Bio-Landwirtschaft in Tirol vor großen Herausforderungen

Im Rahmen des Eröffnungstages der 2. Tiroler Biobauerntage haben LHStv. Josef Geisler, BIO AUSTRIA Obfrau Gertraud Grabmann, der bekannte Schweizer Biodynamiker Martin Ott, Unternehmensberater Ludwig Gruber und Hans Matzenberger, Leiter der Kontrollstelle Austria Bio Garantie, im Rahmen einer Online-Podiumsdiskussion die Zukunft der Bio-Landwirtschaft in Tirol unter die Lupe genommen. 

Bei den 2. Tiroler Bio-Bauerntagen wurde diskutiert, welche Chancen für die Bio-Landwirtschaft in der aktuellen Krise stecken.

„Die Bio-Landwirtschaft erbringt systemische Mehrleistungen in den Bereichen Umweltschutz, Klimaschutz, Biodiversität und Tierwohl, die im gegenwärtigen Entwurf zur Umsetzung der GAP in Österreich nicht berücksichtig werden. Hier braucht es noch substanzielle Änderungen, damit die Bio-Landwirtschaft in Österreich zukunftsfähig bleibt und für Bäuerinnen und Bauern eine Perspektive darstellt“, forderte BIO AUSTRIA Obfrau Gertraud Grabmann in ihrem Statement. Gerade in Zeiten des vermehrten Sichtbarwerdens der Konsequenzen des Klimawandels sowie dramatischer Biodiversitäts-Rückgänge sei es „geradezu skurril, wenn die nachweislich umwelt- und klimafreundliche, biodiversitätsfördernde biologische Wirtschaftsweise herabgestuft werden würde.“

„Die aktuelle Krise bietet die Chance, im Sinne eines sanften Tourismus kleinräumige Versorgungsstrukturen von regionalen und biologischen Produkten für die Tiroler Hotel- und Gastronomiebetriebe aufzubauen. Das würde vielen Tiroler Biobäuerinnen und Biobauern helfen, auch in Zukunft hochwertige biologische Lebensmittel produzieren zu können“, schlägt Unternehmensberater und Bio-Kenner Ludwig Gruber als eine Lösung vor.

Auch das Land Tirol ist bemüht, Bäuerinnen und Bauern dahingehend zu unterstützen, ihre Produkte zu angemessenen Preisen verkaufen zu können, wie LHStv. Josef Geisler in seinem Statement betonte. Ein Projekt zur Digitalisierung soll die Betriebe unterstützen, ihre Produkte mittels Direktvermarktung an die Konsumentinnen und Konsumenten zu bringen. Damit bliebe die Preisbildung in der Hand der Bäuerinnen und Bauern.

BIO AUSTRIA Obfrau Gertraud Grabmann nahm im Zuge der Diskussion um die Marktchancen für biologische Lebensmittel aber auch die Politik in die Verantwortung: „Es ist kein Geheimnis, dass der Markt auf dem Gebiet der Einpreisung von bäuerlichen Leistungen in den Bereichen Umwelt, Biodiversität, Tierwohl und Klima für die Gesellschaft bei Lebensmitteln versagt. Was die bäuerlichen Familien bräuchten, um diese Leistungen zu finanzieren, können sie nicht in vollem Umfang über die Erlöse ihrer Lebensmittel erwirtschaften. Die Politik kann sich daher hier natürlich auch im Bio-Bereich nicht heraushalten und die Bäuerinnen und Bauern dem Markt überlassen, wissend, dass das nicht funktioniert.“

Radikales Umdenken gefordert

Der Schweizer Biodynamiker Martin Ott geht noch einen Schritt weiter: „Der Preisdruck in unserem Ernährungssystem geht immer auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern, die am Ende der Lieferkette stehen. Wie kann es sonst sein, dass ein Liter Coca-Cola in unseren Supermärkten teurer ist als ein Liter Milch“, fragt Ott nach der Fairness der aktuellen Preisentwicklungen unserer Lebensmittel. In seinen Augen bräuchte es in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Landwirtschaft ein radikales Umdenken und die Erarbeitung systemischer Lösungen, um die Chancen, die in den aktuellen Krisen stecken, auch richtig zu nützen und eine nachhaltige Zukunft zu gewährleisten.

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  • 2. Tiroler Bio Bauerntage BIO AUSTRIA Liebentritt: BIO AUSTRIA/Liebentritt
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AUTORred. AH
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