Biogas soll als Treibstoff konkurrenzfähig werden

Die bäuerlichen Energieproduzenten Gerald und Ulrike Ziegler hoffen, dass sie die Biogasanlage weiter wirtschaftlich betreiben können. ©BZ/Mursch-Edlmayr
Die bäuerlichen Energieproduzenten Gerald und Ulrike Ziegler hoffen, dass sie die Biogasanlage weiter wirtschaftlich betreiben können. ©BZ/Mursch-Edlmayr
Zur Jahrtausendwende hat Gerald Ziegler gemeinsam mit seiner Frau Ulrike den elterlichen Milchviehtrieb in Freistadt übernommen. “Milchpreis und Stimmung waren damals miserabel”, erinnert sich der 45-Jährige zurück. Deshalb entschied man sich nicht in einen neuen Milchviehstall zu investieren, sondern neue Wege zu beschreiten.Der Wald sei ihm schon immer sehr am Herzen gelegen und so absolvierte Ziegler zusätzlich die Ausbildung zum Forstwirtschaftsmeister. Für die insgesamt 21 Hektar Waldfläche wurde ein Waldwirtschaftsplan erstellt. “Im Vordergrund steht die naturnahe Bewirtschaftung mittels Zielstärkennutzung und Naturverjüngung”, betont der Landwirt, der seinen Betrieb seit 2009 biologisch bewirtschaftet. Der errechnete Einschlag beträgt knapp 200 Ernte­festmeter pro Jahr.

Mit Prototyp wird Hackgut in Privathäuser gepumpt

Hackgut wird nicht nur für den eigenen Betrieb sondern auch für die Hackgutliefergemeinschaft Freistadt produziert. Seit mittlerweile 16 Jahren ist Gerald Ziegler Obmann dieser bäuerlichen Gemeinschaft, die aus insgesamt 180 Landwirten aus der Region besteht. Unter seiner Führung wurde damals ein bis dato in Oberösterreich einzigartiger Hackgutpumpanhänger für private Kunden entwickelt. Jährlich werden damit 3000 Schüttraummeter bäuerliches Qualitätswaldhackgut in Lager oder Keller gepumpt.

Biogasanlage erzeugt Strom für 600 Haushalte

Die Abwärme aus der Biogasanlage wird zur Trocknung von Hackschnitzeln und Getreide verwendet. ©BZ/Mursch-Edlmayr
Die Abwärme aus der Biogasanlage wird zur Trocknung von Hackschnitzeln und Getreide verwendet. ©BZ/Mursch-Edlmayr
Mit dem Bau einer Biogasanlage im Jahr 2005 kam am Fossenbauergut ein weiterer Betriebsschwerpunkt hinzu. Betrieben wird die Anlage gemeinsam mit einem zweiten Landwirt aus der Umgebung. Mit der Betreuung wird wöchentlich abgewechselt. Die 250-kW-Anlage erzeugt Strom für zirka 600 Haushalte. Die Silage setzt sich vorwiegend aus Kleegras, Grünschnitt und Zwischenfrüchten zusammen. Der Bedarf liegt bei 6000 Kubikmeter pro Jahr. Das entspricht einem Energiegehalt von 550.000 Liter Diesel. “Der Vorwurf, dass alleine durch die Bewirtschaftung mehr Diesel verbraucht wird, ist ein kompletter Blödsinn. Im Schnitt wird der Treibstoffeinsatz bei ungefähr 50 Liter pro Hektar liegen”, rechnet Ziegler vor. Die Abwärme vom Mo-tor wird ebenfalls genutzt: In spezi-ellen Trocknungskippern werden neben Hackschnitzel, Getreide und Mais auch Sonderkulturen getrocknet.Bei der Errichtung der Anlage wurde in der Energieerzeugung noch die Zukunft gesehen. “Auf Grund der Überproduktion musste zehn Prozent der Fläche stillgelegt werden und es waren Exportförderungen notwendig. Biogas war damals der Retter. Man konnte diese Flächen wieder nutzen und damit saubere Energie erzeugen”, blickt Ziegler auf die Anfangszeit zurück. Mittlerweile sei das Image von Biogas jedoch gekippt und zudem die Preise stark gefallen. Für eine Kilowattstunde erhält er derzeit nur noch 2,5 Cent – zwei Drittel weniger als noch vor zehn Jahren: “Zu diesem Preis kann keiner produzieren.”

Ziel: Biogas an der eigenen Tankstelle tanken

BBKO Josef Mühlbachler (l.) und Dienstellenleiter der LK Freistadt Johannes Gahleitner (r.) mit den beiden Betriebsführern ©BZ/Mursch-Edlmayr
BBKO Josef Mühlbachler (l.) und Dienstellenleiter der LK Freistadt Johannes Gahleitner (r.) mit den beiden Betriebsführern ©BZ/Mursch-Edlmayr
Die Zukunft von Biogas sieht Ziegler nicht in der Stromerzeugung, sondern als Treibstoff: “Auch zahlreiche Traktorenhersteller beschäftigen sich bereits mit diesem Thema”, so Ziegler. Jedoch sei vor allem bei leistungsstarken Traktoren derzeit die Reichweite noch ein Problem. Über kurz oder lang könne Biogas jedoch ein konkurrenzfähiger Treibstoff werden. Seit ein paar Monaten ist Familie Ziegler selbst stolzer Besitzer eines mit Biogas betriebenen Pkws: “Ziel ist es früher oder später an der eigenen Anlage zu tanken”, so der Biogasbetreiber. Bis die Treibstofferzeugung in den kleinen bäuerlichen Biogasanlagen jedoch wirtschaftlich betrieben werden kann, brauche die Forschung noch etwas Zeit und die Betreiber eine Verlängerung der Einspeisetarife. Die Umsetzung soll im März im Ministerrat erfolgen.

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