Kommentar von Clemens Wieltsch,
Chefredakteur
Nahezu zeitgleich mit dem Start der diesjährigen Almsaison erreichte Österreichs Weidetierhalter aus Brüssel eine erfreuliche Nachricht. Nach jahrelangem Ringen um Mehrheiten der Bauernvertreter ist die Änderung des Wolfsschutzstatus in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) endlich „durch“. Damit gilt der Wolf in Europa nach mehr als 30 Jahren nicht mehr als streng geschützt. Einmal mehr zeigt sich, die Brüsseler Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen.
Indes hat das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs seinen Statusbericht für 2024 veröffentlicht. Demnach wurden hierzulande 102 Wölfe nachgewiesen. Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor waren es lediglich acht. Die gut 100 bestätigten Beutegreifer rissen 726 Nutztiere. Mehr als ein Drittel weniger als 2023. Der Rückgang ist in erster Linie wohl dem beherzten Einschreiten der Länder geschuldet, die (teils per Verordnung, teils per Gesetz) die Entnahme von immerhin 13 Schad- oder Risikowölfen ermöglichten. Sie sind es auch, die hierzulande die neue FFH-Richtlinie in gültiges Jagdrecht umsetzen müssen. Bleibt zu hoffen, dass hier auch Politiker landwirtschaftsferner Couleur mitziehen.Keinesfalls darf sich die Diskussion um eine praxisnahe Lösung im politischen Klein-Klein verlieren. Im Übrigen bleibt die staatenübergreifende Zusammenarbeit in der EU bei diesem Thema weiter essenziell. Denn Wolfsrudel halten sich mit ihren Territorien, die mehrere hundert Quadratkilometer umfassen können, nicht an nationale Grenzen. Ein funktionierendes Management kann demnach langfristig nur europäisch gedacht funktionieren.