Die Päpste und Österreich

Es gab Zeiten, da hatte Österreich beim Konklave im Vatikan ein Vetorecht. Heuer nahm niemand aus der Alpenrepublik an der Papstwahl teil, bei der sich mit Robert F. Prevost der erste US-Amerikaner durchsetzte.

Überraschend schnell haben sich die 133 Kardinäle aus 94 Ländern der Erde am 8. Mai 2025 nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag beim größten Konklave in der Kirchengeschichte auf einen Nachfolger geeinigt. Noch überraschender war das Ergebnis: Robert Francis Prevost (69) wurde auf den Stuhl Petri in Rom als erster US-Amerikaner am 8. Mai gewählt. Sein Papst-Name, Leo XIV., ist Programm und Auftrag zugleich. Er ist Augustiner-Ordensmann, war Missionar und Kurienkardinal. In dieser Funktion war er am 1. November 2024 in Wien und feierte den Festgottesdienst zum 675. Weihetag der Augustinerkirche. Kardinal Christoph Schönborn: „Der neue Papst liebt Österreich und Wien.“

Österreich ist ein katholisch geprägtes Land, vor allem auch in der bäuerlichen Bevölkerung. Die Zahl der Menschen, die sich zur katholischen Glaubensgemeinschaft bekennen, ist aber seit Jahrzehnten rückläufig. Waren es im Jahr 2000 noch 5,90 Millionen Menschen, die sich als Katholiken verstanden, ist ihre Zahl 2023 dramatisch auf 4,64 Millionen (50,7 %) gesunken. 

Der zahlenmäßige Rückgang der Menschen, die katholisch sind, bereitet vor allem in Europa den christlichen Kirchenleitungen große Sorgen, während in Asien und Afrika die Zahl der Katholiken zunimmt und weltweit etwa 1,4 Milliarden Menschen beträgt. 

Einst sogar Vetorecht

Auch wenn 2025 niemand aus der Alpenrepublik an der Papstwahl teilnahm, hat Österreich zwischen Monarchie und Republik eine große Tradition mit dem Papsttum und dem Heiligen Stuhl in Rom. Es gab Zeiten, da hatte  Österreich beim Konklave im Vatikan sogar ein Vetorecht. Als Papst Leo XIII. 1903 gestorben ist, erhielt der italienische Kardinaldekan Mariano Rampolla, ein Freund der Franzosen, große Zustimmung im Konklave. In weiser Voraussicht hat Kaiser Franz Joseph I. dem Krakauer Kardinal Puzyna die Weisung erteilt, mit einem Veto die Wahl Rampollas zu verhindern. Papst wurde schließlich der Patriarch von Venedig, Giuseppe Sarto, Papst Pius X.

Insel der Seligen

Im Maria-Theresien-Zimmer in der Wiener Hofburg, wo Regierungsmitglieder vom Bundespräsidenten angelobt werden, befindet sich ein kleiner Hausaltar, den Papst Pius VI. 1782 errichten ließ, weil er in Wien Kaiser Joseph II. ermahnte, Kirchenschließungen und Klosteraufhebungen zu beenden. Er war der erste Pontifex, der Österreich besuchte, bevor der polnische Papst Johannes Paul II. das erste Mal 1983 in Wien war. Sein Vater war Unteroffizier in der kaiserlichen Armee. Der bisher letzte Papstbesuch in Österreich war jener von Benedikt XVI. im Jahr 2007, der als deutscher  Kurienkardinal Josef Ratzinger für lange Jahre die Glaubenskongregation im Vatikan leitete. Er begründete die  Katholisch-theologische Hochschule in Heiligenkreuz (Wienerwald), die seinen Namen trägt. 

Nicht nur Päpste haben bisher Österreich besucht, sondern einer, nämlich Papst Gregor V. (996 – 999) war der Sohn des Herzogs Otto von Kärnten und gilt als erster deutscher Papst und kann dem heutigen Österreich zugerechnet werden. Im Übrigen: Gerne wird von Österreich als „Insel der Seligen“ gesprochen. Dieses Lob erfuhr Bundespräsident Franz Jonas bei seinem Besuch im Vatikan im Juni 1967, als Papst Paul VI. die goldenen Jahre der Republik nach dem Staatsvertrag 1955 hervorhob.

Mit dem Untergang der Monarchie 1918 und insbesondere nach 1945 ist der Einfluss Österreichs im Vatikan und auf Papstwahlen stark zurückgegangen. Der spätere Papst Pius XII. (Eugenio Pacelli) hat sich noch als Kardinalstaatssekretär für den Abschluss des Konkordats zwischen dem Vatikan und der Republik Österreich im Jahr 1934 eingesetzt, das bis heute im Verfassungsrang die Verpflichtungen der Republik gegenüber der Katholischen Kirche regelt. 

Vatikan: Vermögen von 2,7 Mrd. Euro 
Die Päpste sind nicht nur das Oberhaupt der katholischen Weltkirche, sondern auch Regierungschefs im Vatikan, dem kleinsten Land der Welt, inmitten der italienischen Hauptstadt Rom. Der Vatikan unterhält diplomatische Außenstellen (Nuntiaturen) in mehr als 100 Staaten der Welt, auch in Österreich. Das Vermögen des Vatikans mit 4.800 Beschäftigten wird auf 2,7 Milliarden Euro geschätzt. Die Einnahmen sind im Wesentlichen Spenden (Peterspfennig) und vor allem Mieterlöse der 4.249 Immobilien allein in Italien.   

- Bildquellen -

  • Papst Leo XIV.: Edgar Beltrán - Wikimedia Commons
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AUTORGerhard Poschacher
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