Laut Fachtierarzt Udo Moog bietet einzig eine Impfung tatsächlich Schutz.

Seit September 2024 wurden hierzulande mehr als 430 Ausbrüche der Blauzungenkrankheit (BTV) der Serotypen 3 und 4 registriert, das gesamte Bundesgebiet ist mittlerweile als Blauzungenzone ausgewiesen. Wie schnell die Fallzahlen über die Sommermonate explodieren können, zeigt ein Blick nach Deutschland. Dort wurde im Vorjahr binnen weniger Wochen ein Anstieg von 13 auf fast 6.000 Tiere registriert. Besonders schwere Folgen hat eine Infektion in Schafbeständen, wie kürzlich bei einem Webinar der Tiergesundheit Österreich (TGÖ) erklärt wurde.

Schwerste Verläufe bei Serotyp 3

Quelle: FOURRURE - WIKIMEDIA COMMONS
Rötungen und Ausfluss als Symptome.

Laut Nina Hye, TGÖ-Expertin für Kleinwiederkäuer, seien beim Serotyp 3 schwerste Verläufe dokumentiert. Schafe reagieren demnach mit bis zu 42 Grad Fieber, offenen Stellen an Augen, Flotzmaul und Maulschleimhäuten sowie massivem Speichel- und Nasenausfluss. Auch Ödeme und Lahmheiten bis zum Ausschuhen sind möglich. „Die namensgebende geschwollene Zunge mit Blaufärbung tritt nur bei schweren Fällen auf“, so Hye. Die Sterblichkeit liege bei 25 bis 30 Prozent. Wie bereits mehrfach berichtet, wird das Virus nicht von Tier zu Tier, sondern ausschließlich über Mücken, konkret Gnitzen übertragen. Diese nehmen es durch Saugen an erkrankten Tieren auf. In der Gnitze vermehren sich die Viren temperaturabhängig. „Bei 30 Grad Außentemperatur dauert das nur einen einzigen Tag“, weiß die Tierärztin. Zusätzlich erhöht sich bei wärmerer Witterung die Saugfrequenz der Tiere, ihre Entwicklungsgeschwindigkeit und somit ihre Populationsdichte.

Erfahrungen aus erster Hand konnte diesbezüglich Udo Moog vom Schaf- und Ziegengesundheitsdienst der Tierseuchenkasse Thüringen schildern. Neu bei der aktuellen BTV-Welle ist demnach die Schädigung der Klauen: „Der Druck durch Entzündung der Lederhaut ist so groß, dass der Kronsaum aufbricht.“ Die Folge: Die Tiere schuhen aus, meist an mehreren Klauen. „Da bleibt nichts anderes übrig als sie zu erlösen“, so Moog. Auch die Spätfolgen seien beachtlich: „Fünf bis sechs Monate nach der Infektion klagten viele Schafhalter über lebensschwache Lämmer, die das Euter nicht fanden.“

Repellentien und Stall helfen nur bedingt

Den heimischen Schafbauern rät Moog übrigens dringend zur Impfung. „Ein ausgebildeter Impfschutz rechtzeitig vor der Gnitzenaktivität ist die einzig wirksame Maßnahme, um schwere Verläufe zu verhindern.“ Seiner Erfahrung nach helfe Einstallung während der Dämmerung nur bedingt, da Gnitzen auch in Ställen zu finden seien. „Repellentien bieten vielleicht für einen einzigen Transporttag Schutz“, so Moog. Ratsam sei es aber jedenfalls, in diesen Zeiten auf gutes Parasitenmanagement und ausreichende Mineralstoff- und Spurenelementversorgung zu achten.

Drei Impfstoffe verfügbar

Gegen den Serotyp 3 stehen in Österreich derzeit drei Impfstoffe (Syvazul BTV 3, Bluevac-3, Bultavo 3) zur Verfügung. „Landwirte, die impfen möchten, melden sich bitte bei ihrem Betreuungstierarzt“, erklärt Nina Hye. Betriebe, die bereits im Herbst geimpft haben, wird dieser Tage eine Auffrischung („Booster“) empfohlen. Laut Moog sind zwei Impfungen insbesondere bei wertvollen Zuchttieren sinnvoll. 

Eine Aufzeichnung des Webinars ist hier abrufbar.

- Bildquellen -

  • BTV-Symptome Schafe: FOURRURE - WIKIMEDIA COMMONS
  • Impfung Schaf: S. LEITENBERGER - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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