Die Landwirtschaft muss ausgeschlafen sein

Kommentar von Sabine Kronberger,
Publizistin

Und genau das ist das Problem dieser Tage. Wenn landauf, landab die Mäharbeiten, das erste Heuen und die erste Ernte anstehen, dann sehen wir auch nachts einmal mehr, dass Bäuerinnen und Bauern auf ihren Traktoren und Maschinen sitzen, um unter Hochdruck und noch bei perfektem Wetter die nötigen Arbeiten zu verrichten. Nicht selten höre ich ein „bis vier Uhr früh haben wir angebaut“ oder „da haben wir die Nacht zum Tag gemacht“. Meist klingt viel Stolz mit, zu welchen Höchstleistungen man fähig ist, wenn der Rhythmus der Natur und die regional nötigen Arbeiten einen dazu antreiben. Doch jetzt kommts, und das ist vielleicht für viele überraschend: Bäuerinnen und Bauern sind auch nur Menschen. Und genau solche brauchen zwischen sechs und zehn Stunden Schlaf, um Nacht für Nacht zu regenerieren, zu verarbeiten, zu entspannen, wieder zu Kräften zu kommen. Hinzu kommt noch unsere Chronobiologie, unser Alter, unser Geschlecht und in welcher hormonellen Phase wir uns befinden – alles Faktoren, die Schlaf beeinflussen und verändern (siehe dazu das Buch „Natürlich Schlafen“ von Hans Gasperl).

  Auch Landwirtinnen dürfen an ihren Körper denken, wenn sie bis früh morgens backen, produzieren, in Ställen wachen oder zu nachtschlafenden Zeiten aufstehen, um die Tiere für den Abtransport fertig zu machen. Auch Landwirte dürfen regenerieren, in der Sonne liegen (sogar dann, wenn der Nachbar gerade am Feld zugange ist) und haben ein Recht auf Ausflüge, Erholung und, man glaubt es kaum: Urlaub. Urlaub kommt von erlauben. Meine Erlaubnis haben Sie.

office@sabinekronberger.at

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