Der Waldviertler Graumohn, seit 1997 mit der geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.) versehen, ist ein regionales Aushängeschild für Qualität und Tradition. Auf dessen Anbau und Verarbeitung hat sich das Unternehmen Waldland spezialisiert.

Quelle: Waldland
Der Waldviertler Graumohn trägt seit 1997 die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.).

Wie bei Kräutern und Gewürzen arbeitet man auch beim Mohn mit einer Vielzahl von Landwirten zusammen, um hochwertige Produkte für verschiedene Märkte bereitzustellen. Um der national und international wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, weitet das Waldviertler Verarbeitungsunternehmen seinen Vertragsanbau derzeit weiter aus. Entgegen der allgemein volatilen Preissituation in der Landwirtschaft will Waldland stabile Preise für Graumohn garantieren. Der Preis von zwei Euro netto je Kilogramm sichert demnach nicht nur den Erhalt der Qualität, sondern auch die wirtschaftliche Attraktivität für die Bauern. Investitionen in neue Verarbeitungsanlagen und verbesserte Kistentrocknung wären laut Waldland notwendig, um aktuellen Herausforderungen entgegenzuwirken.

Marcus Koller: Der Erfahrene aus Vitis

Marcus Koller 

Marcus Koller aus der Marktgemeinde Vitis im Waldviertel baut seit 2020 knapp zwölf Hektar Graumohn an. Er nutzte die Möglichkeit, in den Vertragsanbau mit Waldland einzusteigen, weil bereits damals Flächen für den Mohn aufgestockt wurden. Auch Mahlroggen, Weizen, Rapso-Raps und ab heuer Ölkürbis findet man auf seinen Feldern. „Ich suche immer nach Nischen, denn diese ebnen den Weg in einen überschaubaren Markt, in dem die Konkurrenz nicht so drückend ist, und hilft dabei, die Preise stabil zu halten“, erklärt der Nebenerwerbsbauer.

Ich suche immer nach Nischen, denn diese ebnen den Weg in einen überschaubaren Markt, in dem die Konkurrenz nicht so drückend ist, und hilft dabei, die Preise stabil zu halten. – Marcus Koller

Den geschützten Waldviertler Graumohn gibt es in den Sorten „Edelrot“ und „Edelweiß“, diese unterscheiden sich lediglich in der Blütenfarbe. „Mohn stellt keine besonderen Ansprüche an Boden und Standort“, weiß Koller. Er gedeiht demnach im gesamten Waldviertel gut. Wärmere, nicht staunasse Böden ermöglichen ein zügiges Auflaufen der Pflanzen und seien daher zu bevorzugen. „Der Mohnanbau ist vor allem in der Jugendentwicklung wegen der anfänglichen Bedrohung durch den Erdfloh herausfordernd“, so Koller. Im konventionellen Anbau könne dieser aber „durch gängige Insektizide gut kontrolliert werden“. Sobald der Bestand eine Höhe von 20 bis 30 Zentimeter erreicht hat, ist einzig auf den Befall durch Mohnkapselrüssler zu achten. Anders als beim Erdfloh fehlen hier laut Koller nämlich wirklich wirksame Pflanzenschutzmittel: „Ein großes Problem ist das Fehlen von Alternativen für gestrichene Wirkstoffe, und da Mohn oft als Nischenkultur betrachtet wird, gibt es wenig Engagement für Notfall- oder Neuzulassungen.“ Dabei kann der Schädling im Mohn massiven Schaden anrichten: Seine Larven bohren sich in die Kapseln der Mohnpflanzen und ernähren sich von den Samen im Inneren. „Das kann zu erheblichen Ernteverlusten führen, da die geschädigten Kapseln weniger oder gar keine entwickelten Samen mehr enthalten“, erklärt der Waldviertler. In „normalen Jahren ohne Extremereignisse“ (Hagel oder massiver Schädlingsdruck) erntet der Mohnbauer zwischen 700 und 1.000 Kilogramm verkaufsfähiger Ware je Hektar.

Quelle: Waldland
Gefährlichster Schädling ist der Mohnkapselrüsselkäfer.

Betriebsspiegel Koller

Gemeinde Vitis im Waldviertel; Nebenerwerb; Vermarktung erfolgt über Waldland;
100 ha Ackerland, davon knapp 12 ha Mohn, 20 ha Forst. 

