Bioenergie: Regional und krisensicher

Am diesjährigen „Weltbauerntag“, der seit dem Jahr 2000, wie auch schon zuvor der Weltmilchtag, am 1. Juni begangen wird, finden sich Österreichs Landwirte in einer unsicheren Produktionsumgebung wieder.

Landwirtschaftsminister Totschnig (M.) und Landesrat Seitinger (2.v.l.) informierten sich in Hafendorf. Foto: BauernZeitung

Der Weltbauerntag soll die Landwirtschaft in ihrer Rolle als Lebensmittelerzeuger in unser Bewusstsein bringen. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, die regionale Versorgung mit Lebensmitteln bleibt in Österreich, trotz geopolitischer Turbulenzen rundherum, gegeben. Aber auch hierzulande wird die Forderung nach Entlastung, speziell im Energiesektor, lauter.

Kostenfaktor Energie
„Während in vielen EU-Ländern die Bauern bereits entlastet wurden, müssen Österreichs Bauern die Last der hohen Dieselpreise bis dato allein schultern“, erklärten etwa Niederösterreichs Bauernbundobmann Stephan Pernkopf und Direktor Paul Nemecek zu den unterschiedlich großen Unterstützungsmaßnahmen im EU-Vergleich. Und weiter „Wenn es nicht bald zu einer Entlastung kommt, werden immer mehr Betriebe ihre Arbeit einstellen müssen, weil sie bei jedem Kilo Fleisch oder Gemüse draufzahlen“.
Derweil betonten Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und der steirische Bauernbundobmann und Agrarlandesrat Johann Seitinger bei einem Lokalaugenschein zum Weltbauerntag in der Bio-Nahwärme-anlage am Gelände der Landwirtschaftlichen Fachschule Hafendorf die Bedeutung der Landwirtschaft beim notwendigen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern. Beim Ausbau erneuerbarer Energieträger liegt Österreich im internationalen Spitzenfeld. So kam 2020 bereits ein Drittel der benötigten Energie aus den Erneuerbaren, mehr als im EU-Durchschnitt mit 20 Prozent. Totschnig sieht hier die Land- und insbesondere die Forstwirtschaft als Teil der Lösung: „Bei den Grundnahrungsmitteln haben wir bereits einen sehr hohen Eigenversorgungsgrad. Bei der Energieversorgung sind wir jedoch noch auf fossile Energieträger angewiesen. Umso wichtiger ist es, unsere heimische Energieerzeugung auszubauen.“

Lokale Versorgung
Österreichs land- und forstwirtschaftliche Betriebe leisten hier schon jetzt einen wichtigen Beitrag, so Totschnig. „Die Bioenergie stellt bereits 45 Prozent der gesamten Energieerzeugung Österreichs, wobei Holzbrennstoffe den größten Anteil ausmachen.“ Mehr als die Hälfte der heimischen Haushalte nutzt Holz als Wärmequelle.
Ein weiterer Ausbau der derzeit in Österreich bestehenden 2.397 Biomasse-Heizwerke steht jedenfalls auf der Agenda des neuen Forstministers, denn jährlich wachsen im „Waldland“ Österreich rund 4 Millionen Kubikmeter Holz mehr nach als genutzt werden. Totschnig: „Wir wollen die bäuerliche Energieproduktion stärken. Durch den Ausbau von Bio-Energie, bleibt die Wertschöpfung im Land.“
Diesbezüglich verweist er auf das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz und den Waldfonds mit einem Volumen von 350 Mio. Euro.
Dass die Landwirtschaft bereit ist, ihren Beitrag zu leisten, hob Johann Seitinger hervor: „Wir haben die Ressourcen, auch das technische Know-how und das Engagement der Bauernfamilien dazu, um der Bevölkerung die größtmögliche Versorgungssicherheit zu bieten.“ Das zeige auch das Beispiel der Bio-Nahwärmeanlage an der LFS Hafendorf. Dort wird eine Bio-Nahwärmeanlage betrieben, welche rund 1.000 Festmeter Holz je Jahr umsetzt.

Clemens Wieltsch

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AUTORRed. SN
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