Die Österreichische Energieagentur (AEA) hat im Auftrag des Biomasse-Verbandes eine Biomassestrategie erstellt. Sie zeigt deutlich, welches Potenzial in dem nachwachsenden Rohstoff liegt, nicht nur im Hinblick auf CO2-Bilanzen.
„Der soeben veröffentlichte Sachstandsbericht zum Klimawandel macht eines deutlich: Wir müssen schneller und effektiver aus fossilen Energieträgern aussteigen,“ forderte Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, anlässlich der Präsentation der Studie. Natürliche Senken könnten den fossilen CO2-Ausstoß nicht kompensieren – es brauche zusätzlich technische. „Je schneller wir jetzt aus fossilen Energien aussteigen, desto weniger technische Senken werden notwendig sein. Das ist auch ein wesentlicher Kostenfaktor. Der Ersatz einer fossilen Heizung ist beispielsweise etwa zehnmal günstiger als die technische CO₂-Abscheidung, deren Transport und die Einlagerung in der Erdkruste“, appellierte der Präsident an die Vernunft.

Aktuell werden in Österreich 46 Mio. Tonnen Biomasse genutzt, 19,1 Mio. Tonnen werden davon importiert. Die Biomassenutzung verursacht Gesamtemissionen von 7,32 Mio. t CO2-Äquivalenten. „Allerdings ist die CO2-Bindung über die Photosynthese um ein Vielfaches größer. Wir haben hierfür die Primärproduktion der Biomasse berechnet. Das Ergebnis zeigt, dass nur rund ein Drittel der Nettoprimärproduktion physisch erfasst wird“, so Bernhard Wlcek, einer der AEA-Studienautoren.
Dass der der Umstieg von fossil befeuerten Systemen auf Biomasse nicht nur Vorteile für die CO2-Bilanz, das Klima, den Selbstversorgungsgrad, heimische Wertschöpfung und Kostenvorteile für Konsumenten bringt, sondern sich auch für den fördernden Staat rechnen kann, zeigte Lorenz Strimitzer von der AEA. „Bei einmaliger Anreizförderung von 10.000 Euro für die Installation einer Pelletsheizung kommt es zu Staatseinnahmen in Form von Mehrwertsteuer und Lohnnebenkosten von rund 55.000 Euro über 20 Jahre Betriebsdauer“.
Basierend auf Energienutzungsszenarien wurde die Entwicklung des Energiesystems bis ins Jahr 2040 modelliert. Dabei kamen unterschiedliche Szenarien von 250 (etwa Status quo) bis 450 Petajoule Biomasse zur Anwendung. Für die Sicherstellung der Wärmeversorgung sollen demnach jedes Jahr zwischen 27.000 und 40.000 neue Biomassekessel nötig sein. Der Selbstversorgungsgrad liege je nach Szenario zwischen rund 89 und 94 Prozent.
Gleich mehrere politische Handlungsnotwendigkeiten wurden vom Biomasse-Verband artikuliert:
- Fossile Heizungen schnellstmöglich durch erneuerbare Heizsysteme zu ersetzen, unterstützt durch Förderanreize.
- Der Ausbau der Stromproduktion durch kombinierte Anlagen zur gleichzeitigen Strom- und Wärmeerzeugung – insbesondere für die Wintermonate, wenn weniger Strom zur Verfügung steht. In Zusammenhang mit Biogasanlagen forderte Titschenbacher eine Übergangsregelung im EAG.
- Ein starker Fokus auf den Ausstieg aus fossilen Energien im Rahmen der Kreislauf- und Bioökonomiestrategien.
- Der Einsatz neuer Technologien wie der CO₂-Abscheidung sowie die Produktion von grünen Gasen und erneuerbaren flüssigen Treibstoffen.
- Bildquellen -
- Grafik: Österreichischer Biomasse-Verband
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