Bauernbund kämpft gegen Wegwerfkultur

Die heimischen Bäuerinnen und Bauern produzieren hochqualitative Lebensmittel für die Bevölkerung und nicht für die Mülltonne. Jedes weggeworfene Lebensmittel ist eines zu viel.

Fresh Food In Garbage Can To Illustrate Waste

In der EU fällt circa die Hälfte der Lebensmittelverluste in den privaten Haushalten an. Jedes Jahr werden hier entlang der gesamten Wertschöpfungskette etwa 88 Millionen Tonnen an Lebensmitteln vernichtet. Das sind 173 Kilo Lebensmittel pro EU-Bürger bzw. 20 Prozent der gesamten EU-Nahrungsmittelproduktion.

„Es heißt: ,Mindestens haltbar bis‘ und nicht: ,sofort tödlich ab‘.“
Wolfgang Wallner

Auch in Österreich landen laut Prüfung des Rechnungshofes jedes Jahr circa 800.000 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle im Müll. Das sind in etwa 70.000 volle LKWs mit denen man ein Jahr lang ganz Tirol und Vorarlberg versorgen könnte. Eine BOKU-Studie verdeutlicht, dass noch genussfähiges Brot und Gebäck (28 Prozent), Obst und Gemüse (27 Prozent), Milchprodukte und Eier (12 Prozent) sowie Fleisch und Fisch (11 Prozent) weggeworfen werden. In einem österreichischen Haushalt landen so jährlich Lebensmittel im Wert von 300 bis 400 Euro im Müll.
„Jedes weggeworfene Lebensmittel ist eines zu viel. Alle Bereiche vom Lebensmittelhandel, der Gastronomie, den öffentlichen Küchen und ganz besonders die Konsumenten sind einmalmehr aufgerufen ihrer Wegwerfkultur den Kampf anzusagen“, erklärt Bauernbund-
Direktor Wolfgang Wallner. Der Bauernbund setzt daher seit Jahren auf Information. „Wir Bäuerinnen weisen seit langem auf einen achtsamen Umgang mit Lebensmitteln hin. In Rezeptvorschlägen zur ,Restlküche‘ werden Möglichkeiten aufgezeigt, Reste oder kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum befindliche Lebensmittel zu schmackhaften Gerichten zu verarbeiten, wobei Lebensmittel, die sich über dem Mindesthaltbarkeitsdatum befinden, noch genießbar sind“, so Landesbäuerin Johanna Haider.

Verschiedene Lösungsansätze zur Reduktion

Verschiedene Länder versuchen das Problem mit unterschiedlichen Herangehensweisen in den Griff zu bekommen. In Frankreich etwa müssen Supermärkte mit einer Ladenfläche von mehr als 400 Quadratmetern selbst Kontakte mit karitativen Verbänden herstellen und Bedingungen für die unentgeltliche Abgabe von Lebensmitteln festlegen. Wird das nicht gemacht, drohen bei einer Anzeige Geldstrafen in der Höhe von bis zu 3750 Euro pro Vergehen. Außerdem dürfen Supermärkte 60 Prozent des Einkaufspreises der gespendeten Lebensmittel von der Steuer absetzen. Auch in Italien wird mit Steuererleichterungen geworben.
In Österreich setzt man im aktuellen Regierungsprogramm auf den „Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung über die gesamte Wertschöpfungskette“. Der Beschluss zur Einrichtung einer nationalen Koordinierungsstelle im Ministerrat vom Juni 2021 ist positiv zu bewerten. Alle relevanten Bereiche (Agrar, Soziales, Gesundheit, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung) können so miteinander verbunden werden.
„Jetzt ist es wichtig, dass die Koordinierungsstelle den Aktionsplan rasch mit Inhalten füllt und vorstellt. Nur so wird es gelingen, die Lebensmittelverschwendung dauerhaft zu reduzieren. Angesichts aktueller Bilder sollte das ein Gebot der Stunde sein“, betont Bauernbund-Landesobmann und Landtagspräsident-Präsident Max Hiegelsberger.

- Bildquellen -

  • Lebensmittel in Mülltonne: Foto: highwaystarz - stock.adobe.com
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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