Das weiße Band

Kommentar von Martina Rieberer,
Chefin vom Dienst

Es geisterte in sozialen Medien und auf WhatsApp herum, das weiße Schneeband der Planai vom Neujahrstag im Jahre 1988. Darauf zu sehen war eine Skipiste auf der Schladminger Planai, links und rechts davon war es grasgrün. Der Schnappschuss aus den 80-ern wurde prompt als Argument gegen den Klimawandel verwendet und war zur Beschwichtigung der weltweiten Erwärmung äußerst dienlich. Die Aufnahme hat Leugnern und Zweiflern des Klimawandels gerade in diesem bis zuletzt beinahe schneelosen Jänner Rückenwind und Zuspruch jener verschafft, die sich (noch) nicht mit Zahlen und Realitäten beschäftigen. Oder von jenen, die anerkannte globale Klimaforscher oder die Zentralanstalt für Meterologie und Geodynamik (ZAMG) einfach ignorieren. Richtig ist, dass es auch vor Jahrzehnten schon Winter gab, in denen der Schnee zum Skifahren rar war, weil der Niederschlag ausblieb. Unrichtig ist, dass seit 1988 das Klima gleichgeblieben ist. Spätestens beim Rückblick an die vergangenen Jahre muss gerade jenen, die unter freiem Himmel wirtschaften, klar sein, dass es schon im Frühjahr an Wasser im Hausbrunnen mangeln wird und die Ernten im Sommer öfter ausdorren und dass Hochwasser und Stürme öfter auftreten werden als bisher; dass weiße Schneebänder im Jänner in den kommenden Jahren keine Ausnahme bleiben, sondern zur Regel werden und dass Baumwipfel nassen Schneemassen zum Opfer fallen werden. Das weiße Band auf der Planai mag es früher schon gegeben haben, wie Realitätsverweigerer auch. Gerade eine vom Klimawandel so direkt betroffene Berufsgruppe wie die Bauern sollte Meldungen dazu in sozialen Medien aber als Stumpfsinn einstufen können.

rieberer@bauernzeitung.at

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