Präsident Ernst Karpfinger  vom Rübenbauernbund für Niederösterreich und Wien gab gestern, 1. März, in einem Webinar einen Rückblick auf die Entwicklung im heimischen Zuckerrübenanbau. Dieser war in den vergangenen Jahren durch einen massiven Preisverfall und starken Schädlingsbefall durch Rüsselkäfer geprägt. Erfreulicherweise gab es im abgelaufenen Rübenjahr keine nennenswerten Verluste durch Schädlingsdruck, Unwetter oder Trockenheit, es konnte fast die gesamte Rübensaat zur Ernte gebracht werden. Auch die Rüsselkäferproblematik habe sich auf natürliche Weise und durch die Bekämpfungsstrategien der Rübenbauern sowie einen entsprechenden Pflanzenschutz wieder entschärft. Erträge und letztlich die Zuckergehalte der Rüben seien äußerst zufriedenstellend gewesen, so Karpfinger. 

Zudem scheine die schwierige Phase von ruinösen Preisen infolge der Überproduktion überwunden zu sein, so der oberste Vertreter der rund 4.000 Rübenbauern im Land. Europas Rübenbauern hätten durch Reduzierung ihrer Anbauflächen dazu beigetragen, „dass Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht kommen und sich die Zuckerpreise wieder stabilisieren“. Und das „langsam wieder auf einem Niveau, bei dem sowohl die Zuckerindustrie als auch die Rübenbauern bald wieder positiv wirtschaften können“, so Karpfinger. Die Zuckerrübe bleibe dadurch wettbewerbsfähig und somit weiter ein wichtiger Bestandteil in den Fruchtfolgen der Ackerbaubetriebe. 

Sorgen bereiten dem Rübenbauern-Präsidenten die Auswirkungen des Green Deals, bei dem massive Reduktionen des Düngemittel- und Pflanzenschutzmitteleinsatzes angekündigt wurden. Es sei „nicht zu verstehen, warum sich Europa stetig noch strengere Produktionsstandards auferlegt, die dazu führen, dass manche Kulturen wie die Zuckerrübe gefährdet werden“. Laut Karpfinger bestehe damit die Gefahr einer zu geringen Eigenversorgung Europas mit Grundnahrungsmitteln. „Mit jeder Verschärfung der Produktionsbedingungen begiebt sich Europa in eine noch größere Importabhängigkeit“, warnte Karpfinger. 

Positiv beurteilt er indes, dass die Europäischen Kommission derzeit eine Verordnung ausarbeitet, die bei Importen von Rohstoffen deren nachhaltige Erzeugung vor Ort sicherstellen soll, um die Urwaldzerstörung zu verhindern. Allerdings sei es „völlig unverständlich, dass Rohrzucker in diesem Verordnungsentwurf nicht enthalten ist“. Schließlich sei doch bekannt, dass gerade der Rohrzuckerproduktion enorme Urwaldflächen zum Opfer fielen, kritisierte Karpfinger. Derweil importierte die EU durch zollfreie oder zollbegünstigte Abkommen rund ein Fünftel ihres Eigenbedarfs an Zucker aus Übersee und gefährdet damit die heimische Zuckerproduktion aus Rüben, welche „klimafreundlich, nachhaltig und streng kontrolliert ist und zudem unnötige Transportkilometer und CO2-Emissionen, welche bei Importen aus Übersee entstehen, einsparen würde”, gab Karpfinger zu bedenken.

 

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AUTORRed. SN
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