Wirtschaftslandesräte besuchen die Agrana-Bioraffinerie in Pischelsdorf

Der börsennotierte Frucht-, Zucker- und Stärkekonzern Agrana invistierte am Standort der Bioraffinerie in Pischelsdorf im Tullnerfeld 300 Millionen Euro.

Besuch der Wirtschaftslandesräte in Pischelsdorf
Besuch der Wirtschaftslandesräte in der Agrana-Bioraffinerie in Pischelsdorf: Agrana-Vorstände Johann Marihart und Norbert Harringer, NÖ-Landesrat Jochen Danninger, OÖ-Landesrat Markus Achleitner und Bbgld.-Landesrat Leonhard Schneemann (im Bild v.l.)

Im Vorfeld der Landes-Wirtschaftsreferentenkonferenz, die am 4. September 2020 in Tulln (NÖ) stattfindet, besuchten am Tag zuvor Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus den Bundesländern die Agrana-Bioraffinerie in Pischelsdorf (Bezirk Tulln). Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana hat erst im vergangenen Jahr am selben Standort um 100 Millionen Euro eine zweite Weizenstärkeanlage errichtet. Mit der Werkserweiterung verdoppelte das Unternehmen die Weizenstärkeproduktion und erhöhte die Anzahl der Arbeitsplätze um 45 auf 250. Insgesamt hat Agrana in den Standort Pischelsdorf seit der Errichtung des Bio-Ethanolwerkes (im Jahr 2007) und der ersten Weizenstärkeanlage (im Jahr 2013) rund 300 Millionen Euro investiert.

“Durch den Ausbau im letzten Jahr erhöhte Agrana die Gesamtverarbeitungskapazität von rund 800.000 Tonnen auf 1,2 Millionen Tonnen Getreide. Damit rückte Pischelsdorf ins Spitzenfeld der großen europäischen Stärkeproduktionsstandorte auf”, betonte Agrana-Vorstandsvorsitzender Johann Marihart.

„Die Agrana ist ein Top-Leitbetrieb in Niederösterreich und wichtiger Arbeitgeber. Heute fungierte die Agrana Stärke als Aushängeschild für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich. Herzlichen Dank für den spannenden Einblick“, so Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger, der sich im Gespräch mit Vorstandsvorsitzendem Johann Marihart für den Erhalt der Zuckerfabrik Leopoldsdorf und der damit verbundenen Arbeitsplätze stark gemacht hat.

In der erweiterten Weizenstärkefabrik werden jährlich aus rund 650.000 Tonnen Weizen 260.000 Tonnen Weizenstärke, 50.000 Tonnen Weizengluten, 100.000 Tonnen Weizenkleberfutter sowie 35.000 Tonnen Weizenkleie gewonnen. Weizenstärke wird zum einen in technischen Anwendungsbereichen (vor allem in der Papierindustrie) und zum anderen in der Lebensmittelindustrie zum Beispiel für die Herstellung von Nudeln, Brot oder anderen Backwaren verwendet. Weizengluten kommt primär in der Backwarenindustrie oder zur Herstellung von Heimtiernahrung sowie zur Erzeugung von Fischfutter zum Einsatz. Weizenkleie dient ebenso wie Weizenkleberfutter als Futtermittel.

Vollständige Rohstoffverwertung

Am Standort Pischelsdorf befindet sich neben der Weizenstärkeanlage auch eine Bioethanolanlage. Durch die enge Integration der beiden Anlagen wird das eingesetzte Getreide zu 100 Prozent verwertet. Nach Gewinnung von Weizenstärke und Weizengluten gehen die ungenutzt bleibenden Rohstoffbestandteile in die Bioethanolerzeugung sowie in die Herstellung des gentechnikfreien Eiweißfuttermittels „ActiProt“. Letzteres ersetzt den EU-Import von rund 200.000 Tonnen gentechnisch verändertem Sojaschrot aus Übersee. Schließlich werden mit hochreinem CO2, das die benachbarte Anlage des Industriegaskonzerns Air Liquide aus den Gärtanks der Bioethanolanlage verflüssigt, am Standort Pischelsdorf aus einem Rohstoff hochwertige Produkte hergestellt. Das in Pischelsdorf verwirklichte Bioraffineriekonzept, durch das alle Bestandteile des Getreides im Sinne der Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft effizient verwertet werden, gilt als Musterbeispiel für eine Komplettverwertung der eingesetzten Rohstoffe.

Beachtlicher ökonomischer Fußabdruck

Im Bereich Stärke, neben Frucht und Zucker eines der drei Segmente der Agrana-Gruppe, ist der Nahrungsmittel- und Industriegüterkonzern mit den drei österreichischen Werken in Aschach/Donau (OÖ), in Gmünd (NÖ) und in Pischelsdorf (NÖ) sowie in Szabadegyhaza (Ungarn) und in Tandarei (Rumänien) an insgesamt fünf Produktionsstandorten tätig. Dort werden die Rohstoffe Mais, Kartoffeln und Weizen zu Stärke verarbeitet und 1,8 Millionen Tonnen Stärkeprodukte an 2000 Kunden weltweit in über 20 verschiedenen Industriebranchen verkauft. „Die Stärkeproduktion ist mit einem Drittel des Gesamtumsatzes unverzichtbar für Agrana. Wir verarbeiten im Stärkebereich 250.000 Tonnen Kartoffeln und 2,9 Millionen Tonnen Mais und Weizen.“ so Marihart. Entsprechend beachtlich ist auch Agranas ökonomischer Fußabdruck. Die direkte Wertschöpfung in Österreich im Stärkebereich wird durch Zulieferungen und Dienstleistungen, die Agranas Stärkefabriken nachfragen, von 120 Millionen Euro auf 280 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

 

(A. R.)

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  • DanningerAgrana: AGRANA
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