Die heimischen Wälder stehen unter Druck

Die Herausforderungen für Waldbesitzer wachsen. Fachgerechte Pflege und die Wahl klimafitter Baumarten seien der Schlüssel für stabile Bestände.

Gezielte Pflege sichert stabile Bestände: Durchforstung, Naturverjüngung und standortgerechte Baumarten sind zentrale Aufgaben moderner Waldbewirtschaftung.

Hitze, Trockenheit und neue Schädlinge setzen den heimischen Wäldern zu. Umso wichtiger ist eine fachkundige, vorausschauende Waldbewirtschaftung. Denn Entscheidungen, die heute über Baumarten oder Standort getroffen werden, wirken sich oft erst in 80 bis 100 Jahren aus, lautet das Fazit einer Exkursion mit der Landwirtschaftskammer OÖ ins Innviertel über Bayern bis ins Traunviertel. Besucht wurden verschiedene forstwirtschaftliche Unternehmen, Schulen und Betriebe, um über die Zukunft der Waldbewirtschaftung zu diskutieren.

Vielfalt statt Monokultur

In den letzten 30 Jahren habe sich das Bild der heimischen Wälder verändert: Der Fichtenanteil ist in Oberösterreich von fast 69 auf 54 Prozent gesunken. Laub- und Mischbestände nehmen zu ein bewusster Schritt vieler Waldbesitzer, um ihre Wälder klimafitter aufzustellen. „Nachhaltige Nutzung ist kein Widerspruch zu Naturschutz. Vielmehr ist sie Voraussetzung dafür, dass unsere Wälder auch künftig klimastabil, artenreich und für kommende Generationen erhalten bleiben“, so Waldenberger.

Immer häufiger werden trockenheits- und hitzeresistentere Baumarten eingesetzt etwa Eichen, Tannen aus südlichen Gebirgslagen oder alternative Arten wie Zedern. Auch lange vergessene heimische Baumarten wie Speierling, Mehlbeere oder Elsbeere kommen wieder zurück.

Wichtig dabei sei nicht nur die Art sondern auch die Herkunft. Ein Baum aus Süditalien bringe andere Voraussetzungen mit als einer aus dem österreichischen Flachland. „Nur mit geprüftem Saatgut und wissenschaftlich begleiteten Pflanzversuchen können wir die natürliche Wanderung der Baumarten sinnvoll unterstützen“, erklärt Waldenberger.

Quelle: LK OÖ
Karl Dietachmair, Kammerdirektor (links) und Franz Waldenberger, LK OÖ-
Präsident (rechts) im Gespräch mit Daniel Müller, Bayerische Staatsforsten.

Pflege statt Abwarten

Ein stabiler, widerstandsfähiger Wald entsteht nicht von selbst. Entscheidend ist eine gezielte Planung, auf deren Grundlage Pflegemaßnahmen rechtzeitig gesetzt werden können.

Ein Beispiel dafür ist der Forstbetrieb Hackmair am Gmundnerberg in Altmünster. Thomas Kaltenbrunner bewirtschaftet dort 100 Hektar Wald. Er zeigte, wie wichtig ein durchdachtes Vorgehen ist: Mit Unterstützung der LK OÖ wurde ein Waldwirtschaftsplan erstellt. Dieser dient seither als zentrales Werkzeug zur Planung von Schlägerungen, Pflegeeingriffen und Förderanträgen. Damals zeigte sich: Fast die Hälfte des Bestands war Buche, zwei Fünftel der Fläche über 80 Jahre alt. Heute dominieren Fichte und Buche mit je 42 Prozent. Dazu kommen Lärche (6 Prozent), sowie kleinere Anteile an Tanne und Ahorn.

Das große Ziel: die Umstellung auf Naturverjüngung. Denn wer den Wald sich selbst erneuern lässt, spare auf lange Sicht große Kosten. Kaltenbrunner setzt verstärkt auf Pflege Dickungspflege, Läuterung und Durchforstung stehen ganz oben auf der Liste. Auch Endnutzungen und Seilkraneinsätze organisiert er selbst. Ebenso wichtig: die Instandhaltung der Infrastruktur. Wasserableitungen und Schutzrinnen müssen regelmäßig überprüft werden.

Kritik an EU-Verordnung

Ein großes Thema für Waldbesitzer ist auch die bürokratische Last. Kammerdirektor der LK OÖ Karl Dietachmair kritisiert insbesondere die neue EU-Entwaldungsverordnung (EUDR). „Unser dichtes Netz an Forstkontrollen sorgt schon heute dafür, dass kein illegaler Holzeinschlag möglich ist. Die Frage, die sich die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer stellen ist die, was diese Verordnung bringen soll, wenn sie bei uns den Wald nicht schützt, aber enorme zusätzliche Bürokratie schafft“, erläutert Dietachmair. Gerade kleinere Betriebe mit wenig digitaler Infrastruktur seien davon betroffen. Laut ihm sei auch die Umsetzung in der Praxis fraglich: „In entlegenen Wäldern oft kein Internet oder GPS-Signal gibt“. Die Landwirtschaftskammer fordert daher eine praxisgerechte Umsetzung, die Österreichs Forstwirtschaft berücksichtigt.

Wald-Vorrat als Risiko

In Oberösterreichs Wäldern steht derzeit viel Holz. Der Vorrat ist in den letzten 25 Jahren um vier Prozent gestiegen. Was auf den ersten Blick positiv klingt, birgt Risiken. Denn wenn viele gleichartige Bäume in zu dichter Bestockung stehen, fehlt die Mischung das macht den Wald anfälliger für Trockenheit und Schädlinge. Zudem verjüngt sich der Bestand schlechter, weil zu wenig Licht auf den Boden fällt.

Der hohe Holzvorrat und der Klimawandel stelle die Waldbesitzer und Förster selbst vor Herausforderungen. Besonders bei der Umstellung von Reinbeständen auf Mischwälder brauche es Begleitung, Förderung und Weitergabe von Wissen. Nur so sei ein leistungsfähiger, artenreicher und stabiler Wald möglich.

„Der Wald der Zukunft braucht uns alle. Nur gemeinsam können wir sicherstellen, dass der Wald auch in Zukunft seine vielfältigen Leistungen für uns alle erbringt“, betont Dietachmair.

- Bildquellen -

  • Journalistenreise Forstwirtschaft Dr Daniel Müller Bayerische Staatsforsten LK OÖ Frei (167): LK OÖ
  • Journalistenreise Forstwirtschaft Fällung Eines KäferbaumesLK OÖ Frei (249): LK OÖ
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