Brennholz aus der Trockenkammer

Neben der Mutterkuhhaltung mit Direktvermarktung lebt Familie Lechner in Scheiblingkirchen-Thernberg (NÖ) von der Forstwirtschaft. Die Scheitholzproduktion wurde nun mit einer innovativen Holztrocknungsanlage wesentlich vereinfacht.

Die neue Halle wurde aus mondphasengeschlägertem Lärchenholz in Rundbauweise errichtet. Neben hoher Funktionalität zeichnet sich das Bauwerk durch perfekte Anpassung an das Landschaftsbild aus. FOTO:: BZ/Eva Riegler

Der Lilienhof in Ofenbach, in der Gemeinde Scheiblingkirchen-Thernberg, war 1986 der erste Betrieb der Region, der von der Milchproduktion auf Mutterkuhhaltung umstellte. Im Vorjahr waren Josef und Edith Lechner einmal mehr Vorreiter: Die erste Brennholztrocknung – die noch dazu energieautark arbeitet – wurde in Betrieb genommen.

Bereits bei der Ankunft am Lilienhof erfährt der Besucher, worum es am Betrieb geht.
FOTO: BZ/Riegler

Weniger Großabnehmer, mehr Endkunden
Die Gemeinde Scheiblingkirchen-Thernberg liegt im Süden Nieder­österreichs, wo die sanften Hügel der Buckligen Welt den schroffen Hängen des Wechsels, dem östlichsten Gebirgszugs der Alpen, weichen müssen. Fast 65 Prozent der Gemeindeflächen sind mit Wald bedeckt. Kein Wunder also, dass die Forstwirtschaft für die bäuerlichen Familien­betriebe in der Region eine große Rolle spielt. So auch am Lilienhof von Josef und Edith Lechner, einem für die Region typischen Betrieb mit 31 Hektar Grünland (17 Hektar davon sind gepachtet) und 63 Hektar Wald. Rund die Hälfte der betrieblichen Einnahmen erwirtschaftet Familie Lechner mit der Mutterkuhhaltung mit Direktvermarktung. Die zweite Hälfte kommt aus der Forstwirtschaft: Neben dem klassischen Blochholz werden ofenfertige Brennholz- und Hackschnitzel verkauft. Bereits im Jahr 1986 hat Josefs Vater die Milchproduktion aufgegeben und auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Seit 1992 wird der Betrieb biologisch bewirtschaftet.

Frühling bis Herbst verbringen die 25 Fleckvieh-Mutterkühe mit ihren Kälbern und
dem Limousin-Stier auf der Weide, die übrige Zeit im 2009 neu errichteten Laufstall.
FOTO: BZ/Riegler

Rund 25 Mutterkühe der Rasse Fleckvieh weiden gemeinsam mit einem Limousin-Stier von Frühjahr bis Herbst auf den grünen Wiesen rund um den schmucken Hof. Den Winter verbringen die Tiere im modernen Laufstall, der 2009 neu errichtet wurde. Gefüttert wird ausschließlich mit hofeigenem Futter, Kraftfutter kommt nicht zum Einsatz. Die Kälber werden im Alter von zehn bis zwölf Monaten im hofeigenen Schlachtraum geschlachtet und als Jungrindfleisch vermarktet. Dazu informiert Edith die Stammkunden, die ihre Bestellung bekanntgeben. Waren es zu Beginn eher Großabnehmer aus der regionalen Gastronomie, die das Fleisch bezogen, sind es in jüngster Zeit mehr und mehr Privatkunden geworden. „Wir sind dadurch nicht von wenigen Großabnehmern abhängig“, zeigen sich Josef und Edith Lechner mit der Entwicklung zufrieden.

