Borkenkäfer hat bereits Hochsaison

Überdurchschnittlich warmer April führt zu massivem Borkenkäferflug. Bei schlechten Bedingungen werden heuer vier Generationen erwartet.

Die Beseitigung des Käferholzes hat höchste Priorität.

Der Borkenkäfer ist wieder da, und das überraschend massiv. Die aktuell trockene und heiße Witterung in den Tieflagen Österreichs trägt dazu bei, dass die Bäume besonders gestresst sind und der Borkenkäfer ideale Entwicklungsbedingungen vorfindet. Nachdem bereits 2016 und 2017 borkenkäfergeplagte Jahre waren, besteht nun die Sorge, dass es in diesem Jahr zu Rekordzahlen kommt. Besonders in den Hauptschadensgebieten nördlich der Donau und in tieferen Lagen der Alpen hat der Käferflug bereits begonnen. Das trockene Klima schwächt die Bäume dermaßen, dass sie nicht genügend Harz produzieren können und sich somit gegen das Einbohren der Käfer in die Rinde nicht wehren können.

„Die Tatsache, dass der Borkenkäfer bereits jetzt fliegt, führt im schlimmsten Fall dazu, dass wir mit vier Generationen von Borkenkäfernachkommen rechnen müssen. Ein einziges Borkenkäferweibchen kann bei mehreren Generationen und Geschwisterbruten bis zu 100.000 Nachkommen haben. Spätestens im Herbst kann auch ein gesunder Baum den Angriff hunderter Käfer nicht mehr abwehren“, so Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich zur bedrohlichen Situation in Österreich.

Aufräumen im Wald ist Wettlauf gegen die Zeit

Oberste Priorität ist das Beseitigen des Schadholzes. Zusätzlich ist eine Käferprävention durch Waldpflege und das Beobachten des Borkenkäfers unerlässlich für jeden Waldbesitzer. Die Massenvermehrung des Schädlings kann nur eingedämmt werden, wenn befallene Bäume so schnell wie möglich identifiziert und aus dem Wald gebracht werden, bevor die jungen Käfer ausfliegen und weitere Bäume befallen. Ein aktuelles Monitoring des Borkenkäferfluges ist unter www.borkenkaefer.at zu finden.

Frisch befallene Bäume erkennt man an den kleinen Einbohrlöchern, und dem vom Käfer ausgeworfenen braunen Bohrmehl. In späteren Befallsstadien verfärben sich die Nadeln und die Rinde fällt ab.

„Vom Einbohren der weiblichen Käfer in grüne Bäume bis zum Ausfliegen der nächsten Generation vergehen etwa sechs Wochen. In dieser Zeit muss der befallene Baum gefunden, gefällt, zu Straße geliefert und am besten mit dem LKW aus dem Wald gebracht werden. Die Aufarbeitung ist ein Wettlauf mit der Zeit. Zusätzlich ist zu bedenken, dass mit dem Anfall von zu viel Käferholz auch die Industrie an ihre Logistikgrenzen stößt“, macht Montecuccoli die Dringlichkeit der Aufarbeitung und ihre Folgen deutlich.

Kann das Holz nicht rechtzeitig aus dem Wald abtransportiert werden, besteht die Gefahr, dass von dem gelagerten Holz neue Borkenkäfer ausfliegen. In diesem Fall müssen oft aufwendige und kostspielige Maßnahmen zur sicheren Lagerung getroffen werden. Nur durch Entrindung, Beregnung oder Insektizideinsatz kann eine Massenvermehrung eingedämmt werden.

Kostentreiber Borkenkäfer

Der Wald erfüllt vielseitige Aufgaben für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Er bietet Schutz und Erholung, ist Lebensraum für Pflanzen und Tiere und trägt wesentlich zum Klimaschutz bei. Er ist aber auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in den Regionen und weit darüber hinaus. Borkenkäferbefall bringt einen wirtschaftlichen Schaden durch die Wertminderung des Holzes mit sich. So kann etwa der Buchdruckerbefall eine Blaufärbung des Holzes forcieren, wenn es nicht rechtzeitig entrindet wird. Außerdem kostet das Suchen und Aufarbeiten einzelner Bäume wesentlich mehr als planmäßige Durchforstungen.

Waldeigentümer tragen nachhaltige Verantwortung

„Die Situation wird sich leider nicht so schnell ändern. Der Klimawandel arbeitet gegen uns, wir müssen uns auch in den kommenden Jahren auf eine ähnliche Situation vorbereiten. Borkenkäfer überwintern in nicht abgestorbenen Bäumen, in Restholz und in der Bodenstreu, wo sie nicht bekämpft werden können. Das Credo für alle Waldbesitzer lautet: beobachten, beobachten, beobachten“, beschreibt Montecuccoli die Zukunft und ergänzt: „Schließlich tragen die Waldeigentümer bereits seit Generationen erfolgreich die nachhaltige Verantwortung für einen gesunden Wald und den Erhalt der vielen Waldfunktionen.“

Waldland Österreich

Österreich ist mit 48 Prozent Waldanteil eines der waldreichsten Länder Europas. Für die nachhaltige Waldwirtschaft sorgen zu einem großen Teil private Waldbesitzer: 80 Prozent der Wälder sind Privateigentum. Etwa 145.000 Familien besitzen Wald und geben ihn von Generation zu Generation weiter. Damit werden die vielfältigen Leistungen des Waldes langfristig gewährleistet. Die Waldbesitzer sichern nicht nur den Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch das Einkommen für rund 300.000 Menschen.

Die Land&Forst Betriebe Österreich sind die freiwillige Vereinigung österreichischer Landbewirtschafter mit der Zielsetzung, Österreichs Wälder und Felder als betriebliche Grundlage und gesellschaftlichen Mehrwert zu erhalten und Bewusstsein für die Anliegen privater land- und forstwirtschaftlicher Betriebe und deren Tätigkeit und Verantwortung zu schaffen. Die Mitgliedsbetriebe der Land&Forst Betriebe Österreich bewirtschaften zusammen ein Drittel des österreichischen Waldes und produzieren jede fünfte Tonne des österreichischen Getreides.

- Bildquellen -

  • Kaeferholz Fichte 3 ID76151: agrarfoto.com
- Werbung -
Vorheriger ArtikelGreen Care-Tagung auf stärkere Zusammenarbeit mit Gemeinden fokussiert
Nächster ArtikelRZV: Kleineres Angebot flott versteigert