Herwig Bauer: Der Neuling aus Weitersfeld

Herwig Bauer

Seit vergangenem Jahr neu im Mohnbusiness ist Herwig Bauer. Der Betrieb, den er gemeinsam mit seiner Ehefrau führt, erstreckt sich über die Gemeinden Hardegg und Weitersfeld, ebenso im Waldviertel. Die Entscheidung Mohn anzubauen fiel Anfang 2024. „Da ja die Preissituation beim Getreide sehr instabil ist, suchte ich nach Alternativen“, berichtet Bauer. Der Mohnanbau biete ihm eine stabile Einkommensquelle. Neben Mohn kultivieren die Bauers auch Mariendistel, Kürbis, Rüben, Mais und Getreide. In ihrem ersten Jahr bauten sie 3,5 Hektar Mohn an, mit der Absicht, diese Fläche in der kommenden Saison zu erweitern. „Ich bin sehr zufrieden. Mein Ziel war es, zwischen 600 und 800 Kilogramm Graumohn pro Hektar zu ernten, und wir haben das um ein gutes Drittel übertroffen“, sagt Bauer rückblickend.
Die Ernte samt Logistik wird in den meisten Fällen übrigens vom Abnehmer Waldland durchgeführt. Es bestehe nämlich das Risiko, den Mohnsamen zu beschädigen, wenn der Mähdrescher zu aggressiv eingestellt ist. Dies führt dazu, dass der Kern aufgeritzt wird und Mohnöl austritt, wodurch der Mohn seine Lagerfähigkeit verliert und rasch verdirbt.

Mein Ziel war es, zwischen 600 und 800 Kilogramm Graumohn pro Hektar zu ernten, und wir haben das um ein gutes Drittel übertroffen. – Herwig Bauer

Um dies zu verhindern, sind die unternehmenseigenen Mähdrescher speziell umgebaut. Bürsten und Becherwerke sorgen für einen möglichst schonenden Ausdrusch. Doch auch beim Erntezeitpunkt ist Vorsicht geboten, wie Koller erklärt: „Graumohn ist ein Schüttmohn, was bedeutet, dass die Kapseln offen sind und die Samen bei Windbewegung herausgeschüttelt werden können.“ Deshalb sei es wichtig, den Mohn rechtzeitig zu ernten, um Verluste zu vermeiden. Im Gegensatz dazu sei der Schließmohn weniger empfindlich gegenüber Wind, da seine Kapseln auch vollreif geschlossen bleiben.

Quelle: Waldland
Bei Schüttmohn ist der ideale Erntezeitpunkt entscheidend.

Betriebsspiegel Bauer

Gemeinsam mit seiner Ehefrau in Hardegg und Weitersfeld im Waldviertel; Vollerwerb; Vermarktung über Waldland; Insgesamt 125 ha; angebaut werden unter anderem
Mariendistel, Ölkürbis, Mais und Getreide. 

Quelle: Waldland
Mohn dreschen ist etwas für Könner. Wird die Technik zu aggressiv eingestellt, verdirbt das Erntegut rasch. Waldland hat ihre Mähdrescher deshalb eigens umgebaut.

Anbau mit bestehender Getreidetechnik

Ausgesät wird bei beiden Mohnbauern übrigens mittels pneumatischen Direktsämaschinen. „Ich hatte deshalb praktisch keine Kosten für Neumaschinen, da ich die notwendigen bereits hatte“, erklärt Herwig Bauer.
Sowohl Einzelkornsaat als auch Drillsaat sind möglich. Reihenweiten von 25 bis 50 Zentimeter seien aber zu gewährleisten. Die Saatstärke beträgt 500 bis 700 Gramm pro Hektar, während die Saattiefe zwischen 0,5 und 1,5 Zentimeter liegen sollte, um den Samen optimale Keimungsbedingungen zu bieten. Die Aussaat für Sommermohn erfolgt von Mitte März bis Mitte April. Die Winterform kommt zwischen Mitte und Ende September in die Erde. Ein feines Saatbeet mit Rückverfestigung in der Reihe sei entscheidend, um den Samen ausreichend Bodenschluss zu geben.
Die sorgfältige Abstimmung aller Faktoren sei laut den Praktikern entscheidend für einen erfolgreichen Mohnanbau. Beide Mohnbauern blicken optimistisch in die Zukunft. „Ich hoffe, dass der Markt stabil bleibt beziehungsweise wächst“, sagt Bauer und verweist auf den geschützten Ursprung als wichtigen Faktor für die Preisstabilität. Ein Alleinstellungsmerkmal, das sich wohl so mancher für seine Ackerkultur wünschen würde.

- Bildquellen -

  • Graumohn: Waldland
  • Mohnkapselrüsselkäfer: Waldland
  • Graumohn G.U.: Waldland
  • Mähdrescher: Waldland
  • Graumohn- Edelrot Blüte: Waldland
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AUTORKatharina Berger
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