40 Prozent Buchenanteil in den hofeigenen Wäldern
Auch die Forstwirtschaft war immer schon ein wichtiges Standbein am Lilienhof. Neben den üblichen Fichten­beständen prägen Mischwälder mit einem Hartholzanteil von 40 Prozent (vorzugsweise Buchen) die hofeigenen Waldflächen. Anfallendes Hackgut wird an umliegende Nahwärmeanlagen und Privatkunden geliefert. Zusätzlich werden jährlich rund 400 bis 500 Raummeter Scheitholz meist an Privatkunden in der Region verkauft. Um diese mit bester Qualität zufrieden­zustellen, wurden die Scheiter bisher zwei Jahre gelagert, bevor sie ausgeliefert wurden. Das bedeutete einen hohen Manipulations- und Logistik- aufwand mit entsprechenden Kosten für den Betrieb. Als auch Josefs Vater mit zunehmendem Alter (er ist mittlerweile 85 Jahre alt) bei der schweren Arbeit immer weniger helfen konnte, wurde die Anschaffung eines Schneidspaltautomaten unumgänglich. Das Gerät ermöglicht das Ablängen der Bloche auf die gewünschte Länge (25, 33 oder 50 Zentimeter) und das Aufspalten des Holzes in ofenfertige Stücke in einem Arbeitsgang.
Im Zuge der Erstellung eines Betriebskonzepts, das zur Erlangung der Baubewilligung vorgelegt werden musste, entstand die Idee, mit einer Trocknungs­anlage für das Scheitholz die Arbeit weiter zu vereinfachen.
Es folgte eine längere Planungsphase, deren Grundlage der Waldwirtschaftsplan war, den Sohn Josef jun. als Maturaarbeit im Rahmen seiner Ausbildung zum Förster erstellt hatte. Daraus geht unter anderem hervor, dass der Lilienhof auch zukünftig auf die Vermarktung von Buchenholz setzen kann. Weiters waren gewerberechtliche Fragen abzuklären und die erforderliche Technik zu finden. Großen Wert legte Familie Lechner darauf, beim Bau regionale Firmen zum Zug kommen zu lassen und mit möglichst viel ­Eigenleistung die Kosten überschaubar zu halten.
Entstanden ist schlussendlich eine beeindruckende Halle in Rundholzbauweise – aus mondphasengeschlägerten Lärchen aus dem eigenen Betrieb –, die sich perfekt in das Landschaftsbild einfügt. Die fertigen Scheiter fallen direkt in die Trockenboxen. Durch den Flächenbelüftungsboden strömt Luft ein, die in den ­Solarfeldern vorgewärmt wurde und das Holz trocknet. Der dazu erforderliche Strom wird von der – in Ost-West-Ausrichtung am Dach des Wirtschaftsgebäudes montierten – Photovoltaikanlage produziert. Eine ausgeklügelte Steuerung sorgt dafür, dass nur bei entsprechender Stromproduktion die Anlage in Betrieb geht. Das System arbeitet somit völlig energieautark.
Rund 50 Raummeter Scheiter finden in einer Box Platz. Nach drei bis fünf Wochen (abhängig vom Wetter) hat das Holz denselben Trocknungsgrad erreicht wie bei zweijähriger Lagerung.

Drei Generationen leben und wirtschaften am Lilienhof in Scheiblingkirchen-Thernberg: Kristina, Josef sen., Josef jun., Edith und Josef Lechner (v. l.).
FOTO: BZ/Riegler

Die Zukunft am Lilienhof gemeinsam gestalten
Auch wenn damit eine bedeutende Arbeitserleichterung für den Betrieb erreicht wurde, kann das Arbeits­pensum nur durch das Zusammenhelfen am Familienbetrieb gemeistert werden, sind Josef und Edith Lechner überzeugt. Sohn Josef jun. hat neben seiner forstlichen Ausbildung auch – so wie seine Freundin Carina – das notwendige Interesse, den elterlichen Betrieb in Zukunft zu übernehmen. Für die betriebliche Weiter­entwicklung sieht Familie Lechner in der Direktvermarktung durchaus noch Wachstumspotenzial. Durch überbetriebliche Nutzung soll auch die Auslastung und Wirtschaftlichkeit des Schneidspaltautomaten und der Holztrocknungsanlage gesteigert werden. Gerade hofferne Waldbesitzer sieht Josef Lechner als mögliche Zielgruppe für entsprechende Dienstleistungsangebote. Es gibt auch weiterhin viel zu tun am Lilienhof.

Betriebsspiegel: Lilienhof, Familie Lechner

Kontakt: Josef und Edith Lechner
Ofenbach 54, 2832 Thernberg
Telefon: 02629/2217 oder 0676/4316614
E-Mail: josef@lechner-lilienhof.at
Betriebsgröße: 31 Hektar Grünland (davon 17 Hektar Pachtfläche), 63 Hektar Wald
Betriebszweige: Mutterkuhhaltung
mit ­Direktvermarktung, Forstwirtschaft
Arbeitkräfte: Josef und Edith in Vollzeit, Sohn Josef jun. geht für 30 Stunden außerbetrieblich arbeiten, Tochter Kristina (Kindergartenpädagogin) hilft in ihrer Freizeit mit.

Eva Riegler

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