Der Wille zu Veränderung trägt Früchte

Nach dem Leitspruch „Du erhältst die Chance, die du dir selbst gibst“ haben Heidemaria und Robert Rabl Optionen für eine Erwerbskombination abgewogen. Nach anfänglicher Experimentierphase sind nun am Hof in Diemschlag (NÖ) die „Beeren“ los.

Robert Rabl hat sich bei der Pflanzung von rund 200 Äpfelbäumen für die Buschbaum-Form entschieden. Die Bäumchen blühen im Frühjahr in einem auffällig roten Farbton. Foto: BZ/Artur Riegler

Knapp zehn Kilometer südlich der Stadtgemeinde Raabs an der Thaya liegt die Waldviertler Ortschaft Diemschlag. Robert Rabl (43) hat hier vor rund 23 Jahren einen regionaltypischen Bauernhof übernommen, der früher von seinen Eltern als gemischter Grünland- und Ackerbaubetrieb mit Milchkühen geführt wurde. Trotz schwerer Anfangszeiten hat er es gemeinsam mit seiner Frau Heidemaria geschafft, den Betrieb zu erhalten und im Nebenerwerb weiter zu führen.

Heidemaria, Sohn Marcel und Robert Rabl bei der Obsternte: Der Zeitrahmen, in dem die Aroniabeeren mithilfe von Saisonarbeitern geerntet werden müssen, beträgt nur wenige Tage zwischen Mitte August und Mitte September.
Foto: NÖN/Ramharter

Nische finden und das Beste daraus machen
Robert Rabl ist seit jeher experimentierfreudig und fühlte sich schon immer zum „Bauer sein“ berufen. Er absolvierte eine Lehre im Lagerhaus, machte seine landwirtschaftliche Facharbeiterprüfung und bildete sich laufend weiter fort.
„Aus betrieblichen und besonderen natürlichen Gegebenheiten heraus, musste ich manche Dinge anders denken und neue Wege gehen“, so der Betriebsführer, als er sich im Jahr 1996 entschloss, Biomastschweine zu produzieren. Nach einigen erfolgreichen Jahren veranlassten ihn die mäßigen Schweinepreise sowie die Grenzen der Arbeitsbelastungen dazu, ab dem Jahr 2003 auf reinen Ackerbau umzustellen. Um sich ein weiteres Standbein am Betrieb zu schaffen, legte Rabl im Jahr 2008 einen betrieblichen Schwerpunkt auf die konventionelle Saatgutvermehrung von unter anderem Mohn, Lein und Kümmel.
Der Zufall wollte es jedoch so, dass Robert in weiterer Folge auf die Aroniabeere – auch bekannt als Apfelbeere – gestoßen ist. Diese süßherbe Frucht ist wegen ihrer wertvollen Inhaltsstoffe als Heilpflanze begehrt und hat schon längst ihren Weg in die heimische Küche gefunden. Auch lassen sich die kleinen schwarzen Beeren hervorragend mit anderen Früchten kombinieren – zum Beispiel in Säften oder Marmeladen.

Bei der Aronia stehen zehn bis 20 Blüten in schirmrispigen Blütenständen zusammen.
Foto: Rabl

Der sommergrüne Strauch aus der botanischen Familie der Rosengewächse ist genügsam und zeichnet sich außerdem dadurch aus, dass er wenig anfällig für Schädlinge und Pflanzenkrankheiten ist. „Je mehr ich mich informierte, desto mehr wurde mir klar, dass die Aronia das Richtige für mich ist“, so der Waldviertler und entschloss sich zu einer Probepflanzung im Hausgarten – noch bevor in ihm der Gedanke eines neuen Betriebszweigs heranwuchs.
Wenig später hatte er Setzgut gefunden, dass sich für den Standort im Norden Niederösterreichs eignet. Dann ging es Schlag auf Schlag: Im November 2013 wurde die erste Obstkultur mit dreijährigen Pflanzen angelegt, und bereits im Sommer des Folgejahrs betrug die erste Ernte zwischen einem Viertel und einem halben Kilogramm pro Pflanze. Als Vorteile haben sich der Boden-pH-Wert von 5,5 bis 6,5 sowie die seltenen Spätfröste in dieser Region erwiesen. Geringe Niederschläge, kombiniert mit Hitze sorgen bei Jungpflanzen während der Blüte oder vor der Ernte für eine gewisse Herausforderung. Dank der kühlen Nächte ist die Taubildung während der Vegetationsperiode in Diemschlag für die Pflanzen ausreichend.
„Neben einer gewissen Risikobereitschaft, sind eine gute Planung der Anlage sowie die Sondierung der Vermarktungsmöglichkeiten das „A und O“ für eine erfolgreiche Betriebsentwicklung“, so der Landwirt. Mit vielen kleinen Schritten haben die Rabls in der Direktvermarktung Fuß gefasst. Berufsbedingt ist aber der Verkauf auf Bauernmärkten für die Familie selbst nicht möglich. Die veredelten Produkte finden deshalb via Ab-Hof-Laden, ausgewählte Geschäfte oder über den Online-Verkauf ihren Weg zum Konsumenten. „Egal ob irische Butter oder Gurken aus Übersee – am Ende ist es der Kunde, der die Kaufentscheidung fällt“, stellt Robert Rabl fest und möchte seine Geschäftsidee weiterentwickeln.
Mit der „Roten Donaunuss“ – das ist eine seltene Walnussart mit einem dekorativen roten Kern – sowie mit einer außergewöhnlich rotfleischigen Apfelsorte „Baya Marisa“ wurde das Sortiment in diesem Jahr erweitert.

Die „Rote Donaunuss“ entspricht äußerlich einer üblichen Walnussart.
Foto: BZ/Artur Riegler

Während die dekorative und feinaromatische Walnuss-Sorte, die auch als „Donaublutnuss“ bezeichnet wird, wieder aus der Vergessenheit auferstanden ist, hat die rote „Apfelzüchtung“ eine jüngere Geschichte hinter sich.

Die rotfleischige Apfelsorte „Baya Marisa“ ist fruchtig-säuerlich im Geschmack.
Foto: BZ/Artur Riegler

Für die Zukunft gibt es eine Vielzahl an Ideen. Ein wichtiger Weg ist die Festigung der Zusammenarbeit mit anderen Bauern in der Region, um Synergien in der Verarbeitung, im Verkauf und in der Öffentlichkeitsarbeit voranzutreiben.

Direktverkauf: „Rabl‘s Genuss“

Fruchtsäfte, Sirupe und Liköre; Aroniabeeren getrocknet oder in Schokolade; Fruchtaufstriche oder Geschenkkörbe werden angeboten. Erhältlich direkt ab Hof, samstags von 9 bis 12 Uhr, oder nach telefonischer Voranmeldung, online, im Kräuterpfarrer-Weidinger-Zentrum in Karlstein, in Bauern- und Klosterläden sowie in einigen Supermärkten. Auch Führungen und Verkostungen im „Aronia-Stadl“ können von April bis Oktober vereinbart werden.

Familie Rabl hat die heurige Ernte zu naturrotem Apfelsaft pressen lassen.
Foto: BZ/ Artur Riegler
Das Produktsortiment ist ansprechend, in guter Qualität und wird laufend erweitert.
Foto: Rabl

Kontakt:
„Rabl‘s Genuss“
Robert Rabl, Ackerbaubetrieb mit Aronia- und Apfelanlage in Diemschlag 12, 3814 Aigen.
Telefon: 0664/1627283
E-Mail: rabl.robert@aon.at
Internet: www.alles-aronia.at

Artur Riegler

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