Digitale Klassifizierung in Schlachthöfen

Schlachthöfe kämpfen um ihre Auslastung und stehen dadurch unter erheblichem Kostendruck. Der LfL setzt nun auf neue Wege.

Mit der Unterstützung durch KI sollen objektivere Kriterien in der Klassifizierung von Schlachttieren geschaffen werden.

Der Konsument wünscht sich hochwertige Fleischprodukte zu möglichst niedrigen Preisen. Gleichzeitig nimmt die Tierhaltung in Ös-terreich stetig ab. Dadurch stehen weniger Tiere zur Verfügung, was die Auslastung der Schlachtbetriebe beeinflusst und einen starken Kostendruck verursacht. Eine schwierige Situation für Schlachthöfe, die Lösungsansätze fordert.

Um diesen Problemen zu begegnen, wird vom Landesverband für Leistungsprüfung und Qualitätssicherung (LfL) die Digitalisierung vorangetrieben.   Künstliche Intelligenz (KI) soll künftig die Klassifizierung der Schlachttiere objektiver und effizienter gestalten, indem sie die Beurteilung des Personals unterstützt. Für Markus Köbl-müller ist das der nächste logische Schritt, um den Ablauf in den 25 Schlachtbetrieben, die das LfL betreut, zu verbessern: „Wir sind ein reiner Dienstleistungsbetrieb mit 200 Mitarbeitern in Oberösterreich. Ein Großteil davon ist in der Qualitätssicherung tätig, um sicherzustellen, dass die Fleischprodukte den höchsten Standards entsprechen und fair abgerechnet werden. Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern und den Einsatz modernster Technologien können wir die Qualitätssicherung in der Fleischproduktion auf ein
neues Niveau heben“, so der Geschäftsführer vom LfL.

Quelle: LK OÖ
LK-Präsident Franz Waldenberger (l.) und Geschäftsführer des Landesverbandes für Leistungsprüfung und Qualitätssicherung OÖ Markus Koblmüller

Neutrale Beurteilung der Qualität durch KI

Aktuell übernimmt der LfL in 25 Schlachtbetrieben mit 30 Standorten die Qualitätsbeurteilung. Von besonderer Bedeutung sei dabei die Über­wachung der zahlreichen Herkunfts- und Markenprogramme im Fleischbereich, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz verbessert werden kann. Dabei wird sichergestellt, dass zum Beispiel beim AMA-Gütesiegelprogramm tatsächlich nur Fleisch als solches ausgelobt wird, welches die Kriterien erfüllt.

Hinter Herkunfts- und Markenprogrammen liegen strenge Qualitätskriterien. Diese werden auch am Schlachthof überprüft und betreffen zum Beispiel: Alter, Gewicht, Qualitätsklasse oder die Messung des pH-Werts. Wenn Grenzwerte nicht erreicht oder überschritten werden, kann das Fleisch nicht als AMA-Gütesiegel-Fleisch vermarktet werden, da es nicht die gewünschten Eigenschaften erfüllt. „So wird sichergestellt, dass am Teller der Konsumenten sofern diese nach AMA-Güte­siegel-Fleisch greifen nur die höchste Qualität landet“, betont Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.

Im Jahr 2025 wird das gesamte IT-System (EDV-Server und Softwareprogramm) in den Schlachtbetrieben ausgetauscht und durch neue Produkte ersetzt. Dafür stellt das Agrarressort des Landes OÖ Fördermittel aus dem Innovationstopf bereit. Schwerpunkte der aktuellen Projekte sind:

  • Fotodokumentation: Aufbau einer KI-unterstützten Rinderklassifizierung. Die KI-gestützte Klassifizierung sorgt für eine einheitliche Beurteilung, da sie auf Bilddaten und festgelegten Algorithmen basiert. Das bedeutet, dass jedes Rind nach denselben Maßstäben bewertet wird. Dies kann künftig das Personal wesentlich bei der Arbeit unterstützen.
  • Schwanzlängenbeurteilung: KI-gestützte Bewertung der Schwanzlänge am Schlachtbetrieb. Eine Kontrolle der Schwanzlängen durch ein unabhängiges System hilft dabei, die Anwendung objektiver Kriterien beim Schwanzkupieren sicherzustellen.
  • Fleischteile- und Kistenerkennung: Entwicklung einer KI-unterstützten Erkennung von Fleischteilen in den Auslieferungs-Kisten. Das macht für den Schlachthof die visuelle Endkontrolle der vermarkteten Ware einfacher und hilft dabei, Fehlern vorzubeugen.
  • Schlachtnummernerkennung: automatisierte Erkennung der laufenden Schlachtnummer. Dies hilft dabei, dass keine Verwechslungen zwischen Tieren oder Fleischteilen entstehen. Die KI-basierte Erkennung erfolgt in Echtzeit, direkt am Schlachtband. Dies trägt zur Vertrauensbildung in der gesamten Wertschöpfungskette bei.
  • Ein weiteres Projekt zielt darauf ab, die elektronische Rinderohrmarke besser zu nutzen, indem sie automatisch ausgelesen wird. Dadurch kann das Schlachthofpersonal bei der manuellen Datenerfassung entlastet werden.

Derzeit wird die KI-Unterstützung in zwei Betreiben getestet. Die Fotodokumentation sowie die Fleischteile- und Kistenerkennung soll bereits heuer fertig umgesetzt werden.

Unzufriedenheit mit der Klassifizierung vermeiden

Für Bäuerinnen und Bauern sind die Schlachtdaten ihrer Tiere weiterhin kostenlos in der zentralen Datenbank der Österreichischen Fleischkontrolle GmbH (ÖFK) abrufbar. Diese Daten sind eine Unterstützung zur Kontrolle der Schlachtabrechnung sowie zur Verbesserung der Tiergesundheit. Mit der KI-Unterstützung soll zukünftig die Qualität der Berurteilung verbessert werden. Zum Beispiel sei zukünftig auch Fotomaterial verfügbar, um die Klasse des Fleisches besser nachzuvollziehen. Das Klassifizierungsergebnis sei durch die objektiven Kriterien der KI fair und transparent.

- Bildquellen -

  • DSC 8181: LK OÖ
  • Klassifizierung Am Schlachthof LfL: LK OÖ
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AUTORAnna Schaumberger
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