Bio: Markt zieht an, Einstieg schwierig

Österreichs Bio-Sektor verspürt neue Impulse im Absatz. Gleichzeitig hemmen Förderlücken und steigende Auflagen den Ausbau und sorgen für Verunsicherung und gedämpfte Stimmung in der Branche.

Konsumenten greifen mehr zu biologischen Lebensmitteln. Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz sind wichtige Kaufargumente.

Nach einem zweijährigen „Durchhänger“ befindet sich der heimische Bio-Markt aktuell im Aufwind. „Die Lage dreht sich wieder. Es gibt klare Wachstumssignale“, sagte der oberösterreichische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger bei einem Pressegespräch. Während die Zahl der Bio-Betriebe zuletzt leicht rückläufig war, sei vor allem im Tierhaltungsbereich eine dynamische Entwicklung spürbar. Die steigende Nachfrage sei aber auch stark vom Export, insbesondere nach Deutschland, geprägt.

Neue Höchstände bei Bio-Lebensmittel

Mit einem mengenmäßigen Anteil von 13 Prozent aller Lebensmitteleinkäufe hat Bio hierzulande im Vorjahr einen neuen Höchststand erreicht. Getragen werde dieser insbesondere durch Leitprodukte wie Milch, Joghurt, Mehl und Eiern. Aber auch die Nachfrage nach Bio-Fleisch gewinnt an Fahrt. Die Umsätze konnten gegenüber 2023 um 12 Prozent zulegen Wachstumstreiber sind hier vor allem Rindfleisch, Geflügel und Lamm. Bei Schweinefleisch dagegen verlaufe der Aufbau der Produktion laut Waldenberger weiterhin „schleppend“.

Ein österreichischer Haushalt gibt mittlerweile im Durchschnitt 340 Euro pro Jahr für Bio-Produkte aus ebenfalls ein neuer Höchststand. Insgesamt stieg der mengenmäßige Absatz von Bio-Lebensmitteln im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent, der wertmäßige um 3,7 Prozent. „Diese Zahlen sind ein starkes Signal. Die Konsumenten sind bereit, mehr Bio zu kaufen jetzt gilt es, dieses Potenzial zu nutzen“, so Waldenberger, der aber auch von einem „Spannungsfeld“ sprach.

Wachsende Nachfrage trifft auf Hürden

Denn trotz dieser positiven Marktdaten ist die Stimmung in der Biobranche gedämpft. Grund dafür sind wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die eine nachhaltige Entwicklung erschweren. „Stagnierende Bio-Zuschläge führen dazu, dass Mehraufwände oft nicht adäquat abgegolten werden“, erklärte Waldenberger. Hinzu kämen steigende regulatorische Anforderungen (Stichwort Weidehaltung).

Seit 2022 haben circa 1000 Bio-Betriebe in Österreich aufgegeben. Neueinsteiger bleiben rar nicht zuletzt wegen fehlender Fördermöglichkeiten. Der Einstieg in die Maßnahme „Biologische Wirtschaftsweise“ ist derzeit für viele Betriebe gesperrt. Nur bestehende Teilnehmer des ÖPUL-Programms UBB können noch bis Jahresende in die Bio-Förderung wechseln. Waldenberger bedauert: „Die aktuellen Förderstopps und die begrenzte Wechselmöglichkeit im ÖPUL-Programm bremsen das Entwicklungspotenzial des Bio-Sektors.“

Auch die Obfrau von Bio Austria Oberösterreich schlägt in dieselbe Kerbe: „Das aktuelle Förderprogramm hat trotz Nachbesserungen zu wenig Anreize für Neueinsteiger geschaffen. Diese Lücke spüren wir jetzt mit der knappen Rohstofflage und beim Ausbau der Produktion“, so Magdalena Barth.

Österreich weiterhin europäischer Vorreiter

Im europäischen Vergleich nimmt Österreich trotz dieser Herausforderungen weiterhin eine Spitzenposition im Bio-Bereich ein. Mit einem Bio-Flächenanteil von 27 Prozent ist man weiterhin führend in der EU (Durchschnitt: 10,9 Prozent). Auch beim Bio-Marktanteil
gehört Österreich mit knapp elf Prozent zu den europäischen Top Drei, wie eine aktuelle Erhebung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FIBL) zeigt.

Zahlen & Fakten

In Oberösterreich wirtschaften aktuell 4513 Betriebe biologisch das entspricht 20,3 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe im Bundesland. Die Bio-Fläche beträgt 92.310 Hektar bzw. 18,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Davon entfallen 55.933 Hektar auf Bio-Grünland (27,3 Prozent des Gesamtgrünlands) und 35.640 Hektar auf Bio-Ackerflächen (12,3 Prozent der Ackerfläche).

- Bildquellen -

  • Quehenberger (c) Bio Austria Sbg: Bio austria
- Werbung -
AUTORThomas Mursch-Edlmayr
Vorheriger ArtikelWolfs-Management: Herabsetzung des Schutzstatus beschlossen
Nächster ArtikelHarte Jahre