die Diagnose oft schon durch eine gründliche Untersuchung. Zum endgültigen Krankheitsnachweis erfolgt in der Regel noch eine Blutuntersuchung. Ergänzt wird die Bestimmung von speziellen Rheumafaktoren mit Röntgenaufnahmen und einer Kernspintomografie der befallenen Gelenke. Dabei kann auch auf das Stadium der Erkrankung rückgeschlossen werden. Ist der Krankheitsnachweis erbracht, wird eine sogenannte Basistherapie mit Antirheumatika, Cortison und meist einem Zytostatikum begonnen. Bei Nichtansprechen der Basistherapie wird häufig auf Biologicals umgestellt. Das sind hochpotente und hochpreisige Medikamente, die u. a. auf dem Gebiet der Rheumatologie beachtliche Besserungsraten erzielen.
Warum ist eine ausreichende Behandlung der entzündlichen Gelenks­erkrankungen so wichtig? Unbehandelt führt die chronische und schmerzhafte Arthritis im Endstadium zu schweren Gelenkszerstörungen und in der Folge zu Behinderungen bis zur Invalidität. Rechtzeitige und ausreichende medikamentöse Behandlung verbunden mit Physiotherapie kann das Fortschreiten zu Spätschäden verhindern oder zumindest über viele Jahre verzögern.

MR Dr. Karl Schmoll, SVB-Chefarzt

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