Der Biber ist nicht die einzige Sorge

Bei der heutigen Vollversammlung der Landwirtschaftskammer OÖ beschäftigen sich die Interessensvertreter auch mit der Zulassungspraxis bei Pflanzenschutzmitteln und der Begrenzung des Freihandels mit der Ukraine.

Den Ankündigungen müssen nun auch Taten folgen, sagen Bauernvertreter und fordern die Regulierung der Biber-Bestände.

Biber rasch und unbürokratisch entnehmen zu dürfen, das ist der Wunsch vieler Landwirte. Schließlich sind die Bestände in den vergangenen Jahren massiv angestiegen und die Tiere mittlerweile in fast alle Regionen des Landes vorgedrungen. „Wir fordern daher den zuständigen Landesrat für Naturschutz auf, auch für Oberösterreich eine Regulierungsverordnung zu erlassen. Damit soll die Entnahme von Bibern rasch, unbürokratisch und effizient ermöglicht werden. Zudem muss damit eine unkomplizierte Beseitigung von Biber-Dämmen ermöglicht werden“, so OÖ Bauernbund-Fraktionsobfrau Rosemarie Ferstl.

Änderungen beim Pflanzenschutz nötig

Ein weiteres Thema, für das sich der OÖ Bauernbund heute stark machen wird, ist eine Änderung der Zulassungspraxis bei Pflanzenschutzmitteln. Die fehlende Verfügbarkeit von Wirkstoffen führe seit Jahren bei Sonderkulturen, zunehmend aber auch bei Großkulturen zu erheblichen Herausforderungen und Einschnitten in der Produktion. Das Resistenzmanagement im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes werde immer schwieriger, bei wertschöpfungsintensiven Kulturen seien bäuerliche Betriebe häufig mit Bekämpfungslücken konfrontiert. Mit dem Auslaufen vieler EU-Wirkstoffgenehmigungen in den kommenden Jahren droht der Wegfall weiterer Wirkstoffe.

„Für die Verbesserung der Pflanzenschutzmittel-Zulassungssituation in Österreich ist die volle Ausschöpfung des unionsrechtlichen Rahmens erforderlich. Unabdingbar ist insbesondere eine vereinfachte gegenseitige Anerkennung von in anderen EU-Mitgliedsstaaten bereits zugelassenen Pflanzenschutzmitteln durch eine direkte Anerkennung dieser Zulassungen. Bei in anderen EU-Mitgliedsstaaten zugelassenen Pflanzenschutzmitteln muss auf eine defacto Neuzulassung auf nationaler Ebene verzichtet werden“, so Ferstl.

Ukraine: Zollkontingente sollen beibehalten werden

Eine weitere Bauernbund-Resolution hat den Freihandel mit der Ukraine im Visier: Mit 5. Juni 2025 sind die zuletzt gültigen autonomen Handelsmaßnahmen der EU mit der Ukraine ausgelaufen. Damit gelten für Agrar- und Lebensmittelimporte aus der Ukraine in die EU seither wieder die ursprünglichen zollbegünstigten Importkontingente aus dem EU-Ukraine-Assoziierungsabkommen.

Derzeit laufen auf EU-Ebene umfangreiche Vorbereitungen für neuerliche Verhandlungen mit dem Ziel, weitere gegenseitige Liberalisierungsschritte zu setzen und ein stabiles Umfeld für den Handel zu schaffen. „Der Bauernbund und die Landwirtschaftskammer Oberösterreich begrüßen die Rückkehr zum ursprünglichen Assoziierungsabkommen mit der Ukraine, äußern aber massive Sorge bezüglich einer weiteren Ausweitung der Liberalisierung im Agrar- und Lebensmittelhandel“, betont Ferstl. „Wir fordern im Zuge der anstehenden Verhandlungen, die bestehenden Zollkontingente beizubehalten. Darüber hinausgehende Liberalisierungsschritte sind insbesondere für die heimische bäuerliche Landwirtschaft wirtschaftlich in keinster Weise tragbar“, sagt die Bauernbund-Fraktions-
obfrau.

Entwaldungsverordnung noch zu überarbeiten

Dringend überarbeitet müsse einer weiteren Bauernbund-Forderung nach die EU-Entwaldungsverordnung werden. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig solle sich auf EU-Ebene weiterhin mit allem Nachruck für Vereinfachungen einsetzen etwa das Einführen einer vierten Risikokategorie für Null-Risiko-Länder. Die Umsetzung des Online-Tools zum Erstellen der erforderlichen Sorgfaltserklärungen für Holz, Rinder und Soja, das vom Bundesministerium gerade erarbeitet wird, wird hingegen für den Fall einer aufrecht bleibenden Umsetzungsverpflichtung ausdrücklich begrüßt. 

- Bildquellen -

  • Kanadischer Biber 15: Karl-Heinz Schmidt - stock.adobe.com
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