Biosprit-Pläne der EU weiter in der Kritik

Der Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern Agrana warnt vor den Plänen der EU. Diese sehen vor, die Beimischung von Ethanol der ersten Generation zu senken. Das würde die Umwelt schädigen. Zudem stelle die Bioethanolerzeugung einen Beitrag zur

Bioethanol bietet zahlreiche Vorteile, die von der EU-Kommission nicht berücksichtigt werden - davon ist die Agrana überzeugt. ©Agrarfoto.com
Bioethanol bietet zahlreiche Vorteile, die von der EU-Kommission nicht berücksichtigt werden – davon ist die Agrana überzeugt. ©Agrarfoto.com
Die Enttäuschung über das Winterpaket der EU-Kommission hält an. Wie in der BauernZeitung berichtet, sieht das Paket vor, den Einsatz von Biokraftstoffen, die aus landwirtschaftlichen Rohstoffen (= 1. Generation) hergestellt werden, abzusenken. Demnach soll deren Anteil ab 2021 von sieben Prozent (%) auf maximal 3,8 % im Jahr 2030 gesenkt werden. Der Einsatz von aus Stroh, Holz und Abfällen hergestelltem Ethanol (= 2. Generation) soll hingegen bis 2030 stufenweise auf drei Prozent erhöht werden.

Die EU-Kommission sollte bisherige Erfolge evaluieren

Die EU-Kommission begründet ihren Rückzieher mit mäßigen Klimaeffekten von Biotreibstoffen der sogenannten “1. Generation”. Diese Argumentation sei nicht nur falsch, sondern ließe die enormen Vorteile von konventionellem Treibstoff-Ethanol für die Umwelt und darüber hinaus für die Landwirtschaft völlig unberücksichtigt, zeigte sich der Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern Agrana überzeugt. Die Agrana-Bioethanolanlage in Pischelsdorf würde etwa 70 % Treibhausgasemissionen gegenüber Benzin sparen (300.000 t CO2 Einsparung) und bewirke eine 30 % geringere Partikel-Emission und damit eine niedrigere Feinstaubbelastung durch Benzinmotoren. Die Anlage ersetze außerdem durch die Gewinnung von gentechnikfreiem Eiweißfuttermittel als Nebenprodukt den EU-Import von rund 200.000 t gentechnisch verändertem Sojaschrot aus Südamerika, erklärt die Agrana.
Zu den EU-Plänen einer zukünftig stärkeren Berücksichtigung von Ethanol der 2. Generation stellte Agrana-Vorstandsvorsitzender Johann Marihart fest: “Biotreibstoffe aus Holz, Stroh und Abfällen führen zu Kosten, die doppelt so hoch wie bei konventionellem Ethanol sind. Sie werden in absehbarer Zeit kommerziell nicht verfügbar sein. Darüber hinaus ist bei Ethanol der 2. Generation kein wertvolles gentechnikfreies Eiweißfuttermittel als Nebenprodukt zur Deckung unserer Eiweißlücke herstellbar und angesichts des hohen Enzym- und Energieverbrauchs die gesamte Klimabilanz zu hinterfragen. Die Europäische Kommission wäre gut beraten, die Erfolge bisheriger hoch geförderter Projekte zu evaluieren und ihre Erwartungen diesbezüglich drastisch zurückzunehmen.”

Beitragsabsenkung würde Rückschritt bedeuten

Faktum ist laut Agrana: Man leiste mit der Bioethanolerzeugung einen wertvollen Beitrag zur Treibhausgas-Reduktion und gleichzeitig zur Stabilisierung des Getreidemarkts. “Damit werden die Abhängigkeit von Erdölimporten verringert und Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze im Land gesichert. Das Klimaprotokoll von Paris ist ein herausforderndes Ziel. Der von der EU-Kommission geplante Schritt einer Beimischungsabsenkung von Ethanol der 1. Generation würde einen klimatischen Rückschritt bedeuten”, betont Marihart.
Die von der EU-Kommission vorgelegten Vorschläge werden in weiterer Folge vom EU-Parlament und -Rat behandelt.

Überblick: Was das Winterpaket zu Biotreibstoff vorsieht

• Das Winterpaket soll die Wettbewerbsfähigkeit der EU trotz des Übergangs zu umweltfreundlicher Energie für die globalen Energiemärkte aufrechterhalten.
• Der Einsatz von aus Abfällen hergestellten Biokraftstoffen soll bis 2030 stufenweise auf 6,8 % erhöht werden.
• Für Österreich bedeutet das laut Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, dass die Produktion von Biokraftstoffen aus heimischen landwirtschaftlichen Rohstoffen bedroht ist.

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