Das „weiße Gold“ ist nach wie vor gefragt

Am 1. Juni ist Weltmilchtag. Ein guter Anlass für einen Blick auf den Milchmarkt. Auch weil Österreichs Molkereienlandschaft vor einem strukturellen Umbruch steht.

Nachfrage ist weltweit ungebremst, Anlieferungsmengen in der EU sind seit zwölf Jahren erstmals rückläufig. Foto: Weingartner-Foto / picturedesk.com

Lieferausfälle infolge der langen Schließungen im Tourismus und in der Gastronomie haben der Milchwirtschaft vergangenes Jahr ordentlich zugesetzt. Zwar sind die Milchpreise entlang der Wertschöpfungskette nach oben geklettert, doch wurden diese höheren Preise für den weißen Rohstoff von massiven Steigerung der Betriebsmittelkosten auf den Höfen wie auch in den Molkereien verschlungen. Dazu kam zusätzlich noch die Ungewissheit für viele Milchbauern und Molkereidirektoren, ob Futterkomponenten für das Vieh oder Verpackungspaterial und Früchte, etwa für Joghurt, überhaupt noch verfügbar sein werden.

Preis und Menge gestiegen
Trotz dieser krisenbedingt vagen Situation ist die gesamte Rohmilchanlieferung an die Molkereien um 0,5 % auf 3,4 Mio. Tonnen leicht gestiegen. Ebenso nach oben gegangen ist der Anteil von Biomilch. Österreich erreichte mit 19,4 % oder 613.000 t den höchsten Biomilchanteil in der EU. Erfreulich ist auch, dass sich die Großhandelspreise für Milchprodukte zuletzt relativ stabil nach oben entwickelt haben.
Der durchschnittliche Auszahlungswert hat im Vergleich zu 2020 mit durchschnittlichen 42,65 Cent im Jahr 2021 auf 44,82 Cent für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen inklusive Umsatzsteuer zugelegt, das sind genau 5,1 Prozent.

Preise zogen mit Beginn des Ukraine-Konflikts erneut an
Stabile Notierungen waren schon vor dem Ukrainekrieg zu beobachten, doch haben die Preise seit Ende Februar nochmals angezogen. Für diese Entwicklung sind eine weltweit gute Nachfrage und stabile Absatzkanäle verantwortlich. Ganz anders sieht es in den großen Milchproduktionsländern der EU und in anderen wichtigen Exportländern aus. Für die gesamte EU-27 ist die Milchmenge erstmals seit zwölf Jahren rückläufig. Mit ein Grund dafür ist die teils geringere Futtergrundlage infolge von Trockenheit oder strengeren Umweltauflagen.
Dass sich auch hierzulande die Absatzwege und auch jene der Tankwagen in den kommenden Monaten ändern werden, ist Branchenkennern spätestens mit dem Bekanntwerden der geplanten Fusion von Gmunder Milch und Salzburg Milch, vielleicht auch von Letzterer mit den Milchwerken Jäger aus Bayern, klar. Für eine solche Verschmelzung der beiden heimischen Molkereien hat die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) schon grünes Licht gegeben. Kurz darauf sorgte das Angebot aus dem Freistaat für einen Knalleffekt. Eine Entscheidung darüber ist nicht vor dem Sommer zu erwarten.
In welche Richtung die beiden Molkereien gehen werden, werden die Eigentümer und Mitglieder Anfang Juli endgültig bestimmen. Aus der Branche ist schon jetzt zu vernehmen, dass dies für einige Molkereien mehr Konkurrenz, für andere etwas Entspannung am Milchmarkt bedeuten werde. Ersichtlich wird das an den Umsatzzahlen der größten Be- und Verarbeitungsbetriebe Österreichs.

Österreichs größte Molkereien
Unangefochten auf dem ersten Platz liegt mit 983 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2021 die Berglandmilch, mit deutlichem Abstand dahinter rangiert die Nöm AG mit 364 Mio. Euro. Dahinter liegt die Salzburg Milch mit 245 Mio. Euro Umsatz, welche durch eine mögliche Fusion mit der Gmundner Molkerei die Nöm überholen und auf Platz zwei hinter der Berglandmilch landen würde.
Mit 235 Mio. Euro Umsatz folgt dahinter die Käserei Rupp AG, vor der Gmundner Molkerei mit 207 Mio. Euro Umsatz, die ja mit der Salzburg Milch gemeinsam weitermachen möchte. Prolactal nennt für 2021 einen Umsatz von rund 140 Mio. Euro, die Pinzgaumilch machte Geschäfte um 137 Mio. Euro, die Gebrüder Woerle mit Käse 135 Mio. Euro. Auf den weiteren Plätzen folgen die Obersteirische Molkerei (118 Mio. Euro), die Kärntnermilch (110 Mio. Euro,) die Ennstal Milch 107 Mio. Euro) und die Vorarlberg Milch (51 Mio. Euro).

Martina Rieberer

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AUTORRed. SN
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