Die Schneetaler Alm-Arche Noah

Auf der Schneetalalm im Tannheimer Tal verbringen gefährdete Haustierrassen den Sommer.

Auf ihr tüchtiges Almteam kann sich Karin immer verlassen.
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Nah unterm Himmel: die Ziegenweide auf der Alm.

Karin, Andi, Dunja, Markus, Lena, Bettina und Julian – so heißt die tüchtige junge Crew auf der Schneetalalm im Tannheimer Tal. Sie  betreuen nicht nur gemeinsam die Almwirtschaft, sondern auch eine bunte Schar an Tieren: Ziegen, Schafe, Esel, Schottische Hochlandrinder, Hütehunde, Hühner, Enten, Wachteln und Hasen erfreuen sich den Sommer über am Almleben. Darunter befinden sich etliche gefährdete bzw. seltene Haustierrassen. Unter anderem zeigen die Hühner stolze Vielfalt:  Sulmtaler, Altsteirer, Schwedische Blumenhühner und Appenzeller Spitzhaubenhühner scharren am Almboden. Bei den insgesamt 70 Schafen stellen die Walliser Schwarznasenschafe die größte Delegation, besonders prominent vertreten aber sind die Ziegen: Pinzgauerziegen, Blobeziegen, Pfauenziegen (das sind die grau-schwarzen), Bündner Strahlenziegen, Gämsfarbige Gebirgsziegen und Walliser Schwarzhalsziegen. Letztere züchtet Almpächterin und Hüttenwirtin Karin Ried-Weinzierl selbst. 30 Stück aus ihrem Stall weiden auf der Alm, 70 Stück Ziegen gesellen sich von Bauern aus ganz Tirol dazu.

Von der Bäckerin zur
Ziegenzüchterin

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Tier- und Almliebhaberin Karin hat ihren Traumberuf gefunden.

2004 gab die 1975 geborene Nesselwänglerin Karin Ried-Weinzierl ihren Bäckerberuf auf und widmete sich fortan der Ziegenzucht und dem Almleben. Sie pachtete die Schneetalalm auf 1650 Meter oberhalb von Nesselwängle, die der Gemeinde Weißenbach gehört und etliche Jahre keine Tiere mehr auf der Alm hatte. Keine einfache Aufgabe, denn die Schneetalalm ist eine der wenigen Almen, auf die weder ein Forstweg und bis jetzt auch noch keine Transport-Seilbahn führt. Die haltbaren Waren für die Almspezialitäten werden mit dem Hubschrauber geliefert, die frische Ware wird zweimal pro Woche mit der Reuttener Seilbahn transportiert, deren Bergstation von der Alm ca. 40 Minuten Fußweg entfernt liegt. Karin holt die Waren mit dem Quad ab: „Das geht sich aus, denn der Wanderweg ist gerade so breit wie das Fahrzeug.“

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Ein Ständchen vor dem neuen Brotbackofen auf der Terrasse

Der Strom wird selbst produziert und auch dabei legt das Almteam Wert auf Nachhaltigkeit. In diesem Sommer wird – unterstützt von der Gemeinde Weißenbach – die autarke Energieversorgung auf den neuesten Stand gebracht und das Heizölaggregat durch ein umweltfreundliches Blockheizkraftwerk mit Rapsöl ersetzt. Im letzten Jahr wurde die ruhige Coronazeit genützt, die PV-Anlage und den Holzbackofen auf der Terrasse zu erneuern. Eine ganz wichtige Investition, denn es gibt mehrmals in der Woche frische selbstgemachte Brotspezialitäten, z. B. Almrusti, Brezen, Wurzelbrot, Bierbrot, Kräuterbrot, Almroggen und  Fladenbrot. Auch in der Küche wird sehr bewusst gekocht, unter konsequentem Verzicht auf Fertigprodukte und Geschmacksverstärker.

Tüchtiges Almteam

Karin schart jeden Sommer ein engagiertes Team um sich, einer ihrer langjährigsten Almgefährten ist Andi, ein Wachtelexperte mit eigener Wachtelfarm im Schneetal. Er unterstützt sie in der Küche und sorgt mit seinen Almschmankerln und herrlichen Kuchen und Konditoreiwaren dafür, dass es auf der Alm halt doch Sünden gibt, zumindest Kaloriensünden. Das Almteam, das vor allem an schönen Tagen mit starker Besucherfrequenz ständig herumspringen muss, trainiert die Kalorienzufuhr schnell wieder weg. Karin: „Bei uns macht jeder alles und packt dort an, wo es nötig ist, das heißt, wir sind alle ziemlich gefordert, aber es gibt immer wieder Momente gemütlicher Geselligkeit und beschaulicher Ruhe, sodass wir gemeinsam die wunderbare Aussicht hinunter auf den Haldensee genießen können.“

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Ein erhabenes Plätzchen mit Ausblick auf den Haldensee

Karin selbst blüht im Trubel erst so richtig auf, wie ihr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bescheinigen. Sie ist durch fast nichts aus der Ruhe zu bringen und  in den geselligen Momenten greift sie zur „Ziach“ und bringt Stimmung in die Bude. „Mich für ein Leben als Ziegenbäuerin und Almpächterin zu entscheiden, war goldrichtig, ich bin glücklich mit dem, was ich tue. Ich bin leidenschaftliche Gastwirtin, liebe das Leben auf der Alm und meine Tiere.“ Bekommt das Paradies Sprünge, wenn die Zeit des Schlachtens ansteht? Karin lacht: „Ich muss von meinen Ziegen nur ganz selten eine schlachten, weil ich sie lebend verkaufe!“

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  • Team: Schneetalalm
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AUTORIrene Prugger